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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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immer schmaler wurde.
    Bald gelangten wir auf eine Lichtung mit einem Hügel, in den eine steinerne Pforte eingelassen war. Doch kaum betraten wir die Lichtung, stürzten Herman de Lepe und Diego Encico in eine tiefe Grube mit spitzen Pfählen, die unter dünnen Ästen und Laub verborgen lag. Lepe stach ein Pfahl in den Bauch, Encico hatte sich nur an der Hand verletzt. Wir holten sie heraus. Doch sie schrien vor Schmerz, wanden sich auf dem Boden, bis sie ihre Glieder nicht mehr rühren konnten, dann gaben sie ihren Geist auf. Die Indios hatten die Pfähle vergiftet, wie sie es häufig mit ihren Pfeilen tun. Nun waren drei von uns tot. Juan de Menéndez, Alfonso Bazán, Jerónimo Falcón, Juan de Valera, Ramírez de Guzmán und ich nahmen, was wir von ihrer Rüstung gebrauchen konnten, und schauten uns nun immer um, aus Sorge, die Indios könnten in der Nähe sein. Dann gingen wir durch die Pforte. Dahinter führte eine steile Treppe mit breiten Stufen in die Tiefe. Die Wände waren aus grob gehauenen Steinen gemauert. Am Fuß der Treppe fanden wir einen großen Raum, in dem sich zu beiden Seiten zwei seltsame Becken befanden, Taufbecken ähnlich. Von der Decke drang durch ein schmales Loch wie durch einen Kamin ein wenig Licht herein, sodass wir in der Mitte des Raumes eine Öffnung im Boden und in der hinteren Wand eine weitere Pforte sehen konnten, wo eine weitere Treppe wieder in die Höhe führte. Wir sahen in die Grube hinunter, und es schien uns, als glitzerte es dort unten wie von Gold. So verließen wir die Höhle und machten uns daran, eine Leiter zu bauen. Menéndez, Valera, Falcón und Bazán aber gingen den Waldrand ab und lauschten, ob nicht jemand käme, uns anzugreifen.
    Guzmán und ich hatten die Leiter gerade fertig, als wir Bazán schreien hörten. Wir fanden uns alle bei ihm ein, doch er rannte auf der Lichtung umher, als wüsste er nicht, wohin er sich wenden sollte, und stammelte wirres Zeug.
    „Basilisco“, schrie er unentwegt, und seine Züge waren vor Angst verzerrt, obwohl ich doch wusste, dass er sich in vielen Schlachten tapfer geschlagen hatte.
    Wenn er einen Basilisken gesehen hatte, warum war er dann nicht zu Stein geworden? Oder hatte der Basilisk ihn nicht gesehen?
    Wir konnten ihn nicht halten, und er lief wie von Sinnen in den Wald hinein. Wir folgten ihm nicht, denn sonst wären wir verloren gewesen, sondern berieten uns und waren entschlossen zu erkunden, welche Reichtümer die Höhle uns ug. Höhlebieten würde. So nahmen wir die Leiter und ließen sie in die Grube hinab. Ich stieg hinunter.
    Alsbald befand ich mich in einem weiteren großen Raum. Ich entzündete einen Kienspan, und sofort war ein Funkeln und Glitzern um mich her. Überall an den Wänden standen große Körbe gefüllt mit kleinen und großen Götzenbildern aus Gold und Silber, fein gearbeitete Tiere und Früchte von Gold und der Reichtümer mehr.
    Nora hat recht, dachte York. Das hier war ein Derrotero, ein echter Wegweiser zu einem Inkaschatz. Der Hinweis von Caspar Ritz auf Tiere und Früchte aus Gold erinnerte ihn an die Beschreibung der Schätze, die die Spanier im Sonnentempel von Cuzco gefunden hatten. Das allein war schon ein Hinweis darauf, dass der Text authentisch war. Dass der Inka alle Träger des Schatzes hatte umbringen lassen, entsprach der Vorgehensweise des Inkagenerals in Quito, von dem ihm Inés erzählt hatte. War das für diese Inka normal? Oder hatte Ritz die Geschichte aus Quito einfach übernommen? Das glaubte er nicht. Gespannt darauf, was noch kommen würde, las er weiter.
    Gerade kletterte ich die Leiter wieder hinauf, als plötzlich von der Treppe ein Laufen und Rennen zu hören war. Kaum hatte ich den Kopf über den Rand des Loches bekommen, da ging die Muskete in Juan de Valeras Händen los und erfüllte den Raum mit Rauch, sodass ich kaum sehen konnte, was geschah. Dann jedoch fiel Valera flach auf den Boden, direkt vor meinen Augen, und ich konnte sehen, dass in seinem Mund ein fremder Spieß steckte. Um uns herum war ein Trampeln und Stampfen von vielen Füßen. Im Lichtkreis des Kamins sah ich nur noch Falcón, der seinen Degen schwang und auf etwas einschlug, das ich nicht erkennen konnte. Ich glaubte, Menéndez’ Todesschrei zu hören. Lauter jedoch hörte ich ein seltsames Pfeifen, dann stürzte einer meiner Kameraden auf mich, ich verlor den Halt und stürzte in das Loch hinunter. Ich schlug hart auf, jedoch brach ich mir nichts. Auch die Leiter war umgestürzt. Von oben

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