Nach all den Jahrmilliarden
ein Augenzwinkern zurückliegt – mit solchen Maßstäben haben wir es zu tun!)
Und damit genug der tiefschürfenden philosophischen Betrachtungen. Dein aufgeweckter und tiefsinniger Bruder hat Hunger. Bis später, Ende.
Schlafenszeit, fünf Stunden später, am gleichen Abend.
Nach dem Essen haben Jan und ich einige Stunden damit verbracht, die Pressemitteilung zu formulieren. Eigentlich hat sie das alles geschrieben, obwohl man mir nachsagt, ich könnte gut mit Worten umgehen und so weiter. Ich habe die Zeit damit vertrödelt, indem ich einige Skizzen entwarf und sie dann wieder zerknüllte. Dann klemmte sie sich dahinter und schrieb ohne die geringste Schwierigkeit ein professionell klingendes Statement herunter. Dieses Mädchen ist mächtig auf Zack. Morgen fahren wir in die Stadt und geben die Mitteilung den TP-Leuten, und ich hoffe, diese Kuh von Marge Hotchkiss hat dienstfrei.
Alle anderen haben den Abend im Laboratorium verbracht. Als wir fertig waren, sind Jan und ich hinübergegangen. Schach ist hier jetzt altmodisch geworden. Wie heute besteht die allabendliche Unterhaltung darin, die von der Kugel projizierten Bilder zu betrachten. Heute abend waren einige neue zu sehen, ebenso verblüffend wie die anderen. Offenbar hat das Ding in seinem Innern eine unbegrenzte Anzahl von Filmrollen oder was auch immer. Ich hoffe, wir lassen es nicht heißlaufen.
7
10. September 2375
Higby V
Beinah hätten es Jan und ich nicht geschafft, die Pressemitteilung abzuschicken. Irgendein blöder Dussel hatte vergessen, die Batterie des Elektrorenners aufzuladen, den wir benutzten, um zwischen der Stadt und unserem Lager zu pendeln. Wir waren noch zwölf Kilometer von der Stadt entfernt, als der Motor ein leises Seufzen von sich gab und sich dann ausschwieg. Ich öffnete die Haube und versuchte, männliche Kompetenz zu zeigen, aber ich konnte überhaupt nichts tun, und das wußten wir beide. „Die Batterie ist leer!“ rief mir Jan zu. „Verschwende keine Zeit damit, am Motor herumzubasteln.“
„Was machen wir jetzt? Den Rest des Weges zu Fuß gehen?“
„Es fängt an zu regnen“, sagte sie. „Welch nette Überraschung!“
„Wir bleiben am besten hier. Vielleicht kommt jemand vorbei.“
Wir warteten eine halbe Stunde, ganz allein im Zentrum der Leere. Ich nutzte meine große Chance nicht aus, mich ein wenig mehr um die körperliche Seite meiner Beziehung zu Jan zu kümmern. Einerseits, weil der endlose graue Regenguß, der auf diesem Planeten das charakteristische Wetter darstellt, meine Leidenschaft ganz erheblich abgekühlt hatte. Und andererseits: Selbst wenn ich zufällig in der Stimmung gewesen wäre – ich wollte mich nicht mit Dingen beschäftigen, die das Risiko mit sich gebracht hätten, einen vorbeikommenden Wagen nicht zu bemerken und somit zu verpassen. Der Verkehr auf dieser Straße ist nicht so dicht, als daß gestrandete Reisende es sich leisten könnten, einen möglichen Retter vorbeiziehen zu lassen. Hauptsächlich jedoch wegen dieser seltsamen und altmodischen Einstellung, die plötzlich über mich kam: daß es schlechtes Benehmen sei, eine möglicherweise ziemlich ernste Romanze in einem am Rand einer matschigen Straße liegengebliebenen Renner zu beginnen. Nicht daß Higby V irgendwo angenehmere Umgebungen aufzuweisen hätte – ich empörte mich vielmehr über die Unanständigkeit im allgemeinen. Manchmal kann ich ziemlich verstockt sein. Ich glaube, das weißt du.
Anstatt also wollüstig übereinander herzufallen, saßen wir keusch und züchtig Seite an Seite und unterhielten uns. Es kommt mir erst jetzt in den Sinn, daß Jan meinen
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