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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ein Au­gen­zwin­kern zu­rück­liegt – mit sol­chen Maß­stä­ben ha­ben wir es zu tun!)
    Und da­mit ge­nug der tief­schür­fen­den phi­lo­so­phi­schen Be­trach­tun­gen. Dein auf­ge­weck­ter und tief­sin­ni­ger Bru­der hat Hun­ger. Bis spä­ter, En­de.
     
    Schla­fens­zeit, fünf Stun­den spä­ter, am glei­chen Abend.
    Nach dem Es­sen ha­ben Jan und ich ei­ni­ge Stun­den da­mit ver­bracht, die Pres­se­mit­tei­lung zu for­mu­lie­ren. Ei­gent­lich hat sie das al­les ge­schrie­ben, ob­wohl man mir nach­sagt, ich könn­te gut mit Wor­ten um­ge­hen und so wei­ter. Ich ha­be die Zeit da­mit ver­trö­delt, in­dem ich ei­ni­ge Skiz­zen ent­warf und sie dann wie­der zer­knüll­te. Dann klemm­te sie sich da­hin­ter und schrieb oh­ne die ge­rings­te Schwie­rig­keit ein pro­fes­sio­nell klin­gen­des State­ment her­un­ter. Die­ses Mäd­chen ist mäch­tig auf Zack. Mor­gen fah­ren wir in die Stadt und ge­ben die Mit­tei­lung den TP-Leu­ten, und ich hof­fe, die­se Kuh von Mar­ge Hot­ch­kiss hat dienst­frei.
    Al­le an­de­ren ha­ben den Abend im La­bo­ra­to­ri­um ver­bracht. Als wir fer­tig wa­ren, sind Jan und ich hin­über­ge­gan­gen. Schach ist hier jetzt alt­mo­disch ge­wor­den. Wie heu­te be­steht die all­abend­li­che Un­ter­hal­tung dar­in, die von der Ku­gel pro­ji­zier­ten Bil­der zu be­trach­ten. Heu­te abend wa­ren ei­ni­ge neue zu se­hen, eben­so ver­blüf­fend wie die an­de­ren. Of­fen­bar hat das Ding in sei­nem In­nern ei­ne un­be­grenz­te An­zahl von Film­rol­len oder was auch im­mer. Ich hof­fe, wir las­sen es nicht heiß­lau­fen.

 
7
     
    10. Sep­tem­ber 2375
    Hig­by V
     
    Bei­nah hät­ten es Jan und ich nicht ge­schafft, die Pres­se­mit­tei­lung ab­zu­schi­cken. Ir­gend­ein blö­der Dus­sel hat­te ver­ges­sen, die Bat­te­rie des Elek­tro­ren­ners auf­zu­la­den, den wir be­nutz­ten, um zwi­schen der Stadt und un­se­rem La­ger zu pen­deln. Wir wa­ren noch zwölf Ki­lo­me­ter von der Stadt ent­fernt, als der Mo­tor ein lei­ses Seuf­zen von sich gab und sich dann aus­schwieg. Ich öff­ne­te die Hau­be und ver­such­te, männ­li­che Kom­pe­tenz zu zei­gen, aber ich konn­te über­haupt nichts tun, und das wuß­ten wir bei­de. „Die Bat­te­rie ist leer!“ rief mir Jan zu. „Ver­schwen­de kei­ne Zeit da­mit, am Mo­tor her­um­zu­bas­teln.“
    „Was ma­chen wir jetzt? Den Rest des Weges zu Fuß ge­hen?“
    „Es fängt an zu reg­nen“, sag­te sie. „Welch net­te Über­ra­schung!“
    „Wir blei­ben am bes­ten hier. Viel­leicht kommt je­mand vor­bei.“
    Wir war­te­ten ei­ne hal­be Stun­de, ganz al­lein im Zen­trum der Lee­re. Ich nutz­te mei­ne große Chan­ce nicht aus, mich ein we­nig mehr um die kör­per­li­che Sei­te mei­ner Be­zie­hung zu Jan zu küm­mern. Ei­ner­seits, weil der end­lo­se graue Re­gen­guß, der auf die­sem Pla­ne­ten das cha­rak­te­ris­ti­sche Wet­ter dar­stellt, mei­ne Lei­den­schaft ganz er­heb­lich ab­ge­kühlt hat­te. Und an­de­rer­seits: Selbst wenn ich zu­fäl­lig in der Stim­mung ge­we­sen wä­re – ich woll­te mich nicht mit Din­gen be­schäf­ti­gen, die das Ri­si­ko mit sich ge­bracht hät­ten, einen vor­bei­kom­men­den Wa­gen nicht zu be­mer­ken und so­mit zu ver­pas­sen. Der Ver­kehr auf die­ser Stra­ße ist nicht so dicht, als daß ge­stran­de­te Rei­sen­de es sich leis­ten könn­ten, einen mög­li­chen Ret­ter vor­bei­zie­hen zu las­sen. Haupt­säch­lich je­doch we­gen die­ser selt­sa­men und alt­mo­di­schen Ein­stel­lung, die plötz­lich über mich kam: daß es schlech­tes Be­neh­men sei, ei­ne mög­li­cher­wei­se ziem­lich erns­te Ro­man­ze in ei­nem am Rand ei­ner mat­schi­gen Stra­ße lie­gen­ge­blie­be­nen Ren­ner zu be­gin­nen. Nicht daß Hig­by V ir­gend­wo an­ge­neh­me­re Um­ge­bun­gen auf­zu­wei­sen hät­te – ich em­pör­te mich viel­mehr über die Un­an­stän­dig­keit im all­ge­mei­nen. Manch­mal kann ich ziem­lich ver­stockt sein. Ich glau­be, das weißt du.
    An­statt al­so wol­lüs­tig über­ein­an­der her­zu­fal­len, sa­ßen wir keusch und züch­tig Sei­te an Sei­te und un­ter­hiel­ten uns. Es kommt mir erst jetzt in den Sinn, daß Jan mei­nen

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