Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
sag­te ich, und das stimmt. „Sie wird da­mit fer­tig. Au­ßer­dem braucht sie mich nicht. Sie hat Tau­sen­de von TP-Freun­den, im gan­zen Uni­ver­sum ver­streut. Acht Stun­den täg­lich ver­bringt sie da­mit, ins kom­mer­zi­el­le te­le­pa­thi­sche Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz ein­ge­schal­tet zu sein und Nach­rich­ten wei­ter­zu­ge­ben, und ich glau­be, die an­de­ren sech­zehn Stun­den bleibt sie eben­falls im Äther, nur aus Spaß. Und wäh­rend die­ser Zeit emp­fängt sie Te­le­pa­then-Klatsch von über­all her. Wenn sie über­haupt schläft, dann ist mir das bis­her ent­gan­gen. Das Le­ben hat ihr übel mit­ge­spielt, aber sie hat ei­ne Art Aus­gleich.“
    Jan war wirk­lich sehr dar­an in­ter­es­siert, al­les über dich zu hö­ren, und ich er­zähl­te ihr noch viel mehr. Was ich hier nicht zu wie­der­ho­len brau­che, da du oh­ne­hin dar­über Be­scheid weißt. Ich glau­be, ich ha­be Jan viel­leicht ein we­nig un­ter­schätzt. In den letz­ten paar Ta­gen ha­be ich zu be­grei­fen be­gon­nen, daß es sich bei ih­rer Schön-aber-dumm-Scha­le nur um äu­ße­res Ge­ba­ren han­delt. Tat­säch­lich ist sie weitaus fein­füh­li­ger und kom­ple­xer, als sie den Ein­druck macht. Ich weiß nicht, wo­her ich die­se blö­de Vor­stel­lung ha­be, schö­ne Frau­en sei­en im­mer ober­fläch­lich. Nicht, daß sie von blen­den­der Ge­nia­li­tät wä­re, aber sie hat noch mehr Qua­li­tä­ten als nur Kur­ven und ein Zehn­tau­send-Volt-Lä­cheln.
    In­zwi­schen war der größ­te Teil un­se­rer man­nig­fal­ti­gen Re­gis­trie­run­gen und An­mel­de­for­ma­li­tä­ten er­le­digt. Doch wir stan­den noch ei­ne wei­te­re hal­be Stun­de her­um und war­te­ten dar­auf, daß Saul Sha­moon mit un­se­rer Aus­gra­bungs­ge­neh­mi­gung zu­rück­kehr­te. Dr. Schein konn­te nicht be­grei­fen, was ihn so lan­ge auf­hielt. Er be­fürch­te­te, Saul sei in ei­ne Art bü­ro­kra­ti­sche Stra­ßen­sper­re ge­ra­ten, die mög­li­cher­wei­se un­se­re gan­ze Ar­beit auf die­sem Pla­ne­ten un­mög­lich mach­te. Das brach­te Pi­la­zi­nool so aus der Fas­sung, daß er sei­nen lin­ken Arm bis hin zum zwei­ten Ell­bo­gen ab­schraub­te.
    Schließ­lich kehr­te Saul zu­rück. Mit der Aus­gra­bungs-Ge­neh­mi­gung. Schi­en da­mit über­haupt kei­ne Schwie­rig­kei­ten ge­habt zu ha­ben. Doch er hat­te fünf­und­vier­zig Mi­nu­ten im PX-Post­amt zu­ge­bracht, um sich für sei­ne Samm­lung einen Satz Hig­by-V-Brief­mar­ken zu be­sor­gen.
    Wir lu­den un­se­re Aus­rüs­tung in einen Land­krie­cher und fuh­ren ab.
    Die Nacht brach an, schnell und gründ­lich. Hig­by V be­sitzt nicht einen ein­zi­gen Mond. Die­se Welt ge­hört zu der Art von Pla­ne­ten, auf der die Nacht so plötz­lich an­bricht, als ha­be man einen Schal­ter be­tä­tigt – wenn man sich so wie wir in un­mit­tel­ba­rer Nä­he des Äqua­tors be­fin­det. Klick – und es ist dun­kel. Un­se­rem Fah­rer ge­lang es den­noch, uns nicht in ir­gend­ei­nen Kra­ter hin­ein­zu­steu­ern, und ei­ne Stun­de spä­ter wa­ren wir am Ziel.
    Dr. Schein, der sich be­reits letz­tes Jahr hier auf­ge­hal­ten hat­te, als es zu der Ent­de­ckung ge­kom­men war, hat­te da­für ge­sorgt, daß drei auf­ge­pump­te Auf­blas­hüt­ten für uns be­reit­stan­den: ei­ne als La­bo­ra­to­ri­um und die bei­den an­de­ren als Schlaf- und Wohn­un­ter­künf­te. Au­ßer­dem be­fand sich hier noch ein großer ge­wölb­ter Schirm aus Kunst­stoff, der die am Hang lie­gen­de Fund­stel­le be­deck­te, wo die Ar­te­fak­te der Er­ha­be­nen aus­ge­macht wor­den wa­ren.
    Als die Zeit kam, uns un­se­re Schlaf­plät­ze zu­zu­wei­sen, ent­wi­ckel­te sich ein kom­pli­zier­tes mo­ra­li­sches Pro­blem. Ich glau­be, es wird dir Spaß ma­chen, es dir zu ver­ge­gen­wär­ti­gen.
    Das Pro­blem ging auf die Tat­sa­che zu­rück, daß sich im In­nern der Blas­hüt­ten kei­ne Trenn­wän­de be­fan­den und folg­lich auch kei­ne Pri­vat­sphä­re exis­tier­te. Un­ter uns be­fan­den sich zwei un­ver­hei­ra­te­te Er­den­menschen weib­li­chen Ge­schlechts, und ent­spre­chend dem al­ber­nen so­zia­len Ta­bu wä­re es un­mo­ra­lisch und un­ge­bühr­lich, Jan und Kel­ly bei

Weitere Kostenlose Bücher