Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
Vom Netzwerk:
bedacht: »Wie viel weißt du über Sam, Mädchen ohne Namen?«
    »Alles.«
    Schweigen. Dann: »Ich möchte dich gerne kennenlernen.«
    Sam streckte die Hand aus und klappte das Telefon zu. Das Licht auf dem Display ging aus und ließ uns unter der Decke in völliger Dunkelheit zurück.

  Kapitel 46 - Grace (7°C)
    M eine Eltern wussten von nichts. Am Morgen nachdem Sam und ich ... die Nacht miteinander verbracht hatten, schien das Wichtigste, was mir im Kopf herumging, dass meine Eltern davon keine Ahnung hatten. Ich nahm mal an, dass das normal war. Ich nahm an, dass es normal war, sich ein kleines bisschen schuldig zu fühlen. Und ich nahm an, dass es normal war, sich irgendwie beschwipst zu fühlen. Es war, als hätte ich die ganze Zeit geglaubt, ich wäre ein fertiges Bild, und erst Sam hatte mir gezeigt, dass ich in Wirklichkeit ein Puzzle war, mich auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Jede einzelne meiner Empfindungen war mir voll und ganz bewusst, sie alle waren eng miteinander verwoben.
    Auch Sam war ziemlich still an diesem Morgen, überließ mir das Fahren und hielt meine rechte Hand in seiner, während ich mit der anderen lenkte. Ich hätte eine Million Dollar dafür gegeben, zu erfahren, woran er dachte.
    »Was willst du heute Nachmittag machen?«, fragte ich schließlich.
    Er schaute aus dem Fenster und rieb mit den Fingern über meinen Handrücken. Die Welt dort draußen wirkte trocken, wie aus Papier. Sie wartete auf den Schnee. »Alles. Hauptsache, zusammen mit dir.«
    »Alles?«
    Er grinste zu mir herüber, ein ulkiges, schiefes Grinsen. Ich glaube, er fühlte sich vielleicht genauso beschwipst wie ich. »Ja, alles, solange du dabei bist.«
    »Ich will Beck kennenlernen«, sagte ich.
    So. Jetzt war es heraus. Das war eins der Puzzlestücke in meinem Kopf gewesen, seit ich an Sams Telefon gegangen war.
    Sam antwortete nicht. Sein Blick lag auf der Schule, vermutlich dachte er, wenn er nur ein paar Minuten wartete, könnte er mich auf dem Bürgersteig stehen lassen und die Diskussion so umgehen. Doch dann seufzte er, es klang unendlich müde. »Ach, Grace. Warum denn?«
    »Er ist so was wie dein Vater, Sam. Ich will alles über dich erfahren. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.«
    »Du willst bloß alles ordnen.« Sams Augen folgten den Knäueln von Schülern, die sich langsam über den Parkplatz in Richtung Schule bewegten. Ich zögerte das Einparken hinaus. »Du willst dafür sorgen, dass bei uns wieder eitel Sonnenschein herrscht, damit die Ordnung wiederhergestellt ist.«
    »Wenn du meinst, dass du damit bis in meine tiefste Psyche vordringst, vergiss es. Ich weiß selbst, dass das so ist.«
    Sam sagte nichts, während ich noch eine Runde über den Parkplatz fuhr, und schließlich stöhnte er. »Grace, ich finde das schrecklich. Ich hasse Auseinandersetzungen.«
    »Was für eine Auseinandersetzung denn? Er will dich eben sehen.«
    »Du weißt doch gar nicht, was da alles los ist. Es ist echt schlimm. Und darum wird es eine Auseinandersetzung geben, wenn ich meinen Prinzipien treu bleiben will. Was man sich nach letzter Nacht allerdings kaum vorstellen kann.«
    Jetzt suchte ich mir schnell einen Parkplatz, einen, der ziemlich weit von der Schule weg war, sodass ich das ohne neugierige Blicke vom Gehweg mit ihm klären konnte. »Meinst du, es war falsch?«
    »Nein. Vielleicht. Ich weiß nicht. Ich mach mir nur ... Sorgen.«
    »Wir haben doch verhütet«, entgegnete ich.
    Sam sah mich nicht an. »Doch nicht deswegen. Ich - na ja, ich -ich hoffe eben, dass es der richtige Zeitpunkt war.«
    »Es war der richtige Zeitpunkt.«
    Er guckte weg. »Ich frage mich nur, ob ... hatten wir S-, also, hast du mit mir geschlafen - um deinen Eltern eins auszuwischen?«
    Ich starrte ihn bloß an. Dann schnappte ich mir meinen Rucksack vom Rücksitz. Plötzlich war ich wahnsinnig wütend, meine Ohren und Wangen brannten und ich wusste nicht, warum. Als ich antwortete, erkannte ich meine eigene Stimme nicht.
    »Wie überaus schmeichelhaft.«
    Sam wich meinem Blick aus, als fände er die Ansicht des Schulgebäudes unglaublich faszinierend. So faszinierend, dass er mir nicht in die Augen sehen konnte, während er mich beschuldigte, ihn benutzt zu haben. Eine neue Welle des Ärgers schlug über mir zusammen.
    »Hast du so verdammt wenig Selbstbewusstsein, dass du denkst, ich könnte dich nicht um deiner selbst willen lieben?« Ich stieß die Tür auf und schlüpfte hinaus; Sam zuckte zusammen, als ein

Weitere Kostenlose Bücher