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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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oben und wuschen sich, auch wenn Brisco dagegen protestierte. Die Frauen setzten sich mit dem Baby ans Feuer. Cohen hatte die Decken auf dem Fußboden ausgebreitet, sodass sie alle im Zimmer mit dem Feuer schlafen konnten. Jetzt saß er mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Niemand wusste, wo Mariposa hingegangen war.
    »Sie hat jedenfalls kein Bad genommen«, sagte Nadine.
    »Kann ich gar nicht verstehen«, sagte Kris. »Ich hätte einen ganzen Monat da drin sitzen können.«
    »Weißt du, manche kriegen ihre Babys so. Sitzen in einer riesigen alten Wanne, und das Baby und alles andere kommt dann rausgeflossen.«
    »Jesus Christus«, sagte Kris. »Da krieg ich ja Brechreiz. Ich will Beruhigungsmittel, und irgendwann soll jemand mir sagen, dass es vorbei ist.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr. Wie kann sich denn jemand freiwillig in eine Wanne mit dem ganzen Zeug setzen?«
    Kris hielt das Baby, aber der Kleine fing an zu schreien, und sie gab ihn Nadine. Sie wiegte ihn hin und her und stand auf, um mit ihm umherzugehen, aber er schrie weiter.
    »Wahrscheinlich hat er Hunger«, sagte sie.
    »Hab ich schon versucht. Er wollte nichts.«
    »Gib her«, sagte Nadine und streckte die Hand aus. Kris reiche ihr die volle Milchflasche. Nadine versuchte, ihm das Fläschchen zu geben, aber er wollte nicht und weinte weiter. »Ich dachte, wenn er frisch gewickelt wird, ist er zufrieden. Nicht andersrum. Aber er hat immer noch Fieber.«
    Cohen stand auf und schaute aus dem Fenster. Draußen war es stockfinster. Er dachte darüber nach, den Jeep zu holen. Dachte an den Schuhkarton, der ihn in diese ganze Sache reingezogen hatte. Er lag auf dem Rücksitz des Jeeps und wurde vom Regen durchnässt. Wurde vom Regen zerstört. Er steckte die Hand in die Tasche und spürte den Zündschlüssel des Jeeps. Er murmelte etwas vor sich hin und schüttelte den Kopf.
    »Was?«, fragte Kris.
    »Nichts«, sagte er.
    Eine weitere halbe Stunde verstrich, und das Baby schrie noch immer. Evan und Brisco kamen aus dem Badezimmer und sagten zu Cohen, er sei jetzt dran.
    »Ich hab dir ein Hemd oben liegen gelassen, falls du es willst«, sagte Evan. Cohen nickte, nahm die Lampe von ihm entgegen und stieg die Treppe hoch. Evan und Brisco nahmen die Taschenlampe und gingen in die Küche, um sich was zu trinken zu holen.
    Nadine lief mit dem Baby auf und ab. Wiegte es hin und her, sang etwas, sprach mit ihm und versuchte es mit dem Schnuller und mit dem Fläschchen, aber der Kleine beruhigte sich nicht. Sie versuchte es weiter. Sie erzählte ihm vom Geruch einer Hühnerfarm und davon, wie ihr blöder Bruder sie einmal in den Fluss geschubst hatte, noch bevor sie schwimmen konnte. Sie erzählte ihm von ihrem anderen dämlichen Bruder, der den Pick-up ihres Vaters genommen hatte, noch bevor er einen Führerschein besaß, und wie er dann einen Liter Bier getrunken und den Wagen gegen einen geparkten Viehanhänger gefahren hatte. Während sie redete, war das Baby ruhig, aber wenn sie aufhörte, begann es wieder zu weinen. Also ging sie weiter umher, wiegte ihn und sang und redete, und schließlich war er so weit, dass er die Flasche annahm. Nadine setzte sich mit ihm vor das Feuer.
    »Meinst du, sie lassen ihn mir?«, fragte sie.
    Kris lächelte. »Was soll das denn heißen?«
    »Egal, zu wem wir ihn bringen. Einem Arzt, schätze ich. Die fragen immer zuerst, wer die Mutter ist.«
    Der Kleine machte Sauggeräusche. Sie war eine derbe Frau, die ein raues Leben gelebt hatte, aber sie sah den kleinen Kerl zärtlich an.
    Nadine lächelte. Ihr mürrischer Gesichtsausdruck verschwand. »Du bist keiner von meinen Brüdern«, sagte sie zu dem Baby.
    Das Feuer wärmte sie, im Zimmer war es jetzt trocken.
    »Das klingt ganz schön schräg, oder?«, sagte Nadine.
    »Was denn?«
    »Pläne zu machen.«
    Kris verschränkte die Arme vor dem Bauch. Wiegte sich vor und zurück. Sie nickte und starrte ins Feuer. Als das Baby mit dem Fläschchen fertig war, hob Nadine es auf ihre Schulter und klopfte ihm auf den Rücken. Er machte sein Bäuerchen und spuckte über ihren Rücken.
    »Oh, nein«, sagte Nadine, und das Baby fing wieder an zu weinen.
    Kris nahm den Kleinen, und Nadine fand ein Hemd auf dem Boden und wischte sich ab. Das Baby schrie, und Kris stand auf, um es herumzutragen. Sie versuchte es noch mal mit der Flasche, aber es wollte nicht mehr.
    Nadine warf das schmutzige Hemd weg, stand auf und nahm Kris das Baby ab. »Setz dich«, sagte sie. »Du musst nicht mehr

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