Nach all den Jahrmilliarden
damit die Zugspannung. Die gewaltige Tür kippte aus ihrer Fassung, stellte sich schräg auf eine Seite, stürzte nach vorn und gab damit den Weg frei in die Gruft.
408b war der erste, der sich auf den nun offenen Zugang hin in Bewegung setzte. Es kletterte auf die umgestürzte Tür, blieb dort einen Augenblick stehen, starrte in die Gruft hinein und winkte aufgeregt mit seinen Tentakeln. Dies war der Höhepunkt der Laufbahn von 408b: Der Spezialist für Paläotechnologie blickte in eine Kammer, die vollgestopft war mit bestens erhaltenen Maschinen der Erhabenen. Gerade als Jan und ich die Tür erreichten, stürmte 408b begeistert in die Gruft hinein.
Ein blendender Blitz aus gelblichem Licht leckte aus dem oberen Bereich des offenen Zugangs. Einen Augenblick lang stand die ganze Öffnung in Flammen. Jan und ich stolperten zurück und bedeckten die Augen. Als wir die Hände wieder sinken ließen, war der Glanz verschwunden. Und 408b ebenfalls. Nur zwei verkohlte Tentakel, die direkt im Eingang lagen, waren von ihm übriggeblieben.
Ich bin noch nie zuvor mit dem Tod – einem dauerhaften Tod – konfrontiert worden. Ich habe einmal ein Unglück auf einer Baustelle gesehen und mehrere Unfälle, in die Fußgänger verwickelt waren, aber jedesmal kam innerhalb weniger Minuten ein Einfrierwagen an, und die Opfer wurden rasch zur Behandlung in ein Wiedererweckungs-Laboratorium gebracht. So etwas betrachtet man nicht als Tod, nur als eine Art Zwischenspiel. 408b aber war verschwunden. Jenseits aller Hoffnung auf Wiedererweckung – verstreute Atome können nicht wieder zusammengesetzt und mit neuem Leben erfüllt werden. All seine Fähigkeiten, sein Wissensschatz, seine Hoffnung auf zukünftige, neue Erkenntnisse … verschwunden.
In einer Zivilisation, in der die meisten Todesfälle nur zeitweilig sind, ist der wirkliche und endgültige Tod schrecklich und erschütternd. Wir anderen versammelten uns, traten vor der Gruft bestürzt und benommen aufeinander zu. Jan begann zu schreien. Ich nahm sie in die Arme, entdeckte dann, daß mir selbst nach Schreien zumute war, beherrschte mich aber. Mirrik betete. Pilazinool schraubte etwa zwanzigmal innerhalb von zwei Minuten seinen rechten Arm ab und wieder an. Dr. Schein fluchte leise. Steen Steen zitterte wie Espenlaub. Und Leroy Chang wandte sich ab und ließ sich als ein Häufchen Elend auf den Rand der Tür sinken. Dr. Horkkk war der einzige, der sich völlig in der Gewalt zu haben schien. „Weg vom Zugang!“ rief er, und während wir zurückwichen, nahm er einen Stein auf und warf ihn in die Gruft hinein. Erneut flackerte der Blitz auf.
Wir waren nicht ohne weiteres in der Lage, die Kammer zu betreten. Das war ziemlich klar.
Der Tod von 408b hatte uns zu sehr aus der Fassung gebracht, als daß wir sofort weitermachen konnten. Wir zogen uns in die Fähre zurück, wo Mirrik auf Dr. Scheins Bitte hin einen Gedächtnisgottesdienst für den Paläotechnologen durchführte. Nicht einmal Mirrik hatte eine Vorstellung davon, welche Art von Religion sie drüben auf Bellatrix XIV haben, und deshalb veranstaltete er eine paradoxistische Messe, knapp und irgendwie bewegend. Ich will nicht versuchen, an dieser Stelle alles zu wiederholen. Ich kann mir nur eine Stelle davon ins Gedächtnis zurückrufen, die paradoxistischste von allen: „Deine Zeit hat ein Ende, uns zu lehren, daß die Zeit endlos ist. Du verkürzt unsere Tage, auf daß unsere Tage länger werden. Du machst uns sterblich, auf daß die Ewigkeit unser sei. Vergib uns, o Vater, wie auch wir Dir vergeben. Amen.“
Eine Stunde später kehrten wir vorsichtig zur Gruft zurück.
Unsere Stimmung war natürlich düster und
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