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Nach dem Bankett.

Nach dem Bankett.

Titel: Nach dem Bankett. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yukio Mishima
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Atem an; denn sie fürchtete, die Freude in ihre Stimme nicht verbergen zu können, wenn wirklich Noguchi am Apparat wäre um ihr den Tod seines Freundes mitzuteilen.
       Noch nie hatte Kazu mit so großer Ungeduld auf eine Trauerfeier gewartet Sie wollte eigentlich am Tag davor zum Friseur gehen, verschob es aber auf den nächsten Vormittag. Der Gärtner riß vor Erstaunen die Augen auf, als er sie am Tag vor der Feier bei ihrem Morgenspaziergang beobachtete: sie lief wie gehetzt mit gesenktem Kopf durch den Garten, ohne ihn zu grüßen, ja, ohne ihn überhaupt wahrzunehmen. Und als sie noch einen zweiten Rundgang machte, was noch nie geschehen war, hatte er den Eindruck, eine Wahnsinnige vor sich zu haben. Der alte Gärtner hatte bereits dem vorigen Besitzer des Setsugoan gedient; an diesem Morgen dachte er: ›Sie sieht aus wie eine Hexe auf ihrem Waldgang!‹
       Nicht einmal am Abend vor der Totenfeier kam ein Anruf von Noguchi. Kazu hatte das Gefühl, eine Schlacht verloren zu haben. Aber diese Niederlage schürte nur noch ihre Leidenschaft. Sie kam nicht auf den Gedanken, Noguchi könne von der Beerdigung seines Freundes so in Anspruch genommen sein, daß er gar keine Zeit fand, sie zu verständigen. Sie wollte sich auch gar nicht mit einer so hofnungsvollen Vermutung beruhigen, in ihr brannte nur der Gedanke, daß er sie im Stich gelassen hatte.
       Aus Rache – es war nicht ganz klar, ob gegen Noguchi oder gegen Frau Tamaki – schlug sie am Vorabend der Feier eine übertrieben hohe Summe, hunderttausend Yen, als Kondolenzgeschenk in Reispapier ein. ›Das ist mehr als das dreifache von dem, was er und seine Freunde als Pension bekommen‹, dachte sie. Weder Freundschaft noch sonst etwas verpfichteten sie dazu; doch sie glaubte, sie könne ihre Gefühle nicht anders zum Ausdruck bringen als durch eine so hohe Spende.
       Der Tag der Feier war warm und klar, wie man es oft am Anfang des Winters erlebt. Sogar der Wind war mild. Kazu machte auch an jenem Morgen keinen Spaziergang und brachte lange Zeit damit zu, ihren schwarzen Kimono anzulegen. Anschließend fuhr sie mit dem Wagen zu einem Schönheitssalon auf der Ginza.
       Durch die Scheibe des Wagens, durch die die Sonne schien, beobachtete Kazu die jungen Leute auf der Straße. Sie saß sehr aufrecht in dem schwarzen Kimono, dessen Kragen etwas vom Hals abstand, und sah mit wissendem, interessiertem Blick auf das Treiben draußen. Die jungen Leute schienen durchsichtig zu sein: Kazu glaubte, ihre Empfndungen zu kennen, ihren Ehrgeiz, ihre Posen, ihre Trauer und ihre Fröhlichkeit.
       An einer Kreuzung trafen sich zwei Studenten und zwei Studentinnen und begrüßten sich, ganz unjapanisch, mit übertrieben gestikulierenden Handbewegungen. Einer der jungen Männer – er trug eine Studentenmütze – legte seine Hand auf die Schulter der einen Studentin und ließ sie dort ruhen. Das Mädchen, in einem halblangen rosa Flauschmantel, schien durch die Hand auf ihrer Schulter nicht gestört zu sein; sie wandte den Kopf und blickte mit halbgeschlossenen Augen abwesend auf die Straße.
       Da sprang die Verkehrsampel auf Grün, und in dem Augenblick, als der Wagen anfuhr, sah Kazu etwas Merkwürdiges: das Mädchen in dem rosa Mantel riß dem Studenten plötzlich die Mütze vorn Kopf und warf sie auf die Fahrbahn. Instinktiv wandte Kazu den Kopf, um zu sehen, was nun wohl passieren würde. Die Mütze wurde von einem nachfolgenden Auto überfahren, und Kazu beobachtete, wie der Student auf dem Trottoir vor Wut mit den Füßen aufstampfte.
    Auch Kazus Chaufeur hatte diesen Vorfall mit einem füchtigen Seitenblick wahrgenommen. »Diese jungen Mädchen von heute!« sagte er. »Man weiß wirklich nicht, was sie als nächstes anstellen! Was soll das bloß? Nein, also wirklich!« Kazu sah von hinten, wie sich sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln verzog.
    »Es war nur ein Scherz«, meinte die Dame in Trauerkleidung. Doch unerwartet fng ihr Herz heftig an zu klopfen. Sie war bezaubert von de ungestümen Bewegung des Mädchens, mit der sie dem Jüngling die Mütze entrissen und vor ein Auto geworfen hatte. Das Mädchen hatte sich völlig sinnlos benommen. Aber Kazu geriet in seltsame Erregung, als sie daran dachte, was sie in Sekundenschnelle wahrgenommen hatte: wie zerzaust sein Haar war, als e ohne Mütze dastand.
      Noch während sie im Schönheitssalon sorgfältig ihr Haar frisieren ließ, wofü sie sich ausgiebig Zeit genommen hatte, dachte

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