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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mit die­sen Ne­ben­säch­lich­kei­ten. Die Dun­kel­son­ne er­war­tet uns.

 
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    12. De­zem­ber 2375
    Drit­ter Pla­net von GGC 1145591
     
    Wir sind hier ziem­lich auf uns al­lein ge­stellt. Und al­les ist au­ßer­or­dent­lich selt­sam. Als ich einen so ge­setz­ten Be­ruf wie Ar­chäo­lo­gie er­griff, ha­be ich nicht im Traum dar­an ge­dacht, daß ich da­durch ein­mal so et­was er­le­ben wür­de.
    Wir be­fin­den uns in ei­nem Son­nen­sys­tem, in dem es kein Ta­ges­licht gibt. Wir schei­nen ver­zau­bert zu sein, in Gno­me ver­wan­delt, da­zu ver­ur­teilt, durch fins­te­re Tun­nel zu lau­fen, die nur von ei­nem trü­ben, pur­pur­nen Glü­hen be­leuch­tet wer­den, ei­nem mat­ten Schim­mer, der von ir­gend­wo weit über uns her­ab­si­ckert. Aber hier gibt es kei­ne Tun­nel. Wir be­fin­den uns auf der Ober­flä­che ei­nes Pla­ne­ten. Das gan­ze Uni­ver­sum ist auf einen Fak­tor re­du­ziert: im­mer­wäh­ren­de Fins­ter­nis.
    Selbst auf Plu­to be­wirkt die Son­ne noch ei­ne Art Ta­ges­licht.
    Hier nicht. Die Son­ne die­ses Sys­tems ist ein to­ter Stern oder bes­ser ge­sagt: ein Stern, der in den letz­ten Zü­gen liegt, so daß wir die Hef­tig­keit des To­des­kamp­fes spü­ren kön­nen. Un­se­re Stim­mung ist ge­drückt. Wir spre­chen kaum mit­ein­an­der. Es kommt nicht mehr zu den klei­nen Strei­te­rei­en, die manch­mal un­ter uns aus­bra­chen. Die­ser Ort be­wirkt ei­ne mys­te­ri­öse Fas­zi­na­ti­on. Ich füh­le mich, als sei ich im In­nern ei­nes Kä­figs aus Träu­men ge­fan­gen.
    Die Be­sat­zung des Ul­tra­raum­kreu­zers, der uns hier­her­brach­te, hat­te es ziem­lich ei­lig da­mit, wie­der zu ver­schwin­den. Der Kreu­zer kam in die­sem Son­nen­sys­tem aus dem Ul­tra­raum und lan­de­te auf dem drit­ten Pla­ne­ten, der kei­nen Na­men hat. (Wir ver­su­chen, einen zu fin­den.) Die Be­sat­zung lud un­se­re Aus­rüs­tung aus. Dann flog sie wie­der ab, rasch.
    Un­se­re ge­mie­te­te Pla­ne­ten­fäh­re hat uns be­reits er­war­tet. Sie ist ein biß­chen klein, aber sie wird aus­rei­chen. Be­för­de­rungs­ka­pa­zi­tät: fünf­und­zwan­zig Per­so­nen, Pas­sa­gie­re und Be­sat­zung. Auf­grund von Mir­riks Über­ton­na­ge wer­den wir elf zu Last­be­rech­nungs­zwe­cken als zu­sam­men zwan­zig Per­so­nen ein­ge­stuft. Die Fäh­re hat ei­ne Be­sat­zung von zwei Mann. Der Cap­tain ist der per­so­ni­fi­zier­te Held ei­nes kit­schig-nai­ven Welt­raum­wes­tern: der Typ des er­fah­re­nen Ster­nen- und Pla­ne­ten-Ve­te­ra­nen, mit trüb ge­wor­de­nen blau­en Au­gen und ei­ner Haut, die von der kos­mi­schen Strah­lung ge­bräunt wur­de. Er kaut ein leicht be­rau­schend wir­ken­des Kraut von ei­nem Pla­ne­ten der Son­ne De­neb, und wo­hin er auch geht, er spuckt über­all her­um. Die­ses Kraut ver­leiht ihm einen Ge­ruch, der dem ei­nes wi­der­lich sü­ßen Par­füms äh­nelt, was sei­nem Drauf­gän­ger-Image ein we­nig ab­träg­lich ist. Er heißt Nick Lud­wig und be­haup­tet, schon seit drei­ßig Jah­ren Miet­schif­fe zu flie­gen. Er ha­be schon ei­ne Men­ge Char­ter­flü­ge für Mil­lio­näre durch­ge­führt, aber noch nie für Ar­chäo­lo­gen. Der Co­pi­lot ist ein An­dro­ide na­mens Web­ber Re­gis­tra­tor, und sein äu­ße­res Er­schei­nungs­bild ist wie üb­lich hin­rei­ßend. Ein selt­sa­mes Team.
    Die Pla­ne­ten­fäh­re dient uns ei­ner­seits als Trans­port­mit­tel und an­de­rer­seits auch als Un­ter­kunft, denn wir ha­ben hier nicht die Mög­lich­keit, Auf­blas­hüt­ten auf­zu­pum­pen. Wann im­mer wir nach drau­ßen ge­hen, müs­sen wir uns ei­nem kom­plet­ten Luft­schleu­sen-Zy­klus un­ter­zie­hen und zu­dem Druck­an­zü­ge an­le­gen, was ei­ne zeit­rau­ben­de Pla­ge ist. Die­se Welt be­sitzt kei­ne At­mo­sphä­re. Ge­nau­er ge­sagt: Es gibt zwar ei­ne, aber sie ist stein­hart ge­fro­ren. Die Tem­pe­ra­tur hier liegt rund fünf Grad über dem ab­so­lu­ten Null­punkt, und un­ter sol­chen Be­din­gun­gen ge­friert al­les: Was­ser­stoff, Sau­er­stoff, die gan­ze Ta­bel­le des pe­ri­odi­schen Sys­tems. Un­se­re An­zü­ge sind na­tür­lich iso­liert, doch wenn ei­ne Naht platz­te, wä­re es ein

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