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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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einen rie­si­gen Ge­fal­len, in­dem sie dei­ne An­ru­fe über­mit­teln. Ich glau­be, sie müs­sen uns ar­me Teu­fel ziem­lich ver­ach­ten, die wir nicht über ih­re Be­ga­bun­gen ver­fü­gen und nur auf Wor­te an­ge­wie­sen sind, um mit­ein­an­der zu kom­mu­ni­zie­ren.“
    „Nicht al­le sind ek­lig“, sag­te ich. „Mei­ne Schwes­ter zum Bei­spiel nicht. Lo­rie hat sehr viel Ge­duld mit al­len. Lo­rie ist wirk­lich ei­ne Hei­li­ge.“
    „Wenn das stimmt, dann ist sie das ers­te höf­li­che TP-Mäd­chen, von dem ich über­haupt je­mals ge­hört ha­be. Wie kommt es, daß ich nie­mals auf Ent­ge­gen­kom­men sto­ße, wenn ich ei­ne Nach­richt durch­ge­ben muß?“
    „Lo­rie nimmt kei­ne Ge­sprä­che von der Öf­fent­lich­keit an“, er­klär­te ich. „Weil sie die gan­ze Zeit über an ihr Kran­ken­zim­mer ge­fes­selt ist. Sie fun­giert aus­chließ­lich als Auf­nah­me­punkt und Re­lais­sta­ti­on.“
    „Ich ver­ste­he. Wahr­schein­lich ha­ben sie al­le freund­li­chen Men­schen da­zu ein­ge­setzt, als Re­lais­sta­tio­nen zu ar­bei­ten, und in den öf­fent­li­chen Bü­ros sit­zen die gan­zen Fies­lin­ge. Ich wür­de dei­ne Schwes­ter ir­gend­wann gern ein­mal ken­nen­ler­nen.“
    „Viel­leicht wirst du das.“
    „Sieht sie dir sehr ähn­lich?“
    „Ei­gent­lich nicht. Sie ist klei­ner und zar­ter und an ei­ni­gen Stel­len rund­li­cher. Au­ßer­dem braucht sie sich nicht zu ra­sie­ren.“
    „Witz­bold! Ich mei­ne, ab­ge­se­hen da­von, daß sie ein Mäd­chen ist!“
    „Man sagt, wir sei­en uns sehr ähn­lich, be­son­ders für zwei­eii­ge Zwil­lin­ge“, ant­wor­te­te ich. „Ich kann das kaum be­ur­tei­len. Sie ist ru­hi­ger als ich, und sie hat einen an­de­ren Sinn für Hu­mor. Ich mei­ne, manch­mal sagt sie ei­ne hal­be Stun­de lang kein Wort und hört nur den an­de­ren Leu­ten in ih­rem Zim­mer zu, und dann kommt sie mit et­was her­aus, in ei­ner sehr sanf­ten Stim­me, so daß man die Oh­ren spit­zen muß, um es zu ver­ste­hen … und es ist et­was ab­so­lut Ver­hee­ren­des, et­was, das es fer­tig­bringt, zu­gleich lus­tig und zu­tref­fend zu sein. Manch­mal kann sie je­man­den mit zwei oder drei gut ge­wähl­ten Wor­ten ganz schön aus der Fas­sung brin­gen.“
    „Du ver­mißt sie si­cher sehr.“
    „Noch nie zu­vor ha­be ich so lan­ge Zeit nicht mit ihr spre­chen kön­nen. Ich ha­be im­mer ver­sucht, sie an mei­nen Er­leb­nis­sen teil­ha­ben zu las­sen – was ich auch ma­che, wo­hin ich auch ge­he. Hier aber … so weit von ihr ent­fernt …“
    „Du könn­test sie an­ru­fen.“
    „Über Mar­ge die Lä­cheln­de?“ Ich schüt­tel­te den Kopf. „Ich will ihr Be­wußt­sein nicht durch den un­nö­ti­gen Kon­takt mit ei­nem ge­dank­li­chen Gül­le­faß be­schmut­zen. Au­ßer­dem kos­tet es ei­ne hüb­sche Stan­ge Geld.“
    „Ist dein Va­ter nicht reich?“
    „Mein Va­ter schon. Ich nicht. Er be­hält den Dau­men in sei­ner ei­ge­nen Ta­sche.“
    „Ach.“
    „Ich tür­me Nach­rich­ten­wür­fel für Lo­rie auf und er­zäh­le ihr die gan­ze Ge­schich­te. Wenn ich zur Er­de zu­rück­kom­me, kann sie sie al­le ab­spie­len, die gan­zen Hör­brie­fe von zwei Jah­ren auf ein­mal.“
    „Dann hast du al­so die gan­ze Zeit für sie ge­spro­chen!“
    „Ist es dir auf­ge­fal­len?“
    „Wenn ich dich in der letz­ten Zeit ge­sucht ha­be“, sag­te Jan, „dann warst du meis­tens vollauf da­mit be­schäf­tigt, in einen Nach­rich­ten­wür­fel zu spre­chen.“
    In­ter­essant, daß sie nach mir ge­sucht hat­te.
    Aus stra­te­gi­schen Er­wä­gun­gen er­wi­der­te ich: „Na­tür­lich sind die­se Wür­fel nicht al­le für Lo­rie. Ich mei­ne, ver­steh’ das rich­tig: Nicht daß ich drü­ben auf der Er­de ir­gend­wel­che fes­te­ren Bin­dun­gen hät­te, aber ich glau­be, es gibt da ein paar Mäd­chen, die an mei­nen Aben­teu­ern hier drau­ßen im All in­ter­es­siert sind, und …“
    „Na­tür­lich“, sag­te Jan. „Es ist sehr auf­merk­sam von dir, daß du dich an sie er­in­nerst, ob­wohl du so weit fort bist.“
    Ihr Ton­fall war völ­lig neu­tral. Ich ent­deck­te nicht ein­mal einen Hauch der Ei­fer­sucht, die ich so plump her­vor­zu­ru­fen ver­sucht hat­te,

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