Nach all den Jahrmilliarden
unterschiedlich weit vom Netz darüber entfernt. Diese Schwebhäuser waren größtenteils tränenförmig, aber es gab auch sphärische und kubische und achteckige. Kleinere Kabel stellten die Verkehrsverbindungen zwischen den herabhängenden Gebäuden dar. Die Luft war voller Erhabener, die hinauf- oder hinunterglitten oder horizontal dahinschwebten, und sie hielten sich dabei an Kabeln fest, die sich von ganz allein zu bewegen schienen. Goldgrünes Sonnenlicht sickerte durch die obersten Schichten des Netzes, und es erweckte den Eindruck, als befände sich alles unterhalb des Meeresspiegels. Während ich zusah, brach die Nacht an, und plötzlich glänzte das Licht Tausender Sterne herunter. Jetzt begannen sich die Gebäude selbst zu bewegen: An ihren Kabeln glitten sie in die Höhe oder Tiefe, während Erhabenein großer Zahl von einem zum anderen wechselten. Ich habe fremdartige Bilder gesehen, Lorie, aber nichts so Fremdartiges wie dies hier. Jene großen und anmutigen Geschöpfe (irgendwie stelle ich sie mir viel größer als Menschen vor), jene herabhängenden Häuser, das gespenstische Tageslicht und der überwältigende Glanz der Sterne … all das vermischte sich zu etwas vollkommen Fremdartigem.
Der Aufnahmewinkel förderte diesen Eindruck noch. Ich hätte angenommen, daß in den rund vier Jahrhunderten, seit Edison seine erste Filmkamera montierte, alle Arten, eine bestimmte Szene zu filmen, ausprobiert worden sind. Aber wer auch immer diesen eine Milliarde Jahre alten Schnappschuß aufgenommen hat, er hat die Dinge auch nicht annähernd auf die Weise betrachtet wie ein moderner Kameramann von heute. Und deshalb hatten wir es mit sich ständig verändernden Blickwinkeln zu tun: einmal von oben, dann von unten, dann aus dem Zentrum der Stadt. Die Kamera glitt so frei durch jene seltsame Stadt, daß ich mich an der Laboratoriumsbank festklammern mußte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Wie in einem Traum gefangen, sah ich eine ganze Zeitlang zu, wie diese Geschöpfe ihren rätselhaften Beschäftigungen nachgingen, wie sie an ihren Kabeln hinauf- und hinunterglitten, sich voreinander verneigten, sich anmutig die Hände reichten und Geschenke austauschten (ich erkannte einige Inschriftsknoten, die den Besitzer wechselten), wie sie in Gespräche verwickelt waren, denen ich nicht zuhören konnte, da die Projektion ohne akustische Untermalung war. Dann drehte ich mich um und wandte mich der nächsten Sequenz zu.
Sie zeigte eine Szene im Innern eines der Schwebhäuser: ein großer, von rötlichem Licht erhellter Raum, dessen Wände mit einer lebendigen Substanz bedeckt zu sein schienen, mit etwas Weichem und Vibrierendem, das in unregelmäßigen Abständen anschwoll und zusammenschrumpfte, sich einmal aufblähte und spannte wie ein Trommelfell, sich dann kräuselte und wie ein Hautlappen wand.
Neun Erhabene befanden sich in diesem Raum. Zwei von ihnen hatten sich an in der Decke befestigten Kabeln festgeklammert und waren, soweit ich das feststellen konnte, wie in Trance erstarrt – oder vielleicht tot und ausgestopft. (Die Begräbnissitten von fremden Rassen entziehen sich jedem Verständnis. Ebenso wie die Begräbnissitten von Völkern, die gar nicht so fremdartig sind. Kannst du dir den Sinn erklären, warum man Tote in einen Kasten legt und diesen Kasten in die Erde eingräbt?) Drei der Erhabenen standen in einer dem Aufnahmepunkt gegenüberliegenden Ecke und waren mit etwas beschäftigt, bei dem es sich um einen seltsam anmutenden Volkstanz handeln konnte oder um eine Art Sex: Sie hatten sich mit dem Gesicht nach innen und
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