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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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behauptete. Dann lachte er laut. Als er Revillas Blick sah, brach er ab. Der Mann meinte das ernst. Eine Pfeilspitze in einem 15 Millionen Jahre alten Krokodilschädel?
    Revilla richtete den Zeigefinger auf den Studenten. „Kannst du mir mal erklären, wie die dort hinkommt? Hat da vielleicht jemand im Mittleren Miozän mit Pfeil und Bogen Jagd auf Riesenkrokodile gemacht oder was?“
    Er ließ sich schwer in seinen Schreibtischsessel fallen und rieb sich die Stirn.
    Pérez blinzelte ihn ungläubig an. „Ist die vielleicht irgendwie später in den Schädel gekommen?“, fragte er nach einer Weile.
    „Diese Zahnpfeilspitze sieht ziemlich nach Steinzeit aus“, antwortete Revilla. „Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Steinzeitmensch aus Spaß mit einem seiner wertvollen Pfeile auf einen versteinerten Knochen geschossen hat, der aus dem Boden ragt.“
    Er nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. „Hat dieser Purussaurus noch erlebt, wie unsere Vorfahren Amerika besiedelt haben? Das war vor einigen Zehntausend Jahren. Aber wieso steckt der Schädel dann in Sedimenten aus dem Miozän?“
    Er setzte die Brille wieder auf und schaute Pérez eindringlich an. „Oder jemand hat vor 15 Millionen Jahren bereits …“
    Er brach ab und schwieg eine Weile nachdenklich. Dann fuhr er leise fort. „Jemand hat diesen Zahn durch das geöffnete Maul geradewegs in den Kopf des Kaimans geschossen. Vor 15 Millionen Jahren.“
    Er richtete sich auf und zeigte mit dem Finger auf den Studenten. „Aber irgendwie hoffe ich immer noch, dass du mir erklärst, wie man so eine Fälschung herstellt.“
    „Ich habe gar nichts gefälscht.“ Pérez sprang empört auf. „Ich wüsste gar nicht, wie das geht.“ Er hob die Hände. „Kommen Sie doch mit, holen wir das Ding und Sie untersuchen es. Dann werden Sie ja sehen.“
    „Ja“, sagte Revilla. „Das werde ich gern tun. Wenn ich das nötige Geld habe. Und ich hoffe, dass wir dann eine andere Erklärung für diesen Zahn finden. Sonst können wir diesen Fund doch gar nicht veröffentlichen. Jeder würde glauben, ich wollte die Kreationisten unterstützen. Mein Ruf wäre ruiniert.“
    „Was? Aber was ich gefunden habe, habe ich gefunden“, sagte Pérez. „Bloß weil wir es nicht erklären können, dürfen wir es doch nicht verheimlichen.“
    Revilla nickte. „Da hast du eigentlich recht. Aber jetzt hör mir mal zu.“
    Er stand wieder auf, stellte sich an das Fenster hinter seinem Schreibtisch und starrte hinauf zur Spitze des benachbarten Torre-Trecca-Hochhauses in 90 Metern Höhe.
    „Die Kreationisten“, begann er, „warten doch nur darauf, solche Entdeckungen auszuschlachten. Sie schaffen es trotz des riesigen, ständig wachsenden Berges von Hinweisen auf die Evolution, die Leute zu verunsichern und hinters Licht zu führen. Selbst unter den Moslems gibt es inzwischen Kreationisten, zum Beispiel diesen Kerl in der Türkei, diesen Adem irgendwas, der unendlich viel Geld in den Kampf gegen die seriösen
    Die meisten Kreationisten, das wusste Pérez, waren überzeugt davon, dass die Erde vor rund 6000 Jahren von Gott erschaffen wurde, so wie es in der Bibel stand. Einige Kreationisten, die es nicht so eng sahen, legten noch einige Tausend Jahre drauf. Vielleicht auch einige Millionen. Aber die Fossilien ausgestorbener Arten belegten ihnen zufolge nicht die Entwicklungsgeschichte des Lebens. Vielmehr waren die Organismen, deren Fossilien man fand, während der Sintflut gestorben.
    „Offenbar hat Noah mit der Arche doch nicht von jeder Tierart ein Paar gerettet“, erklärte Revilla ironisch. „Kein einziger Dinosaurier hat es geschafft. Und selbst die Fischsaurier sind verschwunden. Die Kreationisten sind überzeugt davon, dass die Methoden, das Alter von Fossilien zu bestimmen, falsch sind. Hin und wieder glauben sie, sie hätten Beweise dafür entdeckt. Besonders begeistert sind sie immer von Hinweisen darauf, dass Menschen und Dinosaurier gleichzeitig existiert haben. Deshalb sind ihnen auch die Acambaro-Figuren, die Ica-Steine und die Paluxy-Abdrücke so wichtig.“
    „Die was?“, fragte Pérez.
    Revilla winkte ab. „Bilder und Figuren unklarer Herkunft, die Menschen und Dinosaurier gleichzeitig zeigen. Mit Sicherheit gefälscht. Und Dinosaurierfußspuren in Texas, in denen einige Spinner die Fußabdrücke von großen Menschen sehen.“
    „Aber jetzt“, stellte Pérez leise fest, „habe ich eine Pfeilspitze entdeckt, die zu beweisen

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