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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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auf der Er­de.“
    „Oh.“
    „Ich dach­te, Sie ken­nen sie viel­leicht. Im all­ge­mei­nen nehmt ihr Te­le­pa­then doch mit all den an­de­ren über­all Kon­takt auf. Frü­her oder spä­ter müs­sen sie mit je­dem an­de­ren TP des gan­zen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­net­zes zu tun be­kom­men.“
    „Ich ken­ne sie nicht.“
    „Lo­rie Ri­ce“, sag­te ich. „Sie ist sehr nett, das muß ich wirk­lich sa­gen. Ich mei­ne, sie hat die­se wun­der­vol­le Neu­gier auf das gan­ze Uni­ver­sum – sie will al­les über al­les wis­sen. Und zwar des­halb, weil sie ans Bett ge­fes­selt ist. Sie kann nicht viel her­um­kom­men, und so­mit ist das TP-Netz für sie so et­was wie Au­ge und Ohr. Sie kann das gan­ze Uni­ver­sum durch die Au­gen an­de­rer Men­schen se­hen, via Te­le­pa­thie. Und wenn Sie je­mals Kon­takt zu ihr ge­habt hät­ten, dann wür­den Sie sich dar­an er­in­nern, denn …“
    „Hö­ren Sie, ich bin be­schäf­tigt. Ver­schwin­den Sie.“
    „Ist das freund­lich? Ich möch­te nur ein biß­chen plau­dern. Wis­sen Sie, ich ver­mis­se mei­ne Schwes­ter wirk­lich sehr, und was macht es Ih­nen schon aus, wenn ich Sie fra­ge, ob Sie ein­mal mit ihr ge­spro­chen ha­ben. Ich …“
    Sie er­teil­te mir da­durch ei­ne Ab­fuhr, in­dem sie die Au­gen ins Kopf in­ne­re roll­te, so daß nur noch das Wei­ße zu se­hen war. Es war ih­re net­te Art, deut­lich zu ma­chen, daß sie sich in ei­ne an­de­re TP-Ver­bin­dung ein­ge­schal­tet hat­te.
    „Rutsch mir doch den Bu­ckel run­ter“, brumm­te ich und wand­te mich ab.
    Jan Mor­ten­son hat­te ne­ben mir ge­stan­den. „Ich wuß­te gar nicht, daß dei­ne Schwes­ter ein TP-Kom­mu­ni­ka­teur ist“, sag­te sie nun. „Das muß ziem­lich auf­re­gend sein!“
    „Be­son­ders für je­man­den wie sie“, gab ich zu­rück. Ich ha­be Jan da­von er­zählt, daß du ge­lähmt und des­halb ge­zwun­gen bist, dein gan­zes Le­ben im Kran­ken­bett zu­zu­brin­gen. Jan war sehr mit­füh­lend. Sie woll­te wis­sen, warum man nicht ein shil­amak­ka­ar­ti­ges Trans­plan­tat ent­wi­ckeln kön­ne, um dich in einen syn­the­ti­schen Kör­per zu ver­pflan­zen, da­mit du auf­ste­hen und her­um­ge­hen kannst. Das ist die auf der Hand lie­gen­de Fra­ge, die al­le stel­len, und ich er­klär­te ihr, daß wir die­se Mög­lich­keit vor lan­ger Zeit ge­prüft ha­ben und zu dem Schluß ge­kom­men sind, es sei zu ge­fähr­lich, um es in dei­nem Fall zu ver­su­chen.
    „Wie lan­ge lei­det sie schon dar­an?“ frag­te Jan.
    „Seit ih­rer Ge­burt. Zu­nächst glaub­te man, es auf chir­ur­gi­schem We­ge be­he­ben zu kön­nen, doch dann …“
    Dann woll­te sie wis­sen, wie alt du bist, und ich sag­te ihr, du seist mei­ne Zwil­lings­schwes­ter. Jan wur­de so rot wie ei­ne über­rei­fe To­ma­te und mein­te: „Wenn sie ei­ne TP ist und du ihr Zwil­lings­bru­der, dann mußt auch du ein TP sein und ge­nau in die­sem Au­gen­blick mei­ne Ge­dan­ken le­sen!“
    Al­so muß­te ich es wie­der mal her­un­ter­lei­ern: daß wir ganz of­fen­sicht­lich zwei­eii­ge und kei­ne ein­eii­gen Zwil­lin­ge sind, da du ein Mäd­chen bist und ich nicht, und daß ein zwei­eii­ges Zwil­lings­paar nicht un­be­dingt die te­le­pa­thi­sche Be­ga­bung ge­mein­sam ha­ben muß und daß du tat­säch­lich der ein­zi­ge Te­le­path in der Fa­mi­lie bist. Ich füg­te hin­zu, es sei ein all­ge­mein weit ver­brei­te­ter Irr­glau­be an­zu­neh­men, ein Te­le­path kön­ne die Ge­dan­ken ei­nes Nicht-Te­le­pa­then le­sen. „Sie kön­nen nur mit den Po­si­tiv­be­wußt­sei­nen an­de­rer Te­le­pa­then Kon­takt auf­neh­men“, sag­te ich. „Mei­ne Ge­dan­ken kann Lo­rie nicht le­sen. Und ich kann die Ih­ren nicht le­sen, ge­nau­so­we­nig wie die ir­gend­ei­nes an­de­ren Men­schen. Aber die fet­te Mar­ge dort drü­ben könn­te Lo­ries Ge­dan­ken le­sen, wenn sie woll­te.“
    „Wie scha­de für dei­ne Schwes­ter“, sag­te Jan. „Einen Zwil­lings­bru­der zu ha­ben und nicht über TP mit ihm spre­chen zu kön­nen. Erst recht, wenn sie an einen Ort ge­fes­selt ist und ein sol­ches Be­dürf­nis da­nach hat zu wis­sen, was au­ßer­halb ih­res Zim­mers ge­schieht.“
    „Sie ist ein tap­fe­res Mäd­chen“,

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