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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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schreiben, gibt bloß bös Geschrey und Neidt. Hab sunst jnsgeheim jn der Sach der Leng schriben, wie es sich allenthalben auff meyner Rais verloffen.
    Ich bit euch, grust mir die gantz Geselschaft, beßonders den Gobernator, den Iacob Renbold, Melcher Grubel, Frantz Lebzelter, Titus Neukomm vnd particularmente Joachim.
    Hiemit wil ich euch Got beuolhen haben. Got der Almechtich schickt alles nach seinem Willen, vnd ich bitt, daß er uns zusammenhelff.
    Datum zw Trujillo, Peru den 25. Tag Septembris im Iar 1539.
    Euer gutwilliger Gaspar Riz de Santo Galo
    Jedes Mal, wenn Tilly die Stelle mit dem „Reichtumb“ las, kribbelte es in ihrem Bauch. Sie machte eine Kopie von dem Textdokument auf ihrem Rechner und schickte sie an Ortenburgs E-Mail-Adresse.
    Die nächsten zwei Stunden, während sie auf Ortenburgs Reaktion wartete, verbrachte Tilly wieder damit, die seltsamen Symbole des Derrotero in die Symbole ihres Schreibprogramms zu übertragen. Dann loggte sie sich ungeduldig wieder ins Internet ein. Oldenburg hatte bereits eine Nachricht geschickt. Er wartete auf ihren Anruf. Sie wählte seine Nummer.
    Er hielt sich kaum mit einer Begrüßung auf und kam gleich zur Sache.
    „Diese Geschichte ist wirklich interessant“, begann Ortenburg. „Die ganze Sache mit den Welsern ist ja eigentlich genauso spannend wie die von den Spaniern Cortez und Pizarro. Trotzdem sind in Deutschland die spanischen Konquistadoren viel bekannter als die deutschen Konquistadoren. Dabei ist das ein dramatischer Stoff um die Gier nach Gold; eine Geschichte von Entdeckungen, von Krieg, Gewalt, Hunger, Krankheit, Verzweiflung, Kannibalismus, gewonnenen und verlorenen Schätzen, Intrigen …“ Er seufzte.
    „Aber fangen wir mal vorn an. 1528 hat Bartholomäus Welser der Ältere aus Augsburg einen Vertrag mit der spanischen Krone abgeschlossen, dem zufolge sein Handelshaus die neu entdeckte Provinz Venezuela erkunden, besiedeln und Bodenschätze gewinnen sollte“, erklärte er. „Die Welser durften den Gouverneur und den Generalkapitän stellen und waren verpflichtet, Soldaten, Siedler sowie deutsche Bergleute auszurüsten und nach Südamerika zu transportieren, Dörfer zu gründen und Festungen zu bauen. Dafür hatte Karl V. ihnen einen erheblichen Teil aller erwirtschafteten Erträge als Gewinn versprochen.“
    Im Februar 1529 war eine Flotte unter dem Gouverneur Ambrosius Dalfinger oder Alfinger, wie er manchmal genannt wurde, in der winzigen Siedlung Coro – eigentlich nur einige strohgedeckte Hütten – an der Nordküste Südamerikas angekommen. Dalfinger hatte aber wenig unternommen, um das Land Venezuela, wie vom Kaiser gefordert, zu kolonisieren. Stattdessen war er mit einem großen Teil seiner Leute und etlichen Indiosklaven ins unerforschte Landesinnere gezogen, um das Südmeer zu suchen. Dabei hatte er von den Einheimischen Gerüchte über ein reiches Volk aneiches jenseits der Berge gehört. Nachdem fast die Hälfte seiner Landsknechte und noch mehr Sklaven an Hunger und Tropenfieber gestorben waren, war Dalfinger unverrichteter Dinge nach Coro zurückgekehrt. Weitere Züge Dalfingers und seines Stellvertreters Nikolaus Federmann waren ebenfalls gescheitert. Aber immer wieder hatten sie von Sonnentempeln im Süden gehört. Und sie waren fasziniert von Geschichten über Häuptlinge mit goldenen Rüstungen.
    „Dalfinger stieß auf seiner zweiten Expedition auf eine riesige Siedlung der Pacabueyes, deren Gold er mit Gewalt an sich brachte. Er hörte dort von einer reichen Stadt Coyandin. Auf dem Rückweg wurde Dalfinger 1533 im Kampf mit den Indios von einem vergifteten Pfeil getroffen und starb“, sagte Ortenburg. „Zuvor, Anfang 1532, hatte er seinem Hauptmann Iñigo de Vascuña zusammen mit zwei Dutzend Fußsoldaten und Indioträgern mit einem Großteil seiner Beute, 125 Kilogramm Gold, nach Coro zurückgeschickt, um Nachschub zu organisieren. Doch die Gruppe verirrte sich in den unwegsamen Sümpfen und Wäldern. Die letzten Überlebenden vergruben das Gold – und verschwanden spurlos. Lediglich ein Spanier wurde von Indios gerettet und berichtete später von einer Tragödie von Hunger, Verzweiflung, Kannibalismus und Tod. Die Christen in Coro versuchten, das vergrabene Gold zu finden. Ohne Erfolg. Es liegt bis heute irgendwo in einem Sumpf unterhalb der östlichen Berghänge westlich von Maracaibo.“
    Wieder ein Hinweis auf einen verlorenen Schatz, dachte Tilly. Vielleicht sollte man dieser Sache mal nachgehen.
    Die
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