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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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und schaue ihn fragend an. Über seine Stirn zieht sich ein flammend roter Striemen. Der war vorher noch nicht dort. «Des is des oanzig Schlimme an dem Job», schimpft er. «Dauernd kriagst oane gfozzt.»
    Wolfi kommt zu mir. «Mit da Goaßl musst fei aufpassen», mahnt er. «I hob amoi as Verseng dem Hias bei am Auftritt an Huat vom Kopf gschlagn.»
    Hias, der Mann an der Quetsche, hat sein Instrument wieder umgehängt, ist aber merklich von mir abgerückt. Mit düsterer Miene spielt er weiter. Es wäre ein Drama, wenn ich Knoll bei der Hochzeit vor lauter Aufregung den Trachtenhut vom Kopf fetzen würde. Schlimmeres will ich mir gar nicht erst ausmalen.
    Wolfi gibt mir einen Tipp: «Wennst was voafian wuist, dann steigst am besten auf an Disch und schnoizt üba de Kepf.» Er nimmt eine zweite Peitsche, zieht einen Tisch in die Mitte der Aula und stellt sich in Position. Mit ausgebreiteten Armen knallt er um sich.
    Ich bin begeistert. Wenn ich so etwas vorführen könnte, wäre Knoll sicher stolz auf mich. Also steige ich selbst auf den Tisch. Erst schnalze ich vorsichtig, doch da die anderen weit genug entfernt stehen, werde ich mutiger und lasse die Goaßl in immer größeren Achten über meinem Kopf kreisen. Wenn ich im unteren Teil der Acht angelangt bin, reiße ich die Peitsche mit einem Ruck herum, dass es nur so knallt. Wolfi und die anderen nicken anerkennend.
    Ich schaue glücklich zu ihnen hinüber und merke deshalb nicht rechtzeitig, dass sich der Strick an einem der Fachwerkbalken unter der Decke verfangen hat. Mit einem Ruck reiße ich die Peitsche herunter. Der Strick spannt sich, ein stechender Schmerz fährt durch meinen rechten Arm, ich schreie auf. Meine Hand gibt die Goaßl frei, die nun lose von dem Balken herunterbaumelt.
    Auch mein Arm hängt schlaff von der Schulter herab. Höllische Schmerzen ziehen sich pochend bis in die Fingerspitzen und über das Brustbein. Da drin ist irgendetwas kaputtgegangen.
    «Was woa denn des? Wuist Indiana Tschons spuin?», fragt mich Wolfi. Sein Gesicht erscheint mir seltsam umnebelt. «Na Servus, bist ja schneeweiß», stellt er fest.
    «Mein Arm», murmele ich und würde gern vom Tisch steigen, aber jede Bewegung tut so weh, dass ich schreien könnte. Also bleibe ich einfach stehen.
    «Wos is?», fragt Wolfi.
    «Ich weiß nicht», presse ich zwischen den Lippen hervor. «Meine Schulter tut höllisch weh.»
    «Kimmst hoit amoi nunter!»
    «Wenn ich mich bewege, tut es doch noch mehr weh.»
    «Ah geh, bist hoit vorsichtig.»
    Langsam klettere ich vom Tisch und setze mich auf einen Stuhl. Hias legt sein Instrument beiseite. «Zoag amoi hea», sagt er mit beruhigender Stimme. «I bin Sanidäta.»
    Vorsichtig gleiten seine Fingerkuppen über meine Schulter. Seine Miene verdunkelt sich. Mit einer Hand stützt er meinen Oberarm und beugt mit der anderen sachte den Ellbogen. Eigentlich müsste ich in diesem Moment vor Schmerz ohnmächtig werden, aber stattdessen fühle ich mich erleichtert. Das Gewicht meines Armes belastet die Schulter nun nicht mehr so sehr.
    «Hoid amoi», sagt Hias und drückt mir meinen rechten Arm in die linke Hand. Jetzt halte ich den kaputten Arm mit dem heilen. «I dät sogn, d’ Schulter is auskugeit.»
    Wolfis Augen weiten sich. «Herrgottsakra! Des hoaßt …», seine Stimme bricht. Ich ahne, dass gleich eine schreckliche Nachricht folgen wird.
    «Ja», sagt Hias traurig. «Er werd nie wieda Schnoiza kenna.»
    Mir fällt ein Stein vom Herzen. «Aber das ist doch nicht so schlimm!»
    Böse Blicke treffen mich. Nur Hias ist von seiner Rolle als Volksmusiker übergangslos in die des Ersthelfers gewechselt. «Bei a auskugeltn Schuita gibts zwoa Meglichkeiten: Eastens, Krankenwagen, Krankenhaus, OP, Therapie.»
    «Und zweitens?»
    «Eirenka. Des tuad weh, aba i hob des scho a paar Moi gmacht, und des Gelenk schaugt guad aus. Da is woi nix grissen.»
    Meine Knie werden trotzdem weich. «Und weiter?»
    «I muass den Knochen nausziagn und neischiam.»
    Ich wanke. «Ohne Betäubung?»
    «Ah geh, du muasst bloß locka lassn, dass i die Schuita bewegen ko. I brauch bloß an Stuih mit a Lehna und a starks Schmerzmittel.»
    Die beiden anderen Goaßlschnoizer haben sich hinter mich gestellt. «Die nächste Apothekn is in Traunreuth», bemerkt einer von ihnen. «Da bist schnella im Krankenhaus.»
    Hias’ Blick fällt auf den Bierkasten. Dann sieht er mir direkt in die Augen. «Hast a Alkoholproblem?»
    «Nein», antworte ich.
    «Wenn ma di so richtig

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