Nach all den Jahrmilliarden
verfügt aber über keine sichtbaren Linsen oder Objektive, und ein Bildschirm oder eine Leinwand als Projektionsfläche für die Bilder ist ebenfalls nicht notwendig. Auch über die Energiequelle können wir nur Mutmaßungen anstellen. Eingeschaltet wird die Kugel mit diesem Hebel …“ – es berührte einen kleinen Knauf – „… den wir nur durch Zufall entdeckten. Verdunkeln Sie den Raum, bitte.“ 408b ergriff eine Filmkamera und benutzte einige seiner Tentakel dazu, sie einzustellen und in Betrieb zu setzen. „Da wir weder wissen, wie lange die Kugel in Funktion bleiben wird, noch, ob wir sie dazu veranlassen können, eine der uns gezeigten Szenen zu wiederholen, werden wir eine komplette Filmaufzeichnung anfertigen – jedesmal, wenn wir sie benutzen.“
Es betätigte den Knauf.
Grünlicher Schein drang aus der Kugel hervor. Die Lichtzone dehnte sich aus, bis sie eine zwanzig Meter durchmessende Sphäre umfaßte und damit praktisch den ganzen Bereich des Laboratoriums ausfüllte, in dem wir uns befanden. Plötzlich sahen wir Gestalten, die sich auf der Oberfläche der Lichtsphäre bewegten.
Erhabene.
Was wir nun zu sehen bekamen, war ein 360-Grad-Film, und wir saßen im Innern des Projektionsbereiches. Die Kugel zeigte uns fünf oder sechs verschiedene Sequenzen, wobei jede einzelne sich ein wenig mit der Nachbarszene überlappte. Während wir uns umdrehten, verschwanden einige Sequenzen und wurden durch andere ersetzt. Einige aber blieben stabil. Es war wirklich mühsam, alles in sich aufzunehmen, denn es geschah so viel zugleich. In den ersten fünf Minuten drehte und drehte ich mich auf meinem Platz und wollte alles auf einmal betrachten. Ich war verzweifelt darüber, daß eine Szene verschwand, während ich noch versuchte herauszufinden, was es mit einer anderen auf sich hatte. Ich beneidete die Wissenschaftler nicht, die aus all diesem schlau werden müssen. Aber wenigstens würde die Kamera mit dem Weitwinkelobjektiv, die direkt neben der Kugel angebracht war, das ganze Durcheinander rundherum festhalten. Weißt du, die einzige Möglichkeit, mit einer Informationsschwemme fertig zu werden, besteht darin, eine Aufzeichnung aller eintreffenden Daten anzufertigen und die einzelnen Posten dann Stück für Stück unter die Lupe zu nehmen, mit deiner dir eigenen Datenverarbeitungs-Geschwindigkeit.
Nach kurzer Zeit hörte ich auf, mich zu drehen und konzentrierte mich auf das Betrachten jeder einzelnen Sequenz – trotz der Frustration darüber, alles andere, was vor sich ging, zu verpassen. Ich werde versuchen, einige der Bilder zu beschreiben, die ich gesehen habe.
Eine Szene war in einer Stadt der Erhabenen aufgenommen. Das nehme ich jedenfalls an. Ich sah umherstreifende Gestalten, jene sechsgliedrigen Humanoiden mit den kuppelförmigen Köpfen, die uns von den Plakettendarstellungen her so vertraut sind. Ihre Haut war von satter, dunkelgrüner Farbe und von sich überlappenden, glänzenden Schuppen bedeckt, was vielleicht auf reptilartige Vorfahren hindeutet. Sie gingen nicht, sie glitten eher dahin, schienen fast zu schweben; ich kann nicht erklären, warum sie so anmutig wirkten.
Ihre Stadt bestand aus weit in den Himmel ragenden Pfeilern, die jeweils vielleicht fünfzig Meter voneinander entfernt waren – ich besaß keinen Vergleichsmaßstab. Weit oben war eine Art Netzwerk gespannt, das die Gipfel aller Pfeiler miteinander verband. Wie Spinnen von einem Spinnennetz baumelten Bauwerke von diesem Geflecht: Jedes schwang am Ende eines langen Kabels sanft hin und her, und jedes hing hoch über dem Boden und war
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