Nach all den Jahrmilliarden
Jan an meiner Seite. Sie zischte etwas, hatte aber offenbar nicht die Absicht, sich einzumischen. Dies war mein großer Auftritt. Ich würde ziemlich blöd dastehen, wenn es mir nicht einmal gelänge, den hiesigen TP-Operateur dazu zu bewegen, ein R-Gespräch zu akzeptieren. Ich wollte etwas Männliches und Energisches tun, zum Beispiel Marge Hotchkiss packen und durch die Wand werfen. Ich begann zu wüten und zu toben. Ich erzählte ihr, meine Schwester sei ein TP-Inspektor und würde sie rausschmeißen, eine Lüge, die du mir hoffentlich verzeihst. Ich verlangte, ihren Vorgesetzten zu sprechen. Ich drohte ihr an, mich beim Netz-Koordinator über sie zu beschweren. Je lauter ich schrie, desto abweisender wurde der Gesichtsausdruck dieser Hotchkiss, und desto herausfordernder wurden ihre Worte. „Nehmen Sie von mir aus Ihr R-Gespräch“, sagte sie, „und wischen sich damit …“
„Einen Augenblick, bitte“, sagte Jan schließlich, und ihre Stimme klang ganz freundlich. „Entsprechend den Paragraphen des Gesetzes für Gemeinnützigkeit von 2322, das den Betrieb des TP-Netzes regelt, macht sich ein Repräsentant des Kommunikationsnetzes einer illegalen Handlung schuldig, wenn er sich weigert, ein R-Gespräch zu akzeptieren. Dem TP-Operateur ist nicht gestattet, eigene Beurteilungen dazu heranzuziehen, ob ein solcher Anruf letztendlich angenommen wird, sondern er ist verpflichtet, sich bei der angerufenen Person oder Institution zu erkundigen, ob der Anruf akzeptiert wird.“
Marge Hotchkiss machte einen enttäuschten Eindruck.
„Was sind Sie?“ platzte es aus ihr heraus. „Ein Betriebsspion? In Ordnung, ich frage, ob GND das Gespräch annimmt.“
Hotchkiss glitt in die TP-Trance und tastete sich hinaus nach der nächsten Aufnahmestelle des Nachrichtendienstes, die schätzungsweise zwanzig Lichtjahre entfernt war. (Du weißt das sicher besser als ich, Lorie.) Nach einem Augenblick wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder uns zu und sagte, noch immer verdrießlich: „Also her mit Ihrer verdammten Mitteilung.“
Ich reichte sie ihr. Hotchkiss überflog sie und begann dann damit, sie an den GND-Operateur zu übertragen. Ich fragte mich in diesem Augenblick, ob sie die Mitteilung nicht vielleicht aus allgemeiner Gehässigkeit entstellte und, wenn dies der Fall war, was wir gegen eine solche Sabotage unternehmen konnten. Jan mußte ebenfalls daran gedacht haben, denn als Hotchkiss die Übertragung beendete, sagte sie: „Herzlichen Dank. Natürlich hätten wir gern eine Rückübermittlung als Bestätigung.“
Warum bin ich nicht darauf gekommen?
Hotchkiss starrte uns wütend an, forderte aber – weil sie zum Teil befürchtete, Jan sei tatsächlich eine Betriebsspionin, die ihre Tüchtigkeit überprüfte – von ihrem TP-Gesprächspartner weit draußen gehorsam eine Wiederholung der Nachricht an, schrieb sie während der Rückübertragung mit und reichte sie zur Kontrolle an uns weiter. Bis hin zum letzten Komma verglich ich sie mit dem Original.
„Sehr gut“, sagte Jan. „Recht herzlichen Dank!“
Draußen vor dem TP-Büro fragte ich sie, wie sie von der Sache mit dem Gesetz für Gemeinnützigkeit von 2322 gewußt haben konnte und so weiter. „Versuch nicht, mir weiszumachen, du seist ein Flüchtling aus dem TP-Netz“, sagte ich.
„Oh, nein! Ich habe nicht ein einziges TP-Molekül in mir, Tom. Aber einmal war ich dabei, wie mein Vater ähnlichen Ärger mit einem Netz-Mädchen bekam, und ich habe mich daran erinnert, wie er das Problem löste.“
„Raffiniert.“
„Aber warum eigentlich sind all diese TP-Leute so eklig? Besonders die weiblichen. Sie machen den Eindruck, als erwiesen sie dir dadurch
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