Na endlich Liebling
Langeweile.
»...Sie erinnern sich gewiß an
Oscar Wildes Ballade vom Zuchthaus zu Reading...«
Strafrechtsreform! Oscar Wilde!
Justin fühlte sich in die Universität zurückversetzt. Er verfiel ins Träumen.
Da machte sich Diana leise davon und winkte ihm, ihr zu folgen. Ein
schreckliches Mädchen! Sie ließ einen einfach nicht zur Ruhe kommen.
Widerwillig erhob er sich.
»Sie halten sich wohl für
mächtig schlau! Das ist ja ein höchst romantisches Thema, besonders zu
Weihnachten!«
»Darauf kommt es doch gar nicht
an; wenn nur mal ein Anfang gemacht wird. Sie glauben gar nicht, wie sich
manche Dinge entwickeln! Eine Ratte, die über den Flur im Schulhaus rannte, hat
John und mich eigentlich zusammengebracht. Ich kenne sogar Leute, die durch
eine Dose Haferflocken mit Mehlwürmern zu romantischen Gefühlen veranlaßt
wurden.«
Dieser unerwartete Seitenhieb verdroß Justin. Auf der Veranda plauderten Sally und Clive
endlich einmal in sichtlicher Harmonie. Glaubte dieses törichte Mädchen
vielleicht, daß er sich in Liebe verzehre? Er hatte den Eindruck, nun die Rolle
eines abgewiesenen Verehrers zu spielen, oder die eines überflüssigen
Ersatzfreundes. Da kam Percy aus dem Haus und brachte ihn auf andere Gedanken.
»Was machen wir denn jetzt?«
fragte er. Diana wies triumphierend auf das einsame Paar unter den Bäumen. »Ein
guter Anfang ist schon gemacht. Mr. Ross redet von Büchern, und Mrs. Neal hört andächtig zu.«
War es wirklich so? Justin
fand, daß sie müde und angestrengt aussah.
»Diana ist ein guter Manager«,
sagte er boshaft. »Sie sorgt überall für Glück und Heiterkeit. Als wir die
beiden verließen, verbreitete sich der alte Herr gerade ausführlich über die
Schrecken der Gefängnisse.«
Seine Bemerkung hatte bei Percy
einen seltsamen Effekt. Er blickte hinüber und murmelte etwas vor sich hin. War
es möglich, daß er Mr. Ross, den er sonst so verehrte, einen dämlichen alten
Esel genannt hatte? Justin konnte nicht näher nachfragen, denn Percy überquerte
mit einigen langen Schritten den Rasen und ließ sich unaufgefordert aber energisch
zwischen Mrs. Neal und Mr. Ross nieder. Diana war
ärgerlich.
»Zu blöd von dem alten Percy«,
maulte sie. »Warum kann er sie nicht allein lassen?«
»Er hatte schon immer etwas
gegen unseren Plan«, erinnerte Justin. »Auf mich wurde er deswegen richtig
böse. Ich nehme an, daß er so etwas selbst einfädeln will, um sich damit in
Szene zu setzen. Deshalb will er nicht, daß wir uns einmischen.«
»Ein bißchen herrschsüchtig ist
er schon, aber so arg ist er auch wieder nicht. Meinen Sie vielleicht...? Nein,
das kann nicht sein. Mir ist der Sherry wohl zu Kopf gestiegen.«
Ihre Blicke begegneten sich,
und Justin sagte langsam: »Möglich wäre es schon. Warum auch nicht? Er ist ein
feiner Kerl, und was macht der Dialekt schließlich aus?«
Aber Diana war unsicher. »Ihre
Angelegenheiten nimmt er immer sehr ernst. Ihre Post bündelt er stets zusammen
und übergibt sie ihr persönlich... Trotzdem! Ich kann es nicht glauben. Percy
ist der geborene Junggeselle.«
Die Schule von Totara wurde von der Gemeinde wohlwollend unterstützt. Sie
besaß zwei Tennisplätze und ein Schwimmbad. Der Tag war heiß, und die jungen
Leute beschlossen, sich im Schwimmbad abzukühlen. Justin eilte nach Hause, um
sein Badezeug zu holen. Als er zurückkam, standen sie alle beieinander, und
wieder fiel es ihm auf, welch schönes Paar Diana und John waren in ihrer
aufrechten Haltung und mit den schlanken, brünetten Gliedmaßen. Sie erwarteten
ihn schon ungeduldig und tauchten mit kühnem Sprung in die Fluten.
Nicht so Sally. Sie ließ sich
vom Rand ins Wasser gleiten und schwamm langsam und korrekt. Auf Justins Frage
gestand sie, daß sie Angst vor dem Tauchen habe. Flick hatte alles winselnd
mitangesehen; als sein Herr nun in das kühle blaue Wasser sprang, konnte er
nicht mehr widerstehen. Erhielt es für seine Pflicht, an seiner Seite zu
bleiben. So sprang er nach kurzem Zögern hinterher. Geräuschvoll um sich
schlagend, klammerte er sich an jeden, den er erwischen konnte. Es gab viel
Geschrei und Gelächter, doch Justin schwamm an den Beckenrand, wo Sally jetzt
allein saß. Energisch gebot er dem Hund, aus dem Wasser herauszukommen.
»Los, tauchen Sie doch auch
einmal! Sie schwimmen so gut, da brauchen Sie sich vor dem Tauchen nicht zu
fürchten.«
»Der Absprung ist so
unangenehm. Ich gehöre wohl zu denen, die immer einen Stoß kriegen müssen.«
Ein
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