Na endlich Liebling
starker Beschützerinstinkt
stieg in ihm auf. Sie sah so klein und verlassen aus in ihrem verschossenen
alten Badeanzug, richtig unbedeutend neben den drei sportlichen Gestalten im
Bassin.
»Jetzt versuchen Sie es nur
mal! Sie müssen nur wollen! Wir springen miteinander vom untersten Brett.«
Gehorsam stand sie auf. Ganz
versunken gingen sie nebeneinander her, ohne auf die anderen zu achten, die
ihnen mit unterschiedlichen Gefühlen zusahen. Diana schien amüsiert, John
nachsichtig und Clive gereizt.
»Also, wenn ich >jetzt<
sage, springen Sie. Sonst ziehe ich Sie, und Sie machen dann einen schlimmen
Bauchklatscher.«
Sie tat, wie er sagte, und der
Sprung war nicht schlecht. »So gut ist’s mir noch nie gelungen. Aber ich
brauchte auch keine Angst zu haben, weil Sie bei mir waren«, meinte sie.
Sie lächelte ihn an, und
plötzlich überkam Justin ein komisches, sehr verwirrendes Gefühl. Ungläubig
erkannte er, daß er verliebt war — ein bißchen verliebt — in Sally und zugleich
in Elaine. Sofort wies er das weit von sich und sagte im Befehlston: »Los!
Jetzt sind Sie gerade in Schwung! Wir machen’s noch mal.« Sie stiegen aus dem
Wasser und gingen nebeneinander her. Die Einfassung des Beckens war glatt, und
es ergab sich so von selbst, daß er sie an der Hand führte. Sie waren so
vertieft, daß sie das Geräusch eines sich nähernden Autos überhörten. Da
vernahm man John. »Nach dem Ton ist das ein ganz neues Modell«, meinte er.
»Wieder mal ein Stadtmensch«,
stellte Diana fest. »Der hält ausgerechnet hier. Vermutlich will er nach dem
kürzesten Weg zur Höhle der Eingeborenen fragen. Komm mit, John. Da sind wir
beide zuständig.«
Schnell stiegen sie aus dem
Becken heraus, und Justin hörte John sagen: »Wahrhaftig, es ist wirklich ein
neues Modell! Stromlinie! Übrigens, die Fahrerin auch.«
Justin folgte ihnen mit den
Blicken und bemerkte nicht, daß Flick auf dem glitschigen Rand daherrannte . Der Hund kam ins Rutschen und landete mit
kräftigem Schwung an Sallys Kniekehle. Sie schrie erschrocken auf, schwankte und
wäre gefallen, wenn er sie nicht wie ein Kind in seinen Armen aufgefangen
hätte. In diesem Augenblick erblickte Elaine die beiden, als sie aus ihrem
Wagen stieg und auf John zuging.
10
Justin stellte Sally auf die
Füße und blieb wie erstarrt stehen. Er fühlte sich ernstlich geschockt, denn
binnen weniger Minuten war ihm zweierlei widerfahren, was nicht wahr sein
konnte — nicht wahr sein durfte. Er konnte doch unmöglich in Sally verliebt
sein, und das konnte doch niemals Elaine sein! Er war wohl ein kompletter Narr!
Schleunigst riß er sich zusammen.
»Hallo, Elaine! Fröhliche
Weihnachten!« rief er unbefangen. Ein bißchen zu unbefangen.
Seine Begrüßung klang fast wie
ein Gebrüll, das in dem Schwimmbad übertrieben widerhallte. Ziemlich unfair
machte er dann seiner Überraschung in geräuschvoller Schelte gegen den
erschrockenen Flick Luft, der sich im Bewußtsein seiner Missetat niedergeschlagen verkroch.
Elaine lächelte bezaubernd. Sie
wenigstens würde niemals das Gleichgewicht verlieren, dachte Justin in einer
komischen Mischung von Stolz und Gereiztheit.
»Fröhliche Weihnachten, Justin!
Anscheinend brauche ich dir das gar nicht mehr zu wünschen!«
Jetzt erst merkte Justin, daß
er noch immer Sallys Hand festhielt. Er betrachtete sie etwas erstaunt, ließ
sie los und ergriff sie wieder in einem Anfall von Trotz. Wie hatte Elaine
damals gesagt? Wir sollten beide völlig frei sein. Warum also sollte er nicht
Sallys Hand halten?
»Wir schwimmen zu dir hinüber!«
rief er, jetzt in etwas gedämpfterem Ton. »Los,
Sally.«
Sie sprangen ins Wasser. Justin
durchmaß schnell die Länge des Beckens und klomm neben Elaine heraus, die den
Vorgang höflich lächelnd beobachtet hatte.
»Nett, daß du da bist! Komm,
ich will dich mit den anderen bekannt machen.«
Plötzlich fiel ihm auf, wie blendend
sie angezogen war. Sie trug ein elegantes Leinenkleid, keine Kopfbedeckung auf
dem blonden Haar, und ihre weißen Schuhe waren der letzte Schrei. Seit langem
hatte er keine so tadellos angezogene Frau gesehen. Sally war natürlich meist
äußerst bescheiden gekleidet, und obwohl Diana ihre ganz persönliche Note
unterstrich, besaßen ihre Sachen einfach nicht diesen unerreichbaren Schick.
Die Männer waren offensichtlich
tief beeindruckt. Sally fühlte sich gar nicht wohl in ihrem altmodischen
Badeanzug. Doch um Diana aus der Fassung zu bringen, hätte
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