Nach all den Jahrmilliarden
ganzen Vorfall irgendwie den Schmerz.
Später fand ich heraus, was Archäologen sind. Und begann damit, Museen zu besuchen, um mir die Dinge anzusehen, die sie ausgegraben hatten – einschließlich der vielen Spielzeuge, die vor fünf- oder zehn- oder fünfzigtausend Jahren von anderen kleinen Jungen verloren worden waren. Und es traf mich wie ein Schlag: Wie traurig ist es doch, daß diese Dinge verlorengegangen sind und niemanden mehr haben, der sie mag und sich um sie kümmert. Und wie schön ist es, daß sich jemand die Mühe macht, sie nach all den Jahren wiederzufinden. Später dachte ich: Wie traurig ist es doch, daß Zivilisationen verlorengegangen sind, ganze Brocken der Vergangenheit, Könige und Dichter und Maler, Gebräuche und Religionen und Skulpturen und Küchengeschirr und Werkzeuge, und wie schön ist es, daß sich jemand die Mühe macht, dies nach all den Jahren wiederzufinden. Dann faßte ich den Entschluß, zu einem dieser Finder zu werden. Was unseren Vater natürlich erschreckte, da er bereits entschieden hatte, daß ich zu einem Immobilien-Magnaten werden sollte, genau wie er. „Archäologie? Was kann die Archäologie jemandem wie dir schon bedeuten? Ich habe ein Königreich, das auf dich wartet, Tom!“ Ich antwortete, ich sei mehr an Königreichen interessiert, die nicht mehr existierten. Ich konnte ihm eigentlich nie richtig klarmachen, daß der ursächliche Anlaß zu all diesem ein Spielzeugtier von Epsilon Eridani gewesen ist.
Als ich mit der Schilderung zu Ende war, sagte Jan: „Als du neulich die Kugel ausgegraben hast – dieses wundervolle Spielzeug –, war es so ähnlich, als hättest du deine verlorene Statuette wiedergefunden?“
„Ja. Genau so. Ich hab’ eine ganze Welt neu entdeckt, Jan. Darum geht es mir hierbei vor allem.“
„Angenommen, dein Vater hätte die Baumaschinen angehalten und seine Männer beordert, dein Spielzeug aus dem Beton zu graben? Glaubst du, du wärst dann heute auf Higby V?“
„Ich wäre sehr wahrscheinlich der Junior-Magnat eines Immobilien-Imperiums“, sagte ich, und ich glaube, das stimmt.
Dann fragte ich Jan, warum sie Archäologin geworden sei. Ihre Antwort war ein wenig enttäuschend. Sie baggerte keine finsteren Episoden ihrer Kindheit aus. „Weil es interessant ist“, sagte sie. „Das ist alles. Die Vorstellung herauszufinden, wie die Vergangenheit war, erscheint mir sehr interessant.“
Nun, das ist natürlich überhaupt keine Antwort. Wir wissen ja, daß Archäologen die Archäologie interessant finden. Das wirkliche Problem besteht darin, warum. Ich glaube, die Antwortet lautet: Weil wir alle nach einer Art von verlorenem Spielzeug suchen. Wir kämpfen gegen jene Kraft des Universums an, die alles dem Chaos preisgeben will. Ich meine, wir befinden uns mit der Zeit im Kriegszustand. Wir sind Feinde der Entropie. Wir versuchen, jene Dinge zurückzuholen, die uns von den Jahren genommen wurden: die Spielzeuge der Kindheit, verlorene Freunde und Verwandte, die Ereignisse der Vergangenheit – alles. Wir kämpfen darum, alles zurückzuerlangen, bis hin zum Anbeginn der Schöpfung, aus dem Bedürfnis heraus, nichts vom Strom der Zeit davonspülen zu lassen. Verzeih mir dieses Philosophieren. Ich weiß nicht, ob mir Jan oder irgend jemand anders hier zustimmen würde, und ich will das auch gar nicht herausfinden. Vielleicht würden einige von ihnen sagen, für sie sei es nur ein Job wie jeder andere oder ein Weg, zu Ansehen zu gelangen, oder eine Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben, wer weiß? Dennoch glaube ich fest daran, daß unter diesen oberflächlichen Motiven etwas Subtileres verborgen sein
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