Nach dem Bankett.
darüber, was sie zu einem so ungezogenen Benehmen veranlaßte, aber einem plötzlichen Impuls folgend, winkte sie mit ihrem Sandelholzfächer die Verkäuferin heran und befahl ihr, eine Kiste mit zwei Dutzend Orangen als Geschenk zu verpacken. Frau Tamaki wurde blaß. Sie starrte Kazu mit hochgezogenen Brauen feindselig an und betupfte ihre Wangen mit einem gefalteten Spitzentaschentuch.
Die Verkäuferin legte die zwei Dutzend Orangen in einen großen Karton, verpackte ihn in hübschem Papier und band ein rosa Bändchen darum. Zwischen den beiden Frauen herrschte Schweigen. Kazu fächelte sich mit sanften Bewegungen Luft zu, atmete den frischen Geruch der Früchte ein, der sich mit dem feinen Duft des Sandelholzes mischte, und kostete das Schweigen in tiefster Seele aus. Sie haßte die Frau vor ihr. Die Lust des Schweigens war für sie die schönste Zerstreuung nach den vielen Sorgen, die sie in letzter Zeit gehabt hatte.
Frau Tamaki sah aus wie eine ertappte Spionin. Kazu wußte genau, was in Frau Tamaki vorging, und das bereitete ihr zusätzliches Vergnügen: Frau Tamaki konnte nicht sicher sein, ob die Orangen wirklich für ihren Mann bestimmt waren. Wenn es sich herausstellte, daß Kazu das Geschenk an jemand anderen schicken ließ, mußte Frau Tamaki sich ihrer grundlosen Besorgnis schämen. Andererseits war es eine noch größere Demütigung, wenn Kazu die Früchte im Andenken an Botschafter Tamaki vor seinem Altar darbringen wollte. Sie war so aufgeregt, daß sie nicht ruhig zusehen konnte, als die Verkäuferin eine besonders kunstvolle Schleife band.
Schließlich trafen sich die Blicke der beiden Frauen. »Parvenü!« sagten die Augen der Witwe. »Lügnerin!« entgegneten Kazus Augen. ›Wenn sie nach Hause kommt, wird sie die drei Orangen sicherlich gierig aufessen‹, dachte Kazu.
»Ich muß leider gehen«, sagte Frau Tamaki. »Ich habe mich unendlich gefreut, Sie zu sehen. Sicher werden Sie jetzt mehr Zeit haben. Kommen Sie doch einmal mit Ihrem Mann bei mir vorbei.«
»Ja, ich hofe auch, daß wir uns bald wiedersehen. Oh, ich werde die Orangen schicken lassen. Ich möchte Ihnen nicht zumuten, sie zu tragen. Bitte, haben Sie doch die Güte, sie dem Dahingeschiedenen darzubringen.« Kazu deutete mit dem Fächer auf den Karton, der gerade fertig verpackt war.
»Aber ich bitte Sie! Meine Liebe! Das geht doch nicht . . .« stieß Frau Tamaki mit fast versagender Stimme hervor und foh stammelnd aus dem Laden in die grelle Nachmittagssonne auf der Straße. Nur die spitzen, dünnen Absätze der weißen Schuhe, die wütend auf das Pfaster hämmerten, blieben Kazu in Erinnerung. ›Sie sieht aus wie ein füchtender weißer Fuchs‹, dachte Kazu übermütig.
Kurz nachdem Frau Tamaki den Laden verlassen hatte, betrat Yamazaki das Geschäft. Er war noch immer so nervös und hastig wie in der Wahlkampfzeit. »Sie kommen recht spät«, sagte Kazu fröhlich und schritt auf den Gästeraum zu.
Sie setzten sich und bestellten kalte Getränke. Als die Verkäuferin kam und fragte, wohin die Orangen geliefert werden sollten, nannte Kazu den Namen Tamaki und ließ sich das Telefonbuch bringen, um die Adresse herauszusuchen
»Solche großzügigen Geschenke sind doch jetzt nicht mehr angebracht« bemerkte Yamazaki von der Seite.
»Sagen Sie das bitte nicht. Ich brauche ein bißchen Ablenkung, nachdem ich die ganze Zeit nur immer geschrien habe: ›Bitte, wählen Sie uns!‹«
Yamazaki verstand den Sinn ihrer Worte nicht und betupfte sein ratloses Gesicht mit dem Frotteetuch, das die Kellnerin ihm gebracht hatte.
»Wie steht es eigentlich um das Setsugoan?« fragte Kazu beiläufg.
»Das ist eine lange Geschichte!«
»Dann soll es also aufgeteilt werden?«
»Ja, das wird sich kaum vermeiden lassen, denn es geht immerhin um vierzig bis fünfzig Millionen dabei. Ich habe mit zahlreichen Immobilienmaklern gesprochen, aber das Ergebnis blieb immer das gleiche: Wenn man das Grundstück als Ganzes verkauft, kommen im Höchstfall hundert Millionen Yen heraus. Außerdem wird es keine Kleinigkeit sein, einen Käufer zu fnden. Ein Garten von solcher Größe und das herrliche Gebäude . . .«
»Ist die Einrichtung in dem Preis mit inbegrifen?«
»Ja. Aber wenn man das Grundstück aufteilt, in eins zu dreihundert und eins zu sechshundert Quadratmeter, könnte man glatt einen Preis von hundertvierzig bis hundertfünfzig Millionen Yen
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