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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schnel­ler Tod.
    Viel­leicht war dies ein­mal ei­ne recht freund­li­che Erd­norm-Welt. Sie ist ein we­nig grö­ßer als die Er­de, und die Gra­vi­ta­ti­on be­trägt 1,25 g. Das reicht völ­lig aus, um al­le Be­we­gun­gen zu ver­lang­sa­men, doch wirk­lich un­an­ge­nehm ist es nicht. Die At­mo­sphä­re, die hier in Eis­klum­pen her­um­liegt, war of­fen­bar un­se­re net­te Sau­er­stoff-Stick­stoff-Mi­schung. Ei­ne Ter­ra­for­ming-Mann­schaft könn­te die­se Welt wahr­schein­lich in einen an­stän­di­gen Ur­laubs­pla­ne­ten ver­wan deln, in­dem sie den ther­mo­nu­klea­ren Re­ak­tio­nen der hie­si­gen Son­ne so lan­ge Dampf macht, bis die Sa­chen hier wie­der auf­ge­taut sind.
    Die hie­si­ge Son­ne …
    Wir sind wie be­ses­sen von die­ser Son­ne. Ich träu­me von ihr, und da bin ich nicht der ein­zi­ge. Wenn wir die Fäh­re ver­las­sen, ver­ges­sen wir, was wir ei­gent­lich woll­ten, und star­ren sie ei­ni­ge lan­ge Mi­nu­ten an.
    Wir set­zen Te­le­skop­glä­ser auf, um sie bes­ser er­ken­nen zu kön­nen. Mit dem blo­ßen Au­ge ist nicht son­der­lich viel zu se­hen. Wir sind zwar nur 110 Mil­lio­nen Ki­lo­me­ter von ihr ent­fernt und so­mit ein gan­zes Stück nä­her als die Er­de un­se­rer Son­ne, aber da­für ist die­ser Stern sehr klein. Und dun­kel. Die sicht­ba­re Schei­be ist nur et­wa ein Zehn­tel so groß wie die un­se­rer Son­ne von der Er­de aus ge­se­hen. Kraft­los fla­ckert sie vor dem Hin­ter­grund des Alls, und wir müs­sen den gan­zen Him­mel ab­su­chen, um sie aus­fin­dig zu ma­chen.
    Wahr­schein­lich hat GGC 1145591 noch ei­ne Le­bens­span­ne von ei­ner Mil­li­on Jah­ren vor sich, aber auch Ster­ne ster­ben ein­mal, und die­ser liegt im To­ten­bett. Der To­des­kampf ei­ner Son­ne dau­ert lan­ge. Wenn sie ih­ren Treib­stoff, den Was­ser­stoff, ver­brannt hat, be­ginnt sie sich zu­sam­men­zu­zie­hen, er­höht da­mit ih­re Dich­te und ver­wan­delt die po­ten­ti­el­le Ener­gie der Gra­vi­ta­ti­on in Hit­ze. Das ist hier ge­sche­hen, vor vie­len Mil­li­ar­den Jah­ren, vor so lan­ger Zeit, daß der Ver­stand aus­klinkt bei dem Ver­such, sie sich vor­stel­len zu wol­len. Die­se Son­ne ist in grau­er Vor­zeit, Äo­nen selbst vor der Ent­wick­lung der Er­ha­be­nen, in sich selbst zu­sam­men­ge­stürzt und zu ei­nem Wei­ßen Zwerg mit ei­ner Dich­te von vie­len Ton­nen pro Ku­bik­zen­ti­me­ter ge­wor­den. Und sie ver­brann­te wei­ter und im­mer wei­ter, kühl­te da­bei all­mäh­lich ab und wur­de dun­kel.
    Als Schwar­zer Zwerg jetzt er­scheint sie durch das Te­le­skop wie ein aus­ge­dehn­ter La­vateich. Man kann das Leuch­ten ge­schmol­ze­nen Me­talls be­ob­ach­ten – oder um was es sich auch han­deln mag –, und In­seln aus Asche und Schla­cke trei­ben in die­sem Glut­meer um­her. Die durch­schnitt­li­che Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur der Son­ne liegt bei 980 Grad, und des­halb wird wahr­schein­lich selbst jetzt nie­mand auf ihr lan­den. Die Asche­mas­sen sind et­wa 300 Grad warm. Im In­nern des Sterns ist es viel hei­ßer, dort, wo die zu­sam­men­ge­preß­ten Nu­kleo­nen ein noch im­mer be­trächt­li­ches Be­we­gungs­mo­ment be­sit­zen. Selbst ei­ne Dun­kel­son­ne er­zeugt Wär­me, aber die gan­ze Zeit über we­ni­ger und im­mer we­ni­ger. In ei­ner Mil­li­on Jah­ren wird die­ser Schwar­ze Zwerg tot sein, nur noch ein großer Ball aus Asche, der durchs All treibt, kalt, aus­ge­brannt. Dann ist der letz­te Licht­schim­mer aus die­sem Son­nen­sys­tem ver­schwun­den und der Sieg der Nacht voll­stän­dig.
    Wir ha­ben nicht die Ab­sicht, län­ger hier­zu­blei­ben als un­be­dingt er­for­der­lich. So­bald wir den As­te­roi­den aus­fin­dig ge­macht ha­ben, auf dem die Er­ha­be­nen die Fel­sen­gruft in­stal­lier­ten, ma­chen wir uns zu ihm auf den Weg.
    Auf sei­ner Um­lauf­bahn kommt die­ser Pla­net dem As­te­roi­den­gür­tel sehr na­he. Dort gibt es Tau­sen­de von As­te­roi­den, und viel­leicht dau­ert es Wo­chen, den rich­ti­gen zu fin­den. Wir ha­ben mit ei­nem sehr klei­nen In­for­ma­ti­ons­fet­zen be­gon­nen: der Ku­gel­se­quenz, die das Raum­schiff der Er­ha­be­nen bei der Lan­dung auf ei­ner wei­ten

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