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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die An­gel ist un­ge­fähr fünf Me­ter lang, und der Bol­zen al­lein sieht aus, als wö­ge er ei­ni­ge Ton­nen. Dar­über hin­aus ist die­ses Ding seit ei­ner Mil­li­ar­de Jah­ren nicht mehr be­wegt wor­den, und man kann da­von aus­ge­hen, daß es selbst auf ei­nem luft- und was­ser­lo­sen As­te­roi­den zu Ma­te­ria­ler­mü­dung von Me­tall kom­men kann. Viel­leicht ha­ben sich Bol­zen und An­gel so­gar fest mit­ein­an­der ver­bun­den. In die­sem Fall hät­ten wir erns­te Pro­ble­me. Mor­gen früh wird es sich her­aus­stel­len.
     
    31. De­zem­ber
     
    Ein düs­te­rer, merk­wür­di­ger und ge­schäf­ti­ger Tag.
    Wenn wir nicht völ­lig durch­ein­an­der­ge­kom­men sind, ist es durch­aus mög­lich, daß dies der letz­te Tag des Jah­res 2375 ist. Aber nach den heu­ti­gen hek­ti­schen Er­eig­nis­sen er­scheint uns ei­ne Sil­ves­ter­fei­er am heu­ti­gen Abend un­an­ge­bracht.
    Heu­te mor­gen ha­ben wir so­fort die An­gel in An­griff ge­nom­men. Be­vor wir ir­gend­ei­nen Ver­such un­ter­nah­men, sie zu ent­fer­nen, ha­ben wir sie durch und durch un­ter­sucht – mit ei­ner Tri­dem-Ab­tas­tung, mit Mes­sun­gen und Ho­lo­gram­men. Wir ar­bei­te­ten, als han­del­te es sich um den Tra­ge­bal­ken ei­nes Hau­ses oder ir­gend et­was an­de­res, das in­fol­ge ei­ner Aus­gra­bung zer­stört wer­den müß­te. Nicht et­wa, daß die Wis­sen­schaft der Pa­läo­tech­nik vie­le neue Er­kennt­nis­se dar­aus hät­te ge­win­nen kön­nen. Es war kei­ne be­son­ders fremd­ar­ti­ge Art von Türan­gel. Of­fen­bar gibt es nur ei­ne ra­tio­nel­le Art und Wei­se, die An­gel ei­ner Tür zu kon­stru­ie­ren, und die Er­ha­be­nen ha­ben das glei­che Sche­ma wie auch auf der Er­de und über­all sonst ver­wen­det. So­mit be­stand der in­ter­essan­tes­te Aspekt die­ser An­gel dar­in, wie un­in­ter­essant sie war.
    Da­nach schaff­ten wir den leis­tungs­fä­higs­ten La­ser der Fäh­re her­an und be­gan­nen zu schnei­den. Es nahm ei­ni­ge Stun­den in An­spruch, die An­gel über die gan­ze Län­ge auf­zu­schlit­zen. Schließ­lich ge­lang es uns aber, sie aus­ein­an­der­zu­schä­len und den Bol­zen her­aus­zu­zie­hen. Dar­auf­hin be­fes­tig­ten wir er­neut die Ma­gnet­ha­ken an der Tür, ver­ka­bel­ten sie mit der Mo­tor­win­de und be­gan­nen zu zie­hen.
    Die Ka­bel spann­ten sich, und wir tra­ten zur Sei­te, da­mit wir ih­nen nicht zu na­he wa­ren, wenn sie ris­sen. Aber die Ka­bel hiel­ten stand. Und die Tür eben­falls. Cap­tain Lud­wig dreh­te die Mo­tor­win­de voll auf, so daß sie mit ih­rer gan­zen Kraft von fünf­zig Ton­nen zog, aber das Tau­zie­hen blieb un­ent­schie­den. „Was ma­chen wir“, frag­te Steen Steen, „wenn die Win­de die Fäh­re der Tür ent­ge­gen­zieht an­statt die Tür der Fäh­re?“ Und es war ein gu­ter Hin­weis, denn die Zug­kraft, die die Win­de jetzt aus­üb­te, reich­te da­zu aus, die Mas­se der Fäh­re selbst zu be­we­gen und sie nach vorn zu kip­pen.
    Die Tür gab zu­erst nach.
    Sie öff­ne­te sich et­wa einen Zen­ti­me­ter breit an der An­gel­sei­te. Lud­wig ver­än­der­te die Jus­tie­rung der Win­de. Wi­der­stre­bend glitt die Tür einen wei­te­ren Zen­ti­me­ter auf. Dann noch einen. Und noch einen.
    Was Lud­wig – und uns an­de­ren eben­falls – Sor­gen be­rei­te­te, war fol­gen­des: Was ge­sch­ah, wenn die Tür ab­rupt nach­gab und mit ei­nem Ruck aus der Fas­sung flog? Und um die Span­nung noch zu stei­gern: Es war sehr gut mög­lich, daß die Win­de die Tür so schnell der Fäh­re ent­ge­gen­zog, daß ei­ne Kol­li­si­on un­ver­meid­lich war und die Fäh­re be­schä­digt wur­de. Wie ein Vir­tuo­se, der in ei­nem ga­lak­ti­schen Mu­sik­wett­be­werb ei­ne chro­mo­so­ni­sche Or­gel spiel­te, kleb­te Lud­wig an den Kon­trol­len der Win­de.
    Ganz lang­sam zerr­te er die Tür auf.
    Erst jetzt stell­ten wir fest, daß von der Tür aus ein Bol­zen tief in den Fels des Hü­gel­hangs hin­ein­ge­trie­ben war. Die­ser Bol­zen bog sich, wäh­rend die Win­de an der An­gel­sei­te der Tür zog. Und plötz­lich lös­te sich der Bol­zen aus dem Fels; Lud­wig schal­te­te die Win­de so­fort her­un­ter und nahm den Ka­beln

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