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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Russinnen von heute.
    Knoll würde es sicher gefallen, wenn ich für ihn schuhplattelte. Ich selbst käme mir allerdings vor wie ein Idiot. Doch haben nicht alle möglichen klugen Köpfe gesagt, man solle sich erst mal gefälligst selbst besiegen und damit seinem größten Feind ins Auge blicken?
    Knoll darf allerdings auf keinen Fall vorab von meinen Plänen erfahren, und in den Münchener Schuhplattlervereinen sitzen womöglich seine Spezln. Zum Glück habe ich eine Nische gefunden, die von traditionellen Trachtlern peinlich gemieden wird: die Münchner Lederszene.
    Im Internet stoße ich auf eine ganze Reihe schwuler Trachtler. Die meisten Jungs stammen vom Land und sind nach München gezogen, weil sie daheim auf dem Dorf nicht homosexuell sein durften. Nachdem ich mich durch eine Menge Foren mit wirklich sehr offenherzigen Kontaktangeboten geklickt habe, setze ich selbst eine Anzeige auf: «Möchte Schuhplattler lernen, brauche Einzelstunden. Kein Sex. Wirklich nicht!»
    Nach einigen Tagen bekomme ich eine Nachricht von James. Sein Vater war als GI in Bayern stationiert, seine Mutter ist Einheimische, schreibt er. Nach seiner Kindheit in Bayern verschlug es James ins wilde New York, wo er Tanz studierte. Aber nach einigen Jahren bekam er Heimweh und zog nach München zurück. James ist vierzig Jahre alt, besitzt zweiundzwanzig verschiedene Lederhosen und lebt seit über zehn Jahren mit seinem Kindergartenfreund in einer festen Beziehung. Wir vereinbaren einen Termin für eine Probestunde.
    James sieht so weiblich aus, wie man als Mann nur weiblich aussehen kann: zartgliedrig, dünne Ärmchen und Beinchen und auf dem Gesicht das verlegene Lächeln eines sehr sanften Jungen. Im Kontrast dazu steht seine Kleidung: kariertes Hemd und bayerische Lederhose. Seine Unterschenkel sind durch mir bis dato unbekannte Muskelgruppen definiert.
    Als Erstes erklärt er mir ungefragt, dass ich nicht sein Typ sei: «Des Wammerl zu kloa, da Bart zu kuaz.» Da müsste ich mir schon eine Krachlederne anziehen. Aber ich trage lieber meinen bewährten Adidas-Trainingsanzug. James verlangt vierzig Euro für eine Einzelstunde Schuhplattler, bestehend aus vierzig Minuten Praxisunterricht und zwanzig Minuten Theorie. Dafür hat er extra eine DVD mitgebracht.
    Bevor mein Tanzlehrer mit dem Theorieteil beginnt, fragt er: «Wo kimmsdn her?»
    «Aus Berlin.»
    «Okay, so wir sprechen hochdeutsch», bestimmt er mit dem amerikanischen Slang und der Semantikschwäche internationaler Tanzlehrer. James vertritt eine umstrittene, aber angeblich trotzdem zutreffende Theorie über den Ursprung des Schuhplattlers. Er hat sie aus «Big Apple» importiert. «Schuhplattler ist die Balztanz von die Auerhahn. Die Arme symbolize Federn up, die Füße sind die Backside-Federn. Leute denken, du brauchst für die original Schuhplattler eine Frau in die Mitte, mit eine Dirndl, die sich dreht, aber that’s bullshit. Wenn die Auerhahn geht auf die Balz, die Hühner sitzen auf die Bäume und lassen die Männer do that thing.»
    Schließlich legt er eine DVD ein: Die preisgekrönte Show einer weltberühmten Schuhplattlergruppe flimmert über den Bildschirm. Schon die Musik jagt mir einen Schauer über den Rücken – der typische bayerische Dreivierteltaktmarsch zum Mitklatschen. «The Ruhpoldinger», erklärt James mit ernster Miene. Von rechts laufen jetzt Tänzer im Gleichschritt ins Bild. Sie schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Kann ich gut verstehen.
    Als die Kamera an die Hände eines der Tänzer heranzoomt, drückt James die Pausentaste. Ich soll genau hinsehen. Daumen und Zeigefinger der linken Hand bilden einen Ring, der schwungvoll gegen die rechte Handfläche geführt wird. Eine obszöne Geste, die ich noch aus der Grundschule kenne. «Siehst du», sagt James. «Darum geht’s.»
    Als Nächstes stellen sich die Tänzer im Kreis auf. Sie stampfen mit dem Fuß und recken die Arme in die Luft, als halte ihnen jemand eine Pistole ins Kreuz. «Hands up!», übersetzt mein Lehrer. «Und jetzt Jump!»
    Die Männer auf dem Bildschirm springen von einem Bein auf das andere. Dann nehmen sie eine Hand herunter und schlagen damit klatschend auf ihre lederbehosten Schenkel. Wieder so ein Peitschenknall. James zählt den Takt mit: «Eins und clapp und zwei und clapp, siehst du?» Ich nicke zaghaft im Takt. «Einszwodreivierfunfsechs, stampf, zwodrei», zählt James. «Come on, stell dich neben mich.»
    James hüpft, schlägt sich von hinten auf die Fußsohle,

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