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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ha­ben. Die Neu­tri­nos durch­drin­gen ei­ne et­wa einen Me­ter di­cke Fels­schicht und ver­zeich­nen dann ei­ne große Me­tall­plat­te, die sich di­rekt da­hin­ter be­fin­den muß.“
    „Und was be­fin­det sich hin­ter der Tür?“
    „Einen Au­gen­blick“, gab ich zu­rück und jus­tier­te den Strahl des Ab­tas­ters neu. Jetzt dran­gen die Neu­tri­nos tiefer in die Gruft ein. Die Na­del ver­blieb im blau­en Be­reich. Und als ich den Strahl be­weg­te, be­schrieb mir die An­zei­ge mit ei­ner Um­riß-Skiz­zie­rung ein Bild von dem In­halt der Gruft. Sie zeig­te mir die Rück­wän­de – dun­kel, vol­ler fremd­ar­ti­ger Ma­schi­ne­rie – und die Sei­ten, und sie ko­pier­te da­bei das sechs­e­cki­ge Mus­ter der Ku­gel­se­quenz. Und sie of­fen­bar­te ein dunkles und mas­si­ves Me­tal­l­ob­jekt, das in der Mit­te der Kam­mer auf dem Bo­den saß.
    Der Ro­bo­ter.
    „Vor Schre­cken ge­rann mir das Blut in den Adern“, heißt es im­mer in die­sen al­ten Hor­ror­ge­schich­ten. Bis zu die­sem Au­gen­blick war ich nie in der La­ge zu be­grei­fen, wie Blut in den Adern ge­rin­nen kann, aber jetzt weiß ich es, denn es ge­rann mir tat­säch­lich in den Adern, von den Ze­hen­spit­zen bis zur Kopf­haut. Ich hat­te einen ei­ne Mil­li­ar­de Jah­re al­ten Film vom Bau die­ser Gruft ge­se­hen. Und ich hat­te ge­se­hen, wie der Ro­bo­ter der Er­ha­be­nen sei­ne Po­si­ti­on auf dem Bo­den ein­nahm, vor ei­ner Mil­li­ar­de Jah­ren, als Tri­lo­bi­ten und Qual­len die Er­de be­herrsch­ten. Und hier stand ich nun, sand­te einen Neu­tri­no­strahl in die­se Gruft und stell­te fest, daß der Ro­bo­ter noch im­mer den glei­chen Platz ein­nahm. Und ich sa­ge dir, Lo­rie, ich war vor Ehr­furcht wie ge­lähmt.
    Ich be­schrieb die An­zei­gen des Ab­tas­ters den an­de­ren in der Fäh­re. Mein Funk­ge­rät über­trug mir von oben her­ab die un­deut­li­chen Ge­räusche von Freu­den­ge­heul und Ju­bel­ru­fen.
    „Rührt euch nicht von der Stel­le“, sag­te Dr. Schein. „Wir kom­men run­ter!“
    Kurz dar­auf ver­ließ die Fäh­re ih­ren Par­kor­bit und schwenk­te in ei­ne Lan­de­bahn. Lud­wig mach­te ei­ne Bil­der­buch­lan­dung. Die Fäh­re schweb­te lang­sam nä­her und setz­te ganz weich in der na­hen Ebe­ne auf. Dann öff­ne­ten sich die Lu­ken, und Men­schen ström­ten her­aus, und wir in­sze­nier­ten er­neut ein al­ber­nes Fes­ti­val und tanz­ten wie Ver­rück­te um das Neu­tri­no-Ma­gne­to­me­ter her­um.
    Jetzt müs­sen wir die Gruft nur noch öff­nen. Das ist al­les.
     
    30. De­zem­ber
     
    Wäh­rend ich dies dik­tie­re, drei Ta­ge spä­ter, ver­su­chen wir es noch im­mer.
    Die la­mel­lier­ten Fels­plat­ten zu ent­fer­nen, die die Tür be­deck­ten, war ein­fach. Kel­ly bohr­te sich durch, bis sie auf Me­tall stieß, und Mir­rik räum­te den Schutt mit sei­nen Stoß­zäh­nen bei­sei­te. Die bei­den brauch­ten fast sechs Stun­den, um die gan­ze Tür frei­zu­le­gen, die sie­ben Me­ter hoch, vier Me­ter breit und, un­se­ren Mes­sun­gen ent­spre­chend, einen Me­ter dick ist. Die Er­ha­be­nen ha­ben nicht dar­an ge­dacht, Platz für ein Schlüs­sel­loch zu las­sen. Aber wir hät­ten den Schlüs­sel oh­ne­hin nicht ge­habt.
    Wir wa­gen es nicht, die Tür ein­fach auf­zu­spren­gen, nicht in An­be­tracht all der Ma­schi­ne­rie der Er­ha­be­nen, die sich im In­nern be­fin­det. Und wir ha­ben auch kei­nen La­ser, der leis­tungs­stark ge­nug wä­re, um da­mit ei­ne einen Me­ter di­cke Me­tall­schicht durch­schnei­den zu kön­nen. Da­für ha­ben wir aber ei­ne Mo­tor­win­de an Bord der Fäh­re, und da­mit ha­ben wir es heu­te mor­gen ver­sucht. Wir be­fes­tig­ten Ma­gnet­ha­ken an der Tür, die wir durch Ka­bel mit der Win­de ver­ban­den, und zo­gen. Aber die Tür rühr­te sich nicht, und es be­stand die er­heb­li­che Ge­fahr, daß die Ka­bel un­ter der Span­nung zer­ris­sen.
    Heu­te nach­mit­tag hat 408b ei­ni­ge Zeit mit der Un­ter­su­chung der Türan­gel ver­bracht. Er glaubt, un­se­re bes­te Mög­lich­keit be­stün­de dar­in, es von die­ser Sei­te aus zu ver­su­chen: Wir soll­ten ir­gend­wie den Bol­zen aus der An­gel zie­hen und die Tür dann auf­schwin­gen. Aber

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