Nach all den Jahrmilliarden
ähnelten!“ würde ein Ägyptologe sagen. „Sie logen und betrogen, sie gingen fremd und frisierten ihre Steuern. Alle unsere eigenen speziellen kleinen Sünden gab es auch bei ihnen! Selbst die Untertanen des Pharao hatten ihre Schwächen und Ambitionen, ihre Hoffnungen und Träume.“ Und so weiter und so fort. Setz die Sumerer an die Stelle der Ägypter oder die Cro-Magnon-Höhlenmaler an die der Sumerer, und die Experten werden es dir weiter vorbeten: Je mehr wir über sie herausfinden, desto deutlicher wird, daß jene Menschen aus fernster Vergangenheit nur einfache und schlichte Leute waren.
Ha! Was bei den Erhabenen ganz und gar nicht der Fall ist! Diese Kugel, die ich gefunden habe, hat uns eine Million mal mehr über sie erzählt, als wir vorher wußten: darüber, wie sie aussahen und sich bewegten, über die Art ihrer Städte, ein wenig von ihren Gebräuchen. Und es scheint sich bei ihnen ganz und gar nicht um einfache und schlichte Leute gehandelt zu haben. Sie machen einen vollkommen fremdartigen Eindruck; sie scheinen noch weitaus fremdartiger zu sein als die Shilamakka oder Dinamonianer oder Thhhianer oder irgendeines der anderen fremden Völker, denen wir heute begegnen können. Es mag schwierig für uns sein, die dinamonianische Theologie oder die Marotte der Shilamakka zu begreifen, völlig gesunde Körperglieder mit Maschinenteilen zu ersetzen, aber dennoch können wir uns mit diesen Aliens auf einer allgemeinen Basis verständigen. Ich glaube, mit den Erhabenen hätten wir uns niemals verständigen können. Auch dann nicht, wenn sie nicht durch eine Kluft von einer Milliarde Jahre von uns getrennt wären. Der Grund dafür ist nicht allein ihre gewaltige technologische Überlegenheit. Ihre Denkweise bliebe uns immer unverständlich.
Erinnere dich nur mal an die verschiedenen Kulturen auf der Erde, bevor Kommunikationssatelliten und Raketenfähren dafür sorgten, daß sich die Lebensweise jedes einzelnen an die aller anderen anglich. Denk an die Weltanschauungen der Eskimos, Polynesier und Beduinen, an die der amerikanischen Präsidenten und Pueblo-Indianer und Tibeter. Sie haben nicht sonderlich viel miteinander gemeinsam. Tatsächlich sind sie sogar ziemlich unterschiedlich, und doch sind das alles Bewohner des gleichen Planeten. In Ordnung, letztendlich starben sie alle aus oder vermischten sich und wurden zu „Terranern“, doch jetzt waren wir Teil einer Galaxis voller anderer intelligenter Völker, und jedes von ihnen hat eine andere Kultur und unterscheidet sich sehr von uns … und so weiter. Breite Kluften zwischen den Bewohnern des gleichen Planeten und noch breitere zwischen denen von verschiedenen Welten … doch all diese Abrunde sind überbrückbar.
Aber der größte Abgrund von allen scheint zwischen den Erhabenen und uns zu bestehen. Vergiß meine romantischen Vorstellungen darüber, daß sie noch irgendwo leben und wir sie finden. Ich möchte sie überhaupt nicht mehr finden. Ich glaube, es wäre ziemlich erschreckend, käme es zu einer Begegnung.
Nachdem wir die Bilder der Kugel eine Stunde lang betrachtet hatten, schaltete 408b den Projektor ab, und wir diskutierten. Das bedeutet, daß wir elf uns alle zusammensetzten und zu interpretieren versuchten, was wir gerade gesehen hatten. Jan suchte sich sorgfältig einen Platz, der möglichst weit von Leroy Chang entfernt war, doch Leroy schien sich größte Mühe damit zu geben, sie nicht einmal anzublicken. Offenbar fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut und war noch nervöser als sonst. Ich vermute, er fürchtete, Jan könnte aufstehen und ihn als
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