Nach all den Jahrmilliarden
Schweigens, ließen uns ungestört in Verbindung treten.
In diesem Augenblick der Vereinigung erfuhren wir all das, was es vom anderen zu erfahren gab. Sie entnahm mir jedes Detail, das ich in den Nachrichtenwürfeln aufgezeichnet hatte, alles über die Langeweile des Ultraraum-Fluges nach Higby V, alles über die Entdeckung von Dihn Ruuu, alles bis hin zu dem Augenblick, als ich den Gedankenverstärker aufsetzte. Lorie braucht die Würfel nicht abzuspielen. Sie kennt bereits jetzt die ganze Geschichte meiner Abenteuer.
Und mit dem ersten aufgeregten Höhepunkt unseres Kontakts wurde mir die Essenz dieses gelähmten Mädchens bewußt, das meine Schwester ist, und ich stellte fest, daß ich sie vorher überhaupt nicht richtig gekannt hatte. Es war dumm von mir gewesen, sie zu bemitleiden und zu verhätscheln, sie von meinem eigenen Glück abzuschirmen zu versuchen, auf daß sie nicht neidisch wurde. Sie ist alles andere als bemitleidenswert, alles andere als neidisch. Sie ist stark, stärker vielleicht als alle anderen Menschen der Galaxis. Und ihre Lähmung macht ihr nichts aus, denn sie hat überall Freunde und beneidet niemanden, mich am allerwenigsten. In der Vereinigung unseres Bewußtseins entdeckte ich, daß in Wirklichkeit ich der Krüppel gewesen bin – ausgeschlossen aus der glänzenden TP-Welt. Während ich sie bemitleidet hatte, hatte Lorie Mitleid mit mir gehabt, und ihr Mitleid ist weitaus intensiver und begründeter gewesen.
Jetzt war alles Mitleid überflüssig geworden.
Das ist Jan, sagte ich und übersandte ihr ein entsprechendes Bild.
Sie ist hübsch, Tom. Ich bin sicher, ihr werdet glücklich zusammen. Aber warum gibst du den Verstärker nicht auch ihr?
Ja. Ja, das mache ich. Jetzt … sofort …
Doch in diesem Augenblick spürte ich ein übermächtiges Zerren. Meine Verbindung zu Lorie wurde unterbrochen, und ich war allein, schrecklich allein, wieder eingesperrt im Kerker meines eigenen Schädels.
„Er kommt wieder zu sich!“ sagte die Stimme Dr. Scheins. „Es scheint mit ihm alles in Ordnung zu sein.“
Ich schlug die Augen auf. Lang ausgestreckt lag ich auf dem kalten, steinernen Boden der weiten Halle. Alle standen dicht gedrängt und besorgt um mich herum. Saul hatte mir den Verstärker vom Kopf genommen. Jan klammerte sich ängstlich an Pilazinool. Ich versuchte aufzustehen, schwankte benommen und schaffte es erst beim zweiten Anlauf.
„Gib mir das Ding!“ schrie ich und griff nach dem Verstärker.
Saul hielt ihn außer Reichweite. „Tom, dieses Gerät kann gefährlich sein!“ sagte Dr. Schein. „Sie wissen nicht …“
„Sie wissen nichts!“ rief ich und stürzte mich auf Saul, der kapitulierte und mir den Verstärker übergab. Ich vermutete, die anderen müssen geglaubt haben, ich sei verrückt geworden. Erschrocken traten sie von mir zurück. Ich winkte Dihn Ruuu herbei und befahl ihm, mir einen zweiten Verstärker zu geben.
Der Roboter gehorchte und schob die Aktivierungsplaketten selbst hinein. „Hier“, sagte ich zu Jan. „Setz ihn auf den Kopf!“
„Nein, Tom, bitte nicht … ich habe Angst.“
„SETZ IHN AUF“, sagte ich. Und sie setzte ihn auf, bevor irgend jemand sie daran hindern konnte. Ich schob mir den Verstärker ebenfalls auf den Kopf und schloß die Augen. Diesmal spürte ich so gut wie keinen Schmerz mehr, als mein Bewußtsein die Fesseln des Körpers abstreifte, und ich tastete mich hinaus und begegnete Jan.
Hallo, sagte ich.
Hallo, entgegnete sie, und unsere Egosphären trafen und vereinigten sich zu einer einzigen.
Das also war die Geschichte von elf Archäologen, die auszogen, um irgendwelche Scherben uralter Artefakte auszugraben und schließlich einen totalen Wandel in der
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