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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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mir mehr Sorgen machte: meine nervös zitternden Hände oder mein Bedürfnis, die Zähne zu fletschen und zu kämpfen.
    Vor mir sah ich eine Reihe Pick-ups am Straßenrand stehen. Ihre Warnblinker leuchteten in der Dämmerung und tauchten die Bäume an der Straße in schwaches, flackerndes Licht. Jemand beugte sich über den hintersten Wagen und nahm etwas von der Ladefläche, das ich aus der Entfernung nicht erkennen konnte. Wieder zog sich mein Magen zusammen. Als ich vom Gas ging, stöhnte der Motor auf, dann ging er ganz aus und plötzlich rollte ich in unheimlicher Stille dahin.
    Ich drehte den Zündschlüssel, aber mit meinen bebenden Händen und dem glühenden Temperaturfühler erzitterte der Motor nur unter der Haube, ohne wieder anzuspringen. Ich wünschte mir, ich wäre allein zum Autohändler gefahren. Schließlich hatte ich ja Dads Scheckbuch.
    Ungehalten knurrte ich, trat auf die Bremse und ließ das Auto langsam hinter den Pick-ups zum Stehen kommen. Ich rief meine Mutter mit dem Handy im Atelier an, aber es ging niemand ran -sie war wohl schon bei ihrer Galerieeröffnung. Übers Nachhausekommen machte ich mir keine Sorgen, es war nah genug, dass ich laufen konnte. Was mich jedoch beunruhigte, waren die ganzen Autos. Denn die bedeuteten, dass Isabel recht hatte.
    Als ich aus dem Wagen stieg, erkannte ich den Mann neben dem Pick-up vor mir. Es war Officer Koenig in Zivil, der mit den Fingern auf die Motorhaube trommelte. Als ich näher kam - mein Magen war noch immer in Aufruhr sah er hoch und hörte auf zu trommeln. Er trug eine Kappe in leuchtendem Orange und hielt ein Gewehr in der Armbeuge.
    »Macht der Wagen Probleme?«, erkundigte er sich.
    Ich fuhr herum, als hinter mir eine Autotür zuschlug. Ein weiterer Pick-up hatte dort gehalten und zwei Jäger mit orangefarbenen Kappen gingen am Straßenrand entlang. Ich sah in die Richtung, in die sie gingen, und mir stockte der Atem. An der Straße standen dicht an dicht Dutzende von Jägern, die gedämpft miteinander sprachen, alle mit Gewehren und sichtbar unruhig. Und als ich zwischen den Bäumen hindurchspähte, tauchten hinter dem flachen Straßengraben immer mehr orangefarbene Punkte auf, die den Wald übersäten wie Ausschlag.
    Die Jagd hatte schon begonnen.
    Ich wandte mich wieder zu Koenig um und deutete auf sein Gewehr. »Ist das für die Wölfe?«
    Koenig sah es an, als hätte er ganz vergessen, dass er es in der Hand hielt. »Das ist -«
    Aus dem Wald hinter ihm ertönte plötzlich ein lauter Knall; bei dem Geräusch zuckten wir beide zusammen. Die Gruppe Jäger an der Straße jubelte.
    »Was war das?«, fragte ich scharf. Doch eigentlich wusste ich das schon. Es war ein Schuss gewesen. Im Boundary Wood. Meine Stimme blieb fest, was mich selbst überraschte. »Die jagen doch nicht etwa die Wölfe, oder?«
    »Hören Sie, Miss«, wich Koenig aus, »Sie sollten wirklich in Ihrem Auto bleiben. Ich kann Sie nach Hause fahren, Sie müssen nur noch ein bisschen warten.«
    Aus der Ferne hörte ich Rufe und dann, weiter weg, noch einen Knall. Oh Gott. Die Wölfe. Mein Wolf. Ich packte Koenigs Arm. »Sie müssen sie aufhalten! Die können da nicht schießen!«
    Koenig trat einen Schritt zurück und entwand sich meinem Griff. »Miss -«
    Wieder ein Schuss, diesmal war es nur ein kleines, unauffälliges Plopp, weit weg. In meinem Kopf sah ich es glasklar vor mir: Ein Wolf fiel, überschlug sich, die Augen tot, in seiner Flanke klaffte ein riesiges Loch. Ich dachte nicht nach. Die Worte kamen einfach so heraus. »Schnell, Ihr Telefon. Sie müssen sie anrufen und ihnen sagen, dass sie sofort aufhören sollen. Eine Freundin von mir ist da draußen! Sie wollte heute Nachmittag Fotos machen gehen. Im Wald. Bitte, Sie müssen sie schnell anrufen!«
    »Was?« Koenig erstarrte. »Da draußen ist jemand? Sind Sie sicher?«
    »Ja«, erwiderte ich, denn ich war ganz sicher. »Bitte. Rufen Sie sie an!«
    Ein Hoch auf den stocksteifen Officer Koenig, der mich nicht weiter mit Detailfragen löcherte. Er zog sein Handy aus der Tasche, tippte schnell eine Nummer ein und hielt es sich ans Ohr. Seine Augenbrauen zogen sich zu einem strengen, schnurgeraden Strich zusammen und einen Augenblick später nahm er das Telefon wieder herunter und starrte aufs Display. »Kein Empfang«, murmelte er und versuchte es noch einmal.
    Ich stand neben dem Pick-up, die Arme vor der Brust verschränkt, um die schleichende Kälte abzuhalten, die in mich hineinkroch, und beobachtete, wie die

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