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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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be­geh­rens­wer­ter, als wenn sie nur ei­ne ge­wöhn­li­che Schwe­din wä­re. Ein we­nig Exo­tik hat mich schon im­mer fas­zi­niert.
    Bro­la­go­nia­ner sind hu­ma­noi­de Ali­ens, wie du weißt. Sie ha­ben ei­ne glän­zen­de, graue Haut und mehr Ze­hen und Zäh­ne als wir. Sie sind ei­ne von rund sechs oder sie­ben Frem­dras­sen in der Ga­la­xis, die sich auf­grund ei­ner fast ge­nau par­al­lel ver­lau­fen­den Evo­lu­ti­on er­folg­reich mit dem Ho­mo sa­pi­ens kreu­zen kön­nen. Um ei­ne er­folg­rei­che Ver­ei­ni­gung mög­lich zu ma­chen, sind zahl­rei­che DNA-Ma­ni­pu­la­tio­nen und an­de­re Gen­tech­ni­ken er­for­der­lich, aber es kann be­werk­stel­ligt wer­den, und es ist be­werk­stel­ligt wor­den, trotz der Agi­ta­ti­on der Li­ga für Ras­sen­rein­heit und an­de­rer re­ak­tio­närer Grup­pen.
    Jan ent­stammt ei­ner lan­gen Ah­nen­rei­he von Di­plo­ma­ten. Ihr Groß­va­ter war vor sech­zig Jah­ren un­ser Bot­schaf­ter auf Bro­la­gon, und er ver­lieb­te sich dort in ein ein­hei­mi­sches Mäd­chen. Sie hei­ra­te­ten und hat­ten vier Kin­der, und eins von ih­nen war Jans Va­ter. Der sei­ner­seits ei­ne Schwe­din ehe­lich­te. Doch die bro­la­go­nia­ni­schen Ge­ne sind nun für im­mer in der Fa­mi­lie.
    Jan zeig­te mir ei­ni­ge Merk­ma­le ih­res ge­misch­ten Blu­tes. Ich muß scham­haft ein­ge­ste­hen, daß sie mir vor­her über­haupt nicht auf­ge­fal­len sind.
    „Ich ha­be dunkle Au­gen“, sag­te sie. „Statt blaue, die den blon­den Haa­ren ent­sprä­chen. So au­ßer­ge­wöhn­lich ist das aber ei­gent­lich nicht. Dies hin­ge­gen schon.“ Sie öff­ne­te ih­re San­da­len. Sie hat­te sechs Ze­hen an je­dem Fuß. Rei­zen­de Ze­hen noch da­zu. Aber sechs. „Au­ßer­dem ha­be ich vier­zig Zäh­ne“, fuhr sie fort. „Du kannst sie zäh­len, wenn du mir nicht glaubst.“
    „Ich glau­be dir auch so“, sag­te ich, als sie mir ein den­ta­les Gäh­nen zeig­te.
    „Mei­ne in­ne­ren Or­ga­ne sind eben­falls ein we­nig ver­schie­den. Ich ha­be kei­nen Dick­darm. Das kannst du mir eben­falls glau­ben. Der bro­la­go­nia­ni­sche Ver­dau­ungs­vor­gang un­ter­schei­det sich von dei­nem. Ich be­sit­ze auch das bro­la­go­nia­ni­sche Mut­ter­mal; es ist ge­ne­tisch do­mi­nant und tritt bei al­len Bro­la­go­nia­nern auf, auch bei Misch­lin­gen. Es ist ein recht hüb­sches Mut­ter­mal, ei­ne Art geo­me­tri­sches Mus­ter in ei­nem un­ge­wöhn­li­chen Farb­ton, und wenn ich je­mals auf ei­nem von Bro­la­go­nia­nern be­herrsch­ten Pla­ne­ten in Schwie­rig­kei­ten ge­ra­ten soll­te, dann brau­che ich nur die­ses Mut­ter­mal zu zei­gen – es ist eben­so gut wie ein bro­la­go­nia­ni­scher Paß.“
    „Kann ich es se­hen?“ frag­te ich.
    „Sei kein Lüst­ling. Es be­fin­det sich an ei­ner pein­li­chen Stel­le.“
    „Ich bin nur aus rein wis­sen­schaft­li­cher Neu­gier in­ter­es­siert. Au­ßer­dem gibt es kei­ne pein­li­chen Stel­len, nur pein­li­che Leu­te. Ich wuß­te nicht, daß du so prü­de bist.“
    „Bin ich auch nicht“, sag­te Jan. „Aber ein Mäd­chen muß ein biß­chen sitt­sam sein.“
    „Warum?“
    „Ge­mei­ner Kerl!“ sag­te sie, aber es klang nicht sehr är­ger­lich.
    Al­so konn­te ich ihr Mut­ter­mal nicht se­hen.
    Aber es macht mich froh zu wis­sen, daß sie eins hat. Viel­leicht hältst du mich für ex­tra­va­gant, aber ich bin sehr an­ge­tan von der Neu­ig­keit, daß Jan nicht ganz mensch­lich ist. Es er­scheint mir so lang­wei­lig, sich nur auf die Mäd­chen der ei­ge­nen Spe­zi­es zu be­schrän­ken.
    Na­tür­lich ist sie noch im­mer schreck­lich in Saul Shah­moon ver­liebt. Zu­min­dest be­haup­tet sie das. Ich bin mir nicht si­cher, ob sie es ernst meint. Ich küß­te sie, nur als wis­sen­schaft­li­ches Ex­pe­ri­ment. Um her­aus­zu­fin­den, ob ein Mäd­chen, das zu ei­nem Vier­tel Bro­la­go­nia­ne­rin ist, auf exo­ti­sche Wei­se küßt.
    Ich ha­be über­haupt nichts Bro­la­go­nia­ni­sches an ih­rer Art zu küs­sen ent­deckt. Und in An­be­tracht der Tat­sa­che, daß sie nach wie vor an ih­rer un­er­wi­der­ten Lie­be zu Saul lei­det, war sie so­gar mit er­staun­li­chem En­thu­si­as­mus bei der Sa­che.

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