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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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scheuß­li­chen Land­schaft. Hier hat nie ein Wind ge­weht. Hier ist nie ein Re­gen­trop­fen ge­fal­len. Hier ist nie et­was Le­ben­di­ges, nicht ein­mal ei­ne Mi­kro­be, zu Hau­se ge­we­sen. Links von mir neig­te sich die Ebe­ne, auf der ich nie­der­ge­gan­gen war, ei­lig dem in un­mit­tel­ba­rer Nä­he lie­gen­den Ho­ri­zont ent­ge­gen. Rechts von mir und dann wei­ter ge­ra­de­aus er­hob sich ei­ne Ket­te von Hü­geln, die wie ge­schrumpf­te Ber­ge aus­sa­hen, schroff und zer­klüf­tet. Die Ober­flä­che des As­te­roi­den war kahl: kei­ne Pflan­zen, kein Erd­reich, kein Eis – nur nack­ter Fels, po­cken­nar­big durch die über ei­ne Mil­li­ar­de Jah­re hin­weg ein­ge­schla­ge­nen Me­teo­ri­ten. Ich er­in­ne­re mich an das ers­te Mal, als ich den Mond be­such­te, Lo­rie. Ich war zwölf Jah­re alt und hat­te nie ge­glaubt, daß ir­gend­ein Ort so öde aus­se­hen konn­te. Aber im Ver­gleich mit die­sem As­te­roi­den ist der Mond ein lieb­li­cher Gar­ten.
    Als ich mich um­sah, war ich mir plötz­lich ganz si­cher: Dies ist ge­nau der rich­ti­ge Ort! Vor mei­nen in­ne­ren Au­gen spiel­te ich zum mil­li­ons­ten Mal die Ku­gel­se­quenz ab. Ich sah die Ebe­ne, auf der das Schiff der Er­ha­be­nen ge­lan­det war, ich sah die nied­ri­gen Hü­gel, die Kra­ter, al­les. Und al­les paß­te zu­sam­men. Der ein­zi­ge feh­len­de Fak­tor war das ro­sa­far­be­ne Glü­hen an den Hü­gel­hän­gen, das blas­se Licht der wei­ßen Zwergson­ne. Die­se Son­ne, die dem Tod nun viel nä­her ist, ließ nur ein Rinn­sal pur­pur­far­be­nen Lichts her­ab­trop­fen. Es reich­te kaum aus, die Fins­ter­nis vor mir zu durch­tei­len, und auch der kal­te Glanz der Ster­ne schaff­te dies nicht. Ich schal­te­te mei­nen Helm­schein­wer­fer ein.
    Jans Ko­kon war et­wa tau­send Me­ter von mir ent­fernt ge­lan­det, nä­her an den Hü­geln. Sie hat­te ihn eben­falls ver­las­sen und war­te­te nun auf mich. Ich wink­te. Sie wink­te zu­rück. Ich setz­te mich in ih­re Rich­tung in Be­we­gung. Mit dem ers­ten ra­schen Sprung leg­te ich zwan­zig Me­ter zu­rück.
    „Den­ken Sie an die Gra­vi­ta­ti­on!“ mahn­te Nick Lud­wigs Stim­me im Funk­emp­fän­ger mei­nes Druck­an­zugs.
    Er über­wach­te mich al­so. Ich blick­te auf und sa­lu­tier­te. Aber ich be­weg­te mich nun vor­sich­ti­ger. Da die Schwer­kraft auf die­sem As­te­roi­den so nied­rig war, konn­te ein rich­ti­ger, or­dent­li­cher Sprung aus­rei­chen, um mich ein paar tau­send Me­ter hin­aus ins Weltall zu brin­gen. Mit be­däch­ti­gen Schrit­ten schloß ich zu Jan auf, und zur Be­grü­ßung be­rühr­ten wir uns ge­gen­sei­tig mit den Hel­men.
    Zu­sam­men gin­gen wir dann den Hü­geln ent­ge­gen.
    Jan trans­por­tier­te das trag­ba­re So­nar-Ge­rät, ich das Neu­tri­no-Ma­gne­to­me­ter. In ei­ner be­cher­för­mi­gen Sen­ke in der Ebe­ne, na­he den Hü­geln, blie­ben wir ste­hen und stell­ten un­se­re Ge­rät­schaf­ten auf. Wir schal­te­ten das So­nar-Ge­rät ein, schwenk­ten es lang­sam kreis­för­mig und par­al­lel zum Ho­ri­zont her­um und sand­ten da­mit so lan­ge Lau­tim­pul­se zu den Hü­geln, bis uns das re­gis­trier­te Echo die Höh­lung an­zeig­te, nach der wir such­ten. Sorg­fäl­tig ver­zeich­ne­ten wir die Po­si­ti­on.
    Dann schrit­ten wir nä­her an die Höh­lung her­an. Ich er­spa­re dir die Be­schrei­bung all des po­chen­den Herz­klop­fens, der auf­ge­reg­ten und wis­sen­den Bli­cke, die wir ge­gen­sei­tig aus­tausch­ten. Es sei hier nur er­wähnt, daß Jan und ich auf­ge­dreht und ner­vös wa­ren, als wir das Neu­tri­no-Ma­gne­to­me­ter ein­schal­te­ten und den Hü­gel­hang da­mit ab­zu­tas­ten be­gan­nen. Als ich die Höh­lung mit den Ab­tast­strah­len be­rühr­te, zuck­te die An­zei­ge­na­del bis ins blaue En­de des Spek­trums hin­ein. Me­tall!
    „Hier sind wir rich­tig“, funk­te ich ru­hig zur Fäh­re hin­auf. „Wir ha­ben die Gruft di­rekt vor uns!“
    „Wo­her wis­sen Sie das?“ frag­te Dr. Schein.
    „Ich be­kom­me zwei ver­schie­de­ne Dich­te-An­zei­gen für die­sen Hü­gel­ab­schnitt“, sag­te ich. „Sie müs­sen die Tür der Gruft mit la­mel­lier­tem Fels ge­tarnt

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