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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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springt und klatscht vorn auf den Schenkel. «Hinten, Pause, bamm, vorne, Pause, bamm.» Wie er da so von einem Bein auf das andere springt, erinnert er ein wenig an eine durchgeknallte Elfe. Ich versuche es ihm gleichzutun kann mir ein Grinsen aber nicht verkneifen.
    James stemmt die Hände in die Hüfte. «Lach nur, Darling, lach nur, das ist gut for Relaxing. Wenn du fertig bist, machen wir weiter.»
    Er greift zur Fernbedienung, schaltet die Aufführung aus und eine neue Musik an, die allerdings ziemlich ähnlich klingt: «The Haushammer». James hüpft wie beim Seilspringen langsam vom linken Ballen auf den rechten. «Dreier-, Funfer-und Sechserschlag. Look!» Er zieht das rechte Knie hoch, klatscht mit der flachen Hand auf den Oberschenkel, «Eins», dann zieht er das linke Knie hoch, klatscht dort auf den Schenkel, «Zwei», und dann mit der Rechten hinter dem Rücken auf die linke Schuhsohle, «Drei. Und jetzt du.»
    Ich springe auf der Stelle. «Eins», befiehlt James, ich ziehe das Knie hoch, klatsche mit der Handfläche auf meinen Oberschenkel. «Lauter», fordert James. Also wieder: Hüpfen, Knie hoch, patsch. Diesmal schlage ich so fest, dass mein Oberschenkel brennt. Aua. «Zwei», sagt James, und ich haue mir mit links auf den anderen Oberschenkel. Wieder Autsch.
    «Dein Gesicht.»
    «Ins Gesicht?»
    «Nein. Dein Mund, no Emotions!»
    «Oh, Entschuldigung.»
    James wirkt unzufrieden. «Du musst eine Lederhose anziehen, sonst sounded es nicht richtig», sagt er.
    Als ich ihm erkläre, dass ich keine Lederhose besitze, zeigt er seinen Unmut ganz offen. «Ein Mann ohne Lederhosen is no real man.» Ich lasse das mal so stehen.
    Aber nicht nur mit der Bekleidung, auch mit der Koordination tue ich mich schwer. Ich bewege mich wie ein Jogger, trete von einem Bein auf das andere und dresche zwischendurch unkoordiniert auf Schenkel und Schuhe ein. Dabei komme ich mir sehr albern vor.
    «Bitte etwas mehr Elegance», fordert James. «Nicht auf die Schläge zählen. Feel the Beat.»
    Ich rudere mit den Armen und ahme James’ Bewegungen nach. Jetzt erinnert meine Darbietung an Gummitwist unter Grundschülerinnen. «Wichtig ist die ernste Blick», mahnt James. «Er bestimmt deine Performance.» Ich nicke stumm.
    «Jetzt Punkt zwo, das Juchitzen.» James beginnt zu platteln, wirft den Kopf in den Nacken und jauchzt ein langgezogenes: «Jihiehihiee!» Ich muss mich mal setzen.
    «Was ist los?», fragt James. «Du bist dran! Jihiehihiee! You can make it!»
    Ich schüttele den Kopf. «Nein, James, ich glaube, Schuhplatteln ist nichts für mich. Ich mag die Musik nicht, ich mag die Kleidung nicht, und ich haue mich nicht mal gern selbst. Und wenn ich an das Juchitzen denke, wird mir ganz anders. Dagegen sperrt sich mein norddeutsches Gemüt.»
    «Hold on. Ich zeige dir ein paar Moves, die werden dich motivieren.» James ist nicht zu bremsen. Die Stunde sei noch nicht zu Ende. Ich habe Anspruch auf sein ganzes Programm. Also noch zwanzig Minuten.
    Jetzt legt er sich richtig ins Zeug, klatscht mit einer Hand blitzschnell zweimal hintereinander auf denselben Schenkel, greift dann über Kreuz, springt ab, landet in der Hocke, kommt wieselflink wieder hoch, schlägt sich mit der anderen Hand an zwei verschiedenen Körperstellen nahezu gleichzeitig; einmal erkenne ich sogar einen Karatetritt wieder.
    Während er tanzt, schaut James so ernst, als sei soeben Elton John gestorben. Wenn ich mich auf Knolls Hochzeit so aufführe, wird mir Roni nie wieder in die Augen sehen können, ohne zu lachen.
    Nach zehn Minuten ist James schweißgebadet. Ich unterbreche seine Darbietung durch lautes Klatschen. «Toll, James, wenn du das machst, sieht Schuhplattler super aus, aber für mich ist es nicht das Richtige.»
    Damit habe ich ihn rausgeschmeichelt. James hält inne, guckt wie ein Junge, der eine schlechte Schulnote nach Hause bringt, und stellt die Musik aus.
    «Ach Waschtl, wenn der Tanz kommt nicht von dein Herz, dann er macht no sense.» Mit diesen Worten packt er seine Sachen, und ich gebe ihm die vierzig Euro. Zum Abschied gibt’s noch ein Bussi links und rechts.
    Meine Zeit wird knapp. Nur noch wenige Wochen bis zu Knolls Hochzeit. Auf der Suche nach Inspiration fahre ich noch am Abend nach Daglfing und schlendere wieder einmal durch den Fliederpark, der symbolschwer vertrocknet ist. Vor Untermairs Haus bleibe ich stehen. In meiner alten Wohnung brennt Licht. Auch das Erdgeschoss strahlt hell erleuchtet. Nur Knolls Wohnung

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