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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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übrigen Überlebenden von Dalfingers Zug kehrten mit 130 Kilogramm Gold nach Coro zurück. Die Welser in Augsburg hofften nun, dass es in den westindischen Ländern neben dem Reich der Azteken in Mexiko und dem der Inkas in Peru, das Pizarro gerade erst erobert hatte, noch ein weiteres Goldreich gab. Sie rüsteten in Sevilla eine große Flotte aus. 600 Mann – überwiegend Spanier – segelten unter dem Kommando des neuen Gouverneurs Georg Hohermuth von Speyer in die Neue Welt. Mit dabei: der Reichsritter Philipp von Hutten.
    „Es ging den Welsern jetzt nur noch um ein einziges Ziel“, erklärte der Professor. „Die Plünderung eines reichen Landes, von dem sie zu wissen glaubten, wo es lag.“
    Im Mai 1535 waren Hohermuth und von Hutten mit 400 Mann und 80 Pferden von Coro aus ins Landesinnere von Venezuela aufgebrochen.
    „Bei dem im Text von Ritz erwähnten verstorbenen Hauptmann Andreas handelt es sich übrigens sicher um Andreas Gundelfinger, den Majordomus von Georg Hohermuth und Hauptmann der Reiterei. Gundelfinger war eines der vielen Opfer, die die Überquerung der schneebedeckten Berge und tiefen, breiten Flüsse und die Märsche durch unwegsame Wälder und Sümpfe kosteten und den Vormarsch des Heeres immer wieder aufhielten“, schilderte Ortenburg.
    Und wenn schon viele der Konquistadoren die Strapazen nicht aushielten, was hatten dann die Indiosklaven zu leiden, dachte Tilly. Sie wunderte sich, mit welcher Begeisterung Ortenburg ihr alle diese Dinge haarklein erklärte, als hielte er eine Vorlesung, anstatt ihr alles in einer E-Mail zu schicken. Aber wenn der Professor in Rente war, genoss er es sicher, sein Wissen wieder einmal weiterzugeben.
    „Immerhin“, sagte Ortenburg jetzt, „hatten Hohermuth und von Hutten neue Gerüchte von einem reichen Fürsten gehört, dem Ocoarica. Und linker Hand der Provinz des Ocoaricas sollten die ebenfalls reichen Amazonen leben. Die erschöpfte und kranke Truppe war schließlich gezwungen gewesen, nach Coro zurückzukehren, bevor sie den Ocoarica oder die Amazonen erreicht hatten. Nur 160 Konquistadoren hatten überlebt.“
    „Ich dachte immer, es wäre der spanische Konquistador Francisco Orellana gewesen, der von Amazonen berichtet hat“, warf Tilly ein. „Hat er nicht sogar gegen diese Frauen gekämpft, als er mit seinen Leuten den Amazonas hinuntergefahren ist?“
    „Ja“, bestätigte Ortenburg. allechtnburg. Aber von den Amazonen gehört haben als Erste die deutschen Landsknechte. Allerdings sind sie den kämpfenden Frauen nie begegnet.“
    1537 war dann Nikolaus Federmann, Hohermuths Stellvertreter im Hauptquartier der Deutschen, mit 300 Mann von Coro aus aufgebrochen, um den Gouverneur zu unterstützen. Mit dabei: Caspar Ritz. Sie verpassten von Huttens und Hohermuths Expedition. Aber etwa eineinhalb Jahre später war Federmann endlich am Ziel. Die Deutschen erreichten tatsächlich die goldene Provinz, von der sie so viel gehört und so lange geträumt hatten. Es handelte sich um das Herrschaftsgebiet der Muisca im heutigen Kolumbien.
    „Doch sie waren zu spät gekommen. Das goldene Reich war bereits geplündert“, stellte Ortenburg fest. „Der spanische Konquistador Gonzalo Jiménez de Quesada war mit seinen Leuten schneller gewesen. Er und seine Soldaten hatten die Muisca-Fürstentümer Bogotá und Tunja erobert sowie den Sonnentempel Sogamox ausgeraubt – jenes ‚Haus der Sonnen‘, von dem die deutschen Konquistadoren immer wieder gehört hatten. Von Einheimischen hatten die Spanier außerdem erfahren, dass einer der Muisca-Fürsten einen riesigen Schatz vor ihnen versteckt haben sollte. 41’800 Kilogramm Gold und 10’000 Smaragde.
    Wow, dachte Tilly, unglaublich. Sollte das der Schatz sein, von dem Caspar Ritz geschrieben hatte? Das wäre ja völliger Wahnsinn.
    „Wenn dieser Schatz tatsächlich existiert hat“, sagte Ortenburg, „dann ruht er noch immer in der sogenannten Casa del Monte irgendwo in der Umgebung von Bogotá. Aber ich glaube nicht daran.“
    Außerdem hatte Ritz von einem Schatz in Peru berichtet, fügte Tilly im Geiste hinzu.
    „Die eroberte Provinz, ein Teil des heutigen Kolumbien, nannten die Spanier Neu-Granada“, erklärte Ortenburg weiter.
    Wie Federmann und Caspar Ritz war es dem spanischen Konquistador Sebastián de Belalcázar ergangen. Der hatte sich mit seinen Leuten von Quito in Peru aus aufgemacht, um Gerüchten von einer reichen Provinz nachzugehen, und war wie Federmann zu spät gekommen. Belalcázar

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