Mythos
brachte die Legende von El Dorado mit – doch im Reich der Muisca fanden die Konquistadoren den vergoldeten Mann nicht.
Gemeinsam gründeten die drei Feldherren die Stadt Bogotá. Dann war Federmann nach Spanien abgereist, um beim Kaiser für die Rechte der Welser an der Region einzutreten, die seiner Meinung nach zur Provinz Venezuela gehörte.
„Etliche Konquistadoren machten sich nun auf, um im Osten nach dem Vergoldeten zu suchen, von dem Belalcázar gehört hatte“, sagte der Professor. „Ihr Caspar Ritz aber, der ja mit Federmann von Osten gekommen war, hielt das für einen Fehler – eine Abusión –, und das hat er in seinem Brief an von Hutten auch deutlich gesagt.“
In Coro glaubte Georg Hohermuth nach seiner ersten, gescheiterten Expedition unterdessen, genau zu wissen, wo das Ziel lag. Doch im Juni 1539 starb er überraschend. Nun war es an Philipp von Hutten als Generalkapitän, den nächsten Vorstoß vorzubereiten. Das war die Situation in Venezuela, als Caspar Ritz in Trujillo in Peru im September 1539 den Brief an von Hutten geschickt hat.
„Bringen wir die Geschichte von den Welsern, Philipp von Hutten und des El Dorado zu Ende“, fuhr Ortenburg fort. „Bevor von Hutten erneut mit Verstärkung aus Europa loszog, hörte er vermutlich von einem der Begleiter von Federmann und Ritz, der nach Coro zurückgekehrt war, was in Bogotá passiert war. Und er hörte die Geschichten vom El Dorado. Hohermuth und er hatten während ihres gemeinsamen Zuges von einem reichen König Ocoarica gehört. Nun schloss von Hutten, dieser müsste El Dorado sein. 1541 machte sich von Hutten, der den Brief von Caspar Ritz nicht erhalten hatte, auf die Suche nach dem ‚Ocoarica el Dorado‘. Unterwegs bog er nach Süden ab, dorthin, wo die Amazonen leben sollten. Aus dem ‚Ocoarica el Dorado‘ wurde bei den Deutschen ‚El Dorado bei den Amazonen‘. Von Hutten wurdt. Huttene dann von Indios des Stammes der Omagua zurückgeschlagen – ganz kurz vor dem Ziel, wie er glaubte. Von Hutten kehrte um in Richtung Coro, überzeugt davon, schon ins Reich des ‚El Dorado bei den Omaguas‘ eingedrungen zu sein. Er wurde schließlich 1546 bei Streitereien zwischen den Konquistadoren und einem Juristen der spanischen Krone ermordet, bevor er El Dorado erneut suchen konnte. Und die Welser mussten die Provinz Venezuela wieder aufgeben, da sie ihre Verpflichtungen dem Kaiser gegenüber nicht erfüllt hatten.“
Caspar Ritz aber war, so vermutete Ortenburg, zusammen mit Leuten von Belalcázar, 1538 nach Peru gezogen und hatte dort von den Streitigkeiten der Spanier untereinander gehört. Zu der Zeit, als Ritz in Peru war, hatte sich die Lage aber wieder beruhigt.
„Aus dem Schluss des Briefes von Ritz wird man natürlich nicht so recht schlau“, gab Ortenburg zu. „Ritz hat sicher von Belalcázars Leuten Geschichten über Schätze gehört, die die Inkas versteckt hatten, nachdem Atahualpa tot war. Vielleicht bezieht er sich darauf. Im September 1539 hat sich Ritz dann in der Stadt Trujillo an der Küste im Norden Perus aufgehalten und einem Boten seinen Brief an von Hutten in Coro mitgegeben. Wo ist er in der Zwischenzeit gewesen? Befand er sich auf der Rückreise nach Venezuela? Und warum hat er einen Brief geschickt, statt weiterzureisen?“, fragte der Historiker „Und dann hat man nichts mehr von ihm gehört.“ Ortenburg brummte nachdenklich in den Hörer. „Dass Ritz tatsächlich einen Schatz gefunden oder geborgen hat, ist unwahrscheinlich. Seine Auftraggeber, die Welser, waren jedenfalls Anfang des 17. Jahrhunderts zahlungsunfähig und ruiniert. Die haben keinen Schatz gehoben.“
Tilly bedankte sich bei Ortenburg. Den historischen Background von Ritz hatte sie jetzt zusammen. Und die ganze Geschichte war faszinierend und machte Ritz’ Behauptungen glaubwürdig. Auch dass Ortenburg gleich von drei weiteren Schätzen geredet hatte, die in Südamerika noch immer irgendwo versteckt sein könnten, hatte sie gefesselt. An Belalcázar und das Gold von Quito erinnerte sie sich vage, aber die Rolle der deutschen Landsknechte bei der Entstehung des El-Dorado-Mythos und der Amazonen-Legende war ihr unbekannt gewesen. Und vom Gold in der Casa del Monte und der verschollenen Beute von Dalfingers zweiter Expedition hatte sie noch nie gehört. Ortenburgs Skepsis dämpfte ihre Begeisterung nicht. Dass die Welser nichts von Ritz’ Schatz gewusst hatten, ließ sich leicht erklären – schließlich hatte der Brief von Ritz
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