Nach all den Jahrmilliarden
Bewegung zu sein, sich auszudehnen, über angrenzende Gebiete zu quellen und wachsend und pochend Leben und Kraft in sich aufzusaugen. So hatte ich mir die Heimatwelt der konservativen und fortschrittsfeindlichen Mirt Korp Ahm nicht vorgestellt.
Aber lebten hier tatsächlich noch irgendwelche Mirt Korp Ahm?
Oder sorgten nur die Roboter der Erhabenen dafür, daß diese Welt lebendig blieb? Führten sie die Tätigkeiten und Traditionen ihrer ausgestorbenen Schöpfer in unermüdlichem Gehorsam weiter?
Wir landeten und setzten auf einer Zielscheibe auf, die zehnmal größer war als die auf McBurney IV. Umsäumt wurde sie von vibrierenden Generatoren und Akkumulatoren, die furchtbar komplex und groß waren. Roboter, bei denen es sich um die Zwillingsbrüder unseres Dihn Ruuu hätte handeln können, begrüßten uns. Wir wurden vom Schiff fort und an Bord eines Fahrzeugs gebracht, das aussah wie eine Träne aus Bernstein, und dann begann unsere Besichtigungstour.
„Die fortgesetzte Konfrontation mit Wundern“, so die Paradoxisten, „läßt das ganz Gewöhnliche prachtvoll und seltsam erscheinen.“ Vielleicht. Ich will hier keine Liste der Rätsel von Mirt aufstellen. Warum um Worte ringen für das, was alle in leuchtenden Farben in den Tridem-Bildern betrachten können? Wir nahmen all die Pracht einer Milliarden Jahre alten Zivilisation in uns auf – diese dürftige Umschreibung soll ausreichen. Unsere maschinellen Gastgeber waren eifrig bemüht, uns alles zu zeigen.
„Doch wo sind die Mirt Korp Ahm selbst?“ fragten wir immer wieder. „Existieren sie noch?“
„Sie existieren noch“, erklärte uns schließlich Dihn Ruuu, der es von den anderen Robotern erfahren hatte. „Aber sie haben sich gewandelt. Sie sind nicht mehr die, als die ich sie in Erinnerung habe.“
„Wo befinden sie sich?“
„Sie werden speziell umsorgt.“
„Wann können wir sie sehen?“
„Zu gegebener Zeit“, sagte der Roboter. „Im richtigen Augenblick.“
Wir bezweifelten den Wahrheitsgehalt dieser Worte. Wir alle waren davon überzeugt, daß die Erhabenen vor langer Zeit ausgestorben waren. Und daß die Roboter – unfähig, diese traurige Tatsache zu akzeptieren – sich selbst etwas vormachten und seit Millionen Jahren ohne ihre Herren lebten. Wir irrten uns. Nachdem ihrer Meinung nach der rechte Zeitpunkt gekommen war, erlaubten sie uns, die Mirt Korp Ahm aufzusuchen. Es war am neunten Tag unseres Besuches. Ein Fahrzeug von einer Art, wie wir es bisher noch nicht benutzt hatten, brachte uns auf einem nach unten führenden Kurs in die Tiefen der Sphäre. Ein Dutzend Ebenen unterhalb der Oberfläche tauchten wir ein in eine kühle, grüne Welt des Schweigens, wo vor uns schwebende Lichtkugeln an kompliziert ineinander verwickelten Netzwerken entlangglitten.
„Die gegenwärtige Mirt-Korp-Ahm-Bevölkerung, so wurde mir mitgeteilt, beträgt 4852. In den vergangenen hunderttausend Jahren ist es zu keiner bedeutenden Veränderung dieser Zahl gekommen. Der letzte wirkliche Todesfall wurde vor 38551 Jahren verzeichnet.“
„Und die letzte Geburt?“ fragte Mirrik.
Dihn Ruuu starrte ihn eine ganze Weile schweigend an und antwortete dann: „Vor ungefähr vier Millionen Jahren. Danach wurden sie steril.“
Eine Schiebetafel rollte zur Seite, und durch eine dicke Kristallwand starrten wir auf einen Vertreter der Mirt Korp Ahm.
Wir blickten in einen höhlenartigen, sechseckigen Raum, der mich an die Felsgruft erinnerte, in der wir Dihn Ruuu gefunden hatten; eine umfangreiche Geräteanordnung umgab eine tassenförmige Liege aus glänzendem, blauen Metall. Auf dieser
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