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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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inklusive Piloten gechartert, das ihn bereits von Lima nach Moyobamba geflogen hatte und ihn in den nächsten Tagen auch nach Yurimaguas oder Iquitos oder … tja, irgendwohin bringen würde. Das Problem war, dass er keine Ahnung hatte, wo ihr Ziel genau lag. Er hatte inzwischen sogar gewisse Zweifel daran, dass Tilly das selbst wusste. Weshalb sonst hatte sie sich nicht mehr bei ihm gemeldet?
    Er war inzwischen ziemlich sauer auf sie. Gleichzeitig vermisste er sie mehr, als er sich eingestehen wollte. Vielleicht beging er einen riesigen Fehler. Aber er schob den Gedanken an das Risiko, dass seine Ehe in die Brüche gehen könnte, einfach beiseite.
    Sein Handy klingelte in der Tasche mit seinem Handtuch.
    „Endlich“, begrüßte er Tilly. „Wo bist du?“
    „Am Flugplatz in Lima“, antwortete sie. „Ich nehme gleich eine Chartermaschine nach Jaén. Heute Abend bin ich dort. Wo bist du? Hast du einen Internetzugang?“
    „Eine Chartermaschine?“, fragte York entgeistert. „Nach wo? Und wer zahlt das?“
    Tilly lachte leise. „Keine Angst, das kommt nicht auf die Spesenrechnung. Ich fliege mit einer Gruppe von Priestern, die noch einen Platz frei haben und mich umsonst mitnehmen. Jaén liegt in der Provinz der Stadt Chachapoyas, im Norden der Stadt.“
    Sie klingt erschöpft, dachte York. Mehr als erschöpft.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Nein“, antwortete Tilly. „Aber das erkläre ich dir später. Also, wo bist du?“
    York sagte es ihr. „Ich könnte vielleicht heute Abend auch nach Jaén kommen“, schlug er vor. „Ich müsste nur den Piloten auftreiben.“
    „Mach dir keinen Stress“, sagte Tilly. York meinte, etwas anderes herauszuhören als Sorge um ihn. Auf jeden Fall schien sie sich nicht besonders auf ihr Wiedersehen zu freuen. Aber P freuenr vielleicht war sie ja tatsächlich nur müde.
    „Jetzt sag schon“, sagte sie, „hast du Zugang zum Internet? Ich habe dir eine E-Mail geschickt. Meine Übersetzung des Derrotero von Caspar Ritz. Ich habe ihn entschlüsselt und für dich ins Englische übersetzt.“ Jetzt klang sie wieder so lebendig, wie er sie kannte. „Es ist großartig, Rob. Es … nein, du musst das einfach selbst lesen. Und dann überlegen wir, wie wir weiter vorgehen, okay?“
    Endlich. Jetzt wurde es spannend. „Klar“, antwortete York. „Wenn …“
    Sie hatte die Verbindung beendet. Perplex starrte York auf den Hörer. Irgendwas stimmte da nicht. Erneut beschlich ihn das Gefühl, einen großen Fehler zu begehen. Aber nun war er hier. Und endlich konnte er den Derrotero lesen, den dieser Schweizer vor 500 Jahren festgehalten hatte. Er ging zu seinem Bungalow hinüber, warf seinen Koffer aufs Bett und holte sein Notebook heraus. Dann setzte er sich an den kleinen Schreibtisch vor der Glasfront zur Schwimmanlage. Ein Spiegel hing an der Wand. Seine Haare standen wirr vom Kopf. Er fand das absolut passend. Ein ähnliches Durcheinander herrschte auch in der Etage darunter.
    York loggte sich ein, checkte den E-Mail-Eingang und öffnete die Nachricht, die Tilly ihm geschickt hatte. Sie hatte nichts als einen Gruß geschrieben und ein etliche Seiten langes Textdokument angehängt. Er machte es sich auf dem Bett gemütlich und begann zu lesen:
    Lieber Philipe,
    was ich in meinem Brief gesagt habe, will ich nun wahrmachen. Als wir mit Federmann das Haus der Sonnen bereits erobert fanden, wollte der Hauptmann nach Spanien fahren, um am kaiserlichen Hof für die Rechte der Welser zu streiten. Der größte Teil der Christen wollte im Osten das Land des Dorado suchen. Da wir aus dem Osten gekommen waren und dabei keine Neuigkeiten von reichen Provinzen oder einem vergoldeten Fürsten erhalten hatten, wollte ich an diesen Unfug nicht glauben. Ich fragte mich aber, ob sich über eine Handelsstation in Peru Geschäfte über Neu- Granada und Coro betreiben ließen. Denn die Reise von Santo Domingo über Panama nach Peru ist lang und beschwerlich.
    Kaum hatte ich Peru erreicht, hörte ich von einem Hauptmann Alonso de Alvarado in der Provinz Chachapoyas weit im Osten. Dieser Hauptmann hatte viele Christen auf einen Zug mitgenommen auf der Suche nach einem reichen Land hinter dem Gebirge. Ich hatte die Hoffnung, dass die Reise von dort nach Norden nicht mehr weit wäre bis in jene Gegend, die ich mit Federmann durchquert hatte. Ich folgte deshalb einigen Christen, die in Chachapoyas ihr Glück versuchen wollten.
    In der Provinz ist seit Jahren Frieden mit den Indiern. Als der

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