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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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hörte ich, wie Falcón schrie, und wenn ich auch sagen kann, schon viele Menschen schreien gehört zu haben, einen Schrei wie diesen hatte ich noch nicht gehört. Ein Schrei vor Wut, Verzweiflung und Entsetzen. Wie es mir schien, wehrte er sich noch immer. Dann aber verstummte er, und es war nur noch das Pfeifen zu hören. Ich konnte mich nicht rühren. Nach einer Weile aber war es still, und ich fasste Mut und schaute mich noch einmal in dem Raum um. Es gab eine weitere Tür und dahinter einen dunklen Gang. Ich ergriff eines der goldenen Götzenbilder, stellte die Leiter wieder auf und kletterte hinauf. Zu meinem Glück war ich allein. Auch die Leiber meiner Kameraden waren verschwunden.
    Ich eilte, die Höhle zu verlassen, und folgte dem Weg zurück zum Fluss. Dort bestieg ich eines der Boote und ließ mich den Fluss hinabtreiben. Immer wieder blieb ich auf den Sandbänken hängen und musste das Boot ins tiefere Wasser ziehen. Doch Gott hielt seine schützende Hand über mich, sodass mich keiner der Kaimane fasste, die es in diesen Flüssen gibt.
    Als ich schließlich den Río Sillay erreichte, stieß ich zu meinem Glück auf die Shawi. Ich setzte die Reise mit ihrer Hilfe fort und erreichte schließlich nach 20 Tagen San Juan de la Frontera. Immer wieder hatte ich auf der Reise den goldenen Götzen betrachtet, und die Hoffnung auf unseren Reichtum ließ mich den Hunger und das Fieber überstehen, die mich unterwegs befielen.
    Von der Provinz Chachapoyas aus reiste ich zusammen mit Juan de la Torre nach Trujillo, wo mich die Quartana zwang, meine Reise zu unterbrechen. Um keine Zeit zu verlieren, habe ich diese Zeilen aufgesetzt, und mit Gottes Hilfe wird Juan de la Torre sie mit nach Santo Domingo nehmen und Euch nach Coro schicken. Denn er will zurück nach Spanien.
    Vergesst das Haus der Sonnen und den Dorado. Mit etwas Geschick wird es götck wirdelingen, den Kaiser zu überzeugen, dass die Welser ihm hier einen großen Reichtum gewinnen können. Dann wird er uns einen Zug gewähren von San Juan de la Frontera de Chachapoyas nach Osten.
    Gott befohlen, Philipe. Möge Gott der Allmächtige Euch gnädig gestimmt sein.
    Trujillo, Peru den 22. Tag Septembris im Jahre 1539.
    Euer gutwilliger Gaspar Riz de Santo Galo
    Bei der Suche nach Schätzen gab es immer einen Augenblick, in dem sich die Hinweise so weit erhärtet hatten, dass York das Jagdfieber packte. Dieser Augenblick war jetzt gekommen. Sprach irgendetwas dagegen, dass sie auf einer heißen Spur waren? Nein. Dass Caspar Ritz aus Sankt Gallen nur ein übles Spiel mit Philipp von Hutten vorgehabt oder ein Garn gesponnen hatte, war unwahrscheinlich.
    Große Körbe, gefüllt mit kleinen und großen Götzenbildern aus Gold und Silber, Tiere und Früchte von Gold und der Reichtümer mehr …
    York rieb sich die Schläfen. Einige Punkte mussten sie noch klären. Wo lag zum Beispiel dieser Stein, auf den Ritz gestoßen war, nachdem er das Gebirge hinter sich gelassen hatte? Wusste Nora etwas darüber? York schaute auf die Uhr. Dann wählte er ihre Nummer. Sie nahm nicht ab. Vielleicht saß sie gerade im Flugzeug, unterwegs nach Jaén.
    Er versuchte, seinen Piloten zu erreichen. Ebenfalls vergeblich. Wieso hatte der sein Handy nicht eingeschaltet? Okay, York hatte ihm für heute freigegeben, weil er auf Tilly warten musste. Aber deshalb könnte dieser Trottel doch erreichbar bleiben.
    Als ihm klar wurde, dass er jetzt erstmal nichts tun konnte, beschloss er, trotz des leichten Regens schwimmen zu gehen.
    Bald zog er mit kraftvollen Zügen durch den kleinen Pool.
    Ritz und seine Leute waren im Dschungel auf tödlichen Widerstand gestoßen, den der Schweizer mit einer neuen, größeren Truppe zu brechen hoffte. Was das mit diesem Basilisk auf sich haben könnte, war York nicht klar. Basilisken waren mythische Wesen, so viel wusste er. Wenn einer der Spanier einen Basilisken gesehen hatte, warum war er dann nicht zu Stein geworden, hatte Ritz sich gefragt. Heute Abend würde York sich im Internet darüber schlau machen.
    Mittwoch, 10. Juni, Flug nach Jaén, Peru
    Tilly hatte das Gefühl, sich nicht mehr in der normalen Zeit zu bewegen. Einmal kam es ihr vor, als sei die Uhr stehengeblieben. Dann wieder sprang alles ruckweise um sie herum wie in einem Zeitraffer. Die Müdigkeit hüllte ihre Glieder in einen Bleipanzer. Dann wieder war sie in einem gefühlten Sekundenbruchteil von einem Ort zum nächsten gelangt. Doch diese Folgen des Schlafmangels waren ihr geringstes

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