Nach all den Jahrmilliarden
sagte ich, und das stimmt. „Sie wird damit fertig. Außerdem braucht sie mich nicht. Sie hat Tausende von TP-Freunden, im ganzen Universum verstreut. Acht Stunden täglich verbringt sie damit, ins kommerzielle telepathische Kommunikationsnetz eingeschaltet zu sein und Nachrichten weiterzugeben, und ich glaube, die anderen sechzehn Stunden bleibt sie ebenfalls im Äther, nur aus Spaß. Und während dieser Zeit empfängt sie Telepathen-Klatsch von überall her. Wenn sie überhaupt schläft, dann ist mir das bisher entgangen. Das Leben hat ihr übel mitgespielt, aber sie hat eine Art Ausgleich.“
Jan war wirklich sehr daran interessiert, alles über dich zu hören, und ich erzählte ihr noch viel mehr. Was ich hier nicht zu wiederholen brauche, da du ohnehin darüber Bescheid weißt. Ich glaube, ich habe Jan vielleicht ein wenig unterschätzt. In den letzten paar Tagen habe ich zu begreifen begonnen, daß es sich bei ihrer Schön-aber-dumm-Schale nur um äußeres Gebaren handelt. Tatsächlich ist sie weitaus feinfühliger und komplexer, als sie den Eindruck macht. Ich weiß nicht, woher ich diese blöde Vorstellung habe, schöne Frauen seien immer oberflächlich. Nicht, daß sie von blendender Genialität wäre, aber sie hat noch mehr Qualitäten als nur Kurven und ein Zehntausend-Volt-Lächeln.
Inzwischen war der größte Teil unserer mannigfaltigen Registrierungen und Anmeldeformalitäten erledigt. Doch wir standen noch eine weitere halbe Stunde herum und warteten darauf, daß Saul Shamoon mit unserer Ausgrabungsgenehmigung zurückkehrte. Dr. Schein konnte nicht begreifen, was ihn so lange aufhielt. Er befürchtete, Saul sei in eine Art bürokratische Straßensperre geraten, die möglicherweise unsere ganze Arbeit auf diesem Planeten unmöglich machte. Das brachte Pilazinool so aus der Fassung, daß er seinen linken Arm bis hin zum zweiten Ellbogen abschraubte.
Schließlich kehrte Saul zurück. Mit der Ausgrabungs-Genehmigung. Schien damit überhaupt keine Schwierigkeiten gehabt zu haben. Doch er hatte fünfundvierzig Minuten im PX-Postamt zugebracht, um sich für seine Sammlung einen Satz Higby-V-Briefmarken zu besorgen.
Wir luden unsere Ausrüstung in einen Landkriecher und fuhren ab.
Die Nacht brach an, schnell und gründlich. Higby V besitzt nicht einen einzigen Mond. Diese Welt gehört zu der Art von Planeten, auf der die Nacht so plötzlich anbricht, als habe man einen Schalter betätigt – wenn man sich so wie wir in unmittelbarer Nähe des Äquators befindet. Klick – und es ist dunkel. Unserem Fahrer gelang es dennoch, uns nicht in irgendeinen Krater hineinzusteuern, und eine Stunde später waren wir am Ziel.
Dr. Schein, der sich bereits letztes Jahr hier aufgehalten hatte, als es zu der Entdeckung gekommen war, hatte dafür gesorgt, daß drei aufgepumpte Aufblashütten für uns bereitstanden: eine als Laboratorium und die beiden anderen als Schlaf- und Wohnunterkünfte. Außerdem befand sich hier noch ein großer gewölbter Schirm aus Kunststoff, der die am Hang liegende Fundstelle bedeckte, wo die Artefakte der Erhabenen ausgemacht worden waren.
Als die Zeit kam, uns unsere Schlafplätze zuzuweisen, entwickelte sich ein kompliziertes moralisches Problem. Ich glaube, es wird dir Spaß machen, es dir zu vergegenwärtigen.
Das Problem ging auf die Tatsache zurück, daß sich im Innern der Blashütten keine Trennwände befanden und folglich auch keine Privatsphäre existierte. Unter uns befanden sich zwei unverheiratete Erdenmenschen weiblichen Geschlechts, und entsprechend dem albernen sozialen Tabu wäre es unmoralisch und ungebührlich, Jan und Kelly bei
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