Nach all den Jahrmilliarden
Liege thronte ein großes Geschöpf. Es war etwa zweimal so groß wie ein Mensch, hatte einen kuppeiförmigen Kopf und vier Arme, und es war mit Schuppen bedeckt: ein Erhabener, der tatsächlich genauso aussah wie jene, die wir in den Projektionen der Kugel gesehen hatten.
Lebenserhaltungssysteme umgaben ihn, hüllten ihn praktisch ganz ein. Ein Dutzend kugelförmiger Gebilde waren an seinen Gliedmaßen befestigt. Auf seiner Brust war ein kompliziert wirkendes Gerät festgeschnallt. Drähte drangen aus dem Kopf, dem Körper, den Handgelenken. Der ganze prächtige Raum stellte eine einzige Maschine dar, die dazu diente, das flackernde und zu erlöschen drohende Lebenslicht in diesem Geschöpf zu erhalten, es zu ernähren, die Funktionen seiner Organe aufrechtzuerhalten und die Gifte des Alters abzufiltern.
Denn dieser Erhabene war alt. Ungeheuer, furchtbar alt.
Sein Körper war faltig und aufgequollen. Seine Schuppen überlappten sich nicht mehr, sondern klafften aufgrund des aufgequollenen Leibes auseinander, waren an einigen Stellen sogar ganz abgeblättert und offenbarten Falten einer weichen, gräulichen Haut. Die Augen waren trüb. Die Gesichtszüge waren apathisch und schlaff.
Der Erhabene bewegte sich nicht. Er gab durch nichts zu erkennen, daß er sich unserer Anwesenheit bewußt war. Er hätte ein wächsernes Bildnis seiner selbst sein können, wenn nicht das undeutlich zu erkennende, atmende Heben und Senken der Brust gewesen wäre.
Commander Leonidas hatte einen seiner Telepathen vom Schiff mitgebracht. „Können Sie seine Gedanken lesen?“ fragte er ihn. „Empfangen Sie irgend etwas?“
Der TP, der mit uns hierhergekommen war, ein Mann namens Davis, schob sich nahe an die Kristallwand heran und justierte seinen Geist in tiefer Konzentration. Als er sich einige Augenblicke später ab wandte, war sein Gesicht blaß und voller Ekel zerfurcht.
„Ein Kohlkopf“, sagte Davis leise. „Das Bewußtsein eines Kohlkopfes … eines geisteskranken Kohlkopfes.“
„Ozymandias“, murmelte Mirrik. „Sieh meine Werke, die gewaltigen, und verzweifle.“
„So geht es ihnen allen“, sagte Dihn Ruuu. „Ihre Körper werden vielleicht bis zum Ende der Zeit überleben. Ihr Geist jedoch … ihr Geist …“
„Sie sind mehr tot als lebendig“, stellte Dr. Schein fest. „Und doch leben sie weiter.“
„Damit wird ihnen kein guter Dienst erwiesen“, flüsterte Dr. Horkkk. „Dieses Leben im Tod muß furchtbar sein! Ihre Zeit ist vorüber. Lassen wir sie in Frieden ruhen.“
Ja, das meine ich auch: Lassen wir sie in Frieden ruhen.
Und somit bleibt von der Milliarde Jahre alten Größe nur dies übrig: apathische Geschöpfe, die in Kristallkäfigen dahinsiechen, während ihre immer fleißigen Roboter gedeihen und sich vermehren und eifrig dienen. Unsere Suche ist vorüber. Wir haben die Erhabenen gefunden. Wir sind eingedrungen in das, was ungestört hätte bleiben sollen. Wir haben den Alptraum der stolzesten Rasse der Galaxis gesehen, einen Alptraum, der sich aus unsagbar alten Bildern formt.
Ich wünschte, man hätte uns nie gestattet, das zu entdecken.
Wir verließen diese Unterwelt aus statischem und wie eingefrorenem Leben, in der der Tod betrogen wird, kehrten zur glänzenden Oberfläche Mirts zurück und glaubten, wir hätten nun den Gipfel des Berges aus Rätseln erreicht.
Wir irrten uns, denn Mirt hielt noch eine weitere Überraschung für uns bereit, eine, die das Leben eines jeden Geschöpfes in der Galaxis vollständig verändern wird und uns allen ein neues und unbekanntes und aufregendes Zeitalter eröffnet.
Dihn Ruuu führte uns in ein
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