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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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bekommen hatten. Es fanden sich einige Landsknechte bereit, mich für guten Lohn zu begleiten, und wir machten einen Vertrag miteinander. Es waren der Arkebusier Pedro de Santillán, Herman de Lepe, Diego Encico, Juan de Menéndez, Alfonso Bazán, Jerónimo Falcón, Juan de Valera und Ramírez de Guzmán. Wir nahmen einige Indios als Träger mit und folgten dem Weg, den Juan de la Torre beschrieben hatte, über die Cordillera Oriental jenseits des Muyupampa bis zu dem Dorf, wo uns die Shawi zu den großen Steinen führten. Dort fanden wir die Karte, von der Juan de la Torre berichtet hatte. Wir zählten die Flüsse und kannten nun den Weg. Von dem Dorf fuhren wir mit Kanus weiter auf dem Río Cachi Yaco und dem Río Parana Pura, erreichten das große Dorf der Shawi und trafen auf den Río Sillay. Wieder fuhren wir mit Booten der Indios. Der Fluss wand sich ein letztes Mal durch eine Hügelkette. Dann waren die Ufer flach und dicht mit Bäumen besetzt. Es gab hier keine Dörfer mehr, und unsere Führer wurden immer ängstlicher. Schließlich folgten wir dem richtigen Fluss, der aus dem Osten in den Río Sillay mündet. Dort verließen uns die Shawi. Auch unsere Träger aus Chachapoyas waren ängstlich, doch wir zwangen sie in unsere Boote. Wir folgten dem Fluss vier bis fünf Leguas immer Richtung Osten und Norden, häufig die Boote tragend, weil das Wasser nicht tief genug war, bis wir am Abend eine große Sandbank erreichten. Hier steht ein großer Stein mit dem Bild eines furchtbaren Götzen, wie wir ihn noch nirgendwo in den westindischen Ländern gesehen haben. Der Stein sei eine Warnung, hatten uns die Shawi gesagt. Wir entdeckten neben der Säule einen gepflasterten Pfad, wo wir lagerten und ein großes Feuer machten.
    Was nun geschah, will ich Euch ganz genau erzählen.
    Ich hatte die zweite Wache nach Pedro de Santillán, der seine Lunte neben dem Feuer liegen hatte. So legten wir uns also zur Ruhe und waren auch bald eingeschlafen.
    Als ich aufwachte, fand ich Pedro nicht mehr im Licht des Feuers. Auch die Träger waren allesamt verschwunden. Gerade wollte ich die Kameraden wecken, als aus dem Wald ein Schrei erklang, so unheimlich und schrecklich, dass ich mich augenblicklich zu Boden warf und den heiligen Bartholomäus um Beistand bat. Dieser Schrei klang wie der eines großen Raubvogels, lang und klagend, und endete wie das Jaulen einer Katze. Ich konnte nichts anderes denken, als dass der Vogel Rock in diesem Walde hausen musste und uns holen kam. Meine Kameraden, die von diesem Laut geweckt worden waren, sprangen auf die Beine, so fuhr ihnen der Schrei in die Glieder. Wir fassten uns ein Herz, machten uns Fackeln und suchten nach Pedro. Wir fanden jedoch nichts als die Muskete, die auf dem Pfad lag. Die Träger, so dachten wir, hatten Pedro umgebracht und waren geflohen. Es waren von unseren Kanus denn auch zwei verschwunden. So wachten wir schließlich die Nacht bis zum Morgen.
    Am nächsten Tage nun beschlossen wir, in den Wald einzudringen. Da wir nicht wussten, ob feindliche Indios auf uns lauerten, legten wir unsere Rüstungen an. Ich trug zu dieser Zeit nur noch den Brustharnisch, Obgenharniscerarmzeug und Beintaschen, da ich die Halsberge schon vor langer Zeit verloren, das Rückenstück dagegen weggeworfen hatte, weil es mir zu schwer geworden war. Die Lederstiefel waren längst verfault, sodass wir lederne Lappen um die Füße gebunden hatten. Auch die Kinnriemen unserer Morions waren verfault, weshalb wir uns welche aus Stoffen der Indianer geschnitten hatten. Herman de Lepe nahm die Muskete des armen Pedro und ließ die Lunte glimmen, als wir in den Wald eindrangen.
    Wir verfolgten nun den Pfad und hielten unsere Spieße mit dem Froschmaul nach vorn geschultert. Diego Encico, ein alter und erfahrener Soldat von erstaunlicher Körperkraft, trug einen schön geflammten Bidenhänder, den er einem meiner Landsmänner von der päpstlichen Garde bei der Plünderung Roms abgenommen hatte. Er trug ihn ohne Scheide über der Schulter, wie es bei diesen langen Schwertern üblich ist. Solchermaßen drangen wir nun in den Wald vor. Bald aber stießen wir auf etwas, das uns sehr erschreckte. Mitten auf dem Pfad lag unser Kamerad Pedro, die Arme von sich gestreckt, als wollte er uns warnen oder gar den Weg versperren.
    Wir fanden keine Ursache für seinen Tod.
    Wie es Christenpflicht ist, hoben wir am Fluss ein Grab für ihn aus. Dann setzten wir unseren Weg fort, bis der Wald immer wilder und der Weg

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