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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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und Evan befahl ihm, zu zählen. Fang an zu zählen, und probier mal, wie weit du kommst. Und schau mich an. Brisco nickte und sagte: »Eins.« Dann hörte er auf.
    »Mach weiter. Wie weit kommst du? Zähl und beruhig dich. Na los.«
    Der Kleine fing wieder bei eins an, zählte zwei, dann drei und machte weiter. Evan hielt ihn fest und wartete, bis Brisco bei siebzehn angelangt war, dann bei achtzehn. Er ließ ihn los und ging hinüber zu den toten Männern.
    »Schau nach oben«, sagte Evan. »Schau zur Decke, und mach weiter. Ich wette, du schaffst es nicht bis fünfzig.«
    Während Brisco nach oben starrte und weiterzählte, packte Evan den Mann mit dem Muttermal unter den Achseln und zerrte ihn durchs Badezimmer in den anderen Raum, wobei er eine rote Spur auf dem Fußboden hinterließ, als wäre das Zimmer mit einem blutigen Mopp gewischt worden.
    »Mach weiter. Augen nach oben«, rief er Brisco zu, als er zurückkam. Brisco war jetzt irgendwo bei dreißig angelangt, begann wieder bei zwanzig, kam durcheinander, bemühte sich aber, weiterzuzählen. Der zweite Mann war schwerer, und Evan musste ihn umdrehen, damit er ihn packen konnte. Aber es gelang ihm, ihn neben die andere Leiche zu legen. Es war eine einzige blutige Sauerei. Er zog eine Decke vom Bett und legte sie über die Toten. Draußen auf dem Platz waren Schüsse zu hören.
    Im anderen Zimmer hörte Brisco auf zu zählen und schrie: »Ich kann nicht mehr.«

47
    Sie lagen im Matsch, ganz ruhig und demütig, die Köpfe auf die Arme gebettet. Mariposa bewegte sich unter Cohen, der größtenteils auf ihr lag. Die Rücklichter des Lastwagens waren verschwunden, um sie herum war alles schwarz. Der Regen prasselte auf sie herab, der Wind peitschte die noch übrig gebliebenen Bäume am Flussufer, und sie konnten nur hoffen, dass nichts auf sie fiel. Es war, als hätte man sie auf die Erde zurückgeworfen, als hätte der Sturm sie mit aller Kraft auf den Boden gedrückt. Ihre mageren Körper bestanden fast schon mehr aus Erde und Wurzeln als aus Haut und Knochen. Mariposa versuchte, sich Farben vorzustellen, Rot und Orange, Gelb und Grün oder irgendwas anderes, das sich von der schwarzen Wand abhob, die sie sah, egal, ob sie die Augen öffnete oder geschlossen hielt. Die Farben kamen und gingen. Sie versuchte, an die schimmernden Sterne oder den leuchtenden Halbmond zu denken, aber nichts blieb länger bestehen.
    Nach einigen Stunden nahm die Schwärze ab. Cohen rutschte von ihr herunter, kniete sich hin und half ihr hoch. Sie standen auf und stützten sich gegenseitig.
    Im Grau des Morgens gingen sie zurück zu der zusammengebrochenen Brücke. Der Fluss war immer noch ein reißender Strom. Die Kabine des Lasters war irgendwann in der Nacht von dem Baumstamm losgerissen und weggeschwemmt worden. Nur wenige Bäume standen noch. Der Wind blies ihnen mit voller Wucht in den Rücken. Mechanisch begannen sie voranzugehen, gebeugt, ausgelaugt und vom Regen gepeinigt. Manchmal hielten sie an, knieten sich hin und ermunterten einander, dann erhoben sie sich wieder und gingen weiter. Sie waren mit der Kabine wesentlich weiter abgedriftet, als sie gedacht hatten. Ein oder zwei Mal fragten sie sich, ob sie überhaupt in die richtige Richtung gingen. Sie hatten sich überschlagen, waren herumgeschleudert und auf und ab geworfen worden, da konnte man leicht die Orientierung verlieren. Cohen sagte, wir gehen noch ein paar Minuten weiter, und wenn wir dann nicht zur Straße gekommen sind und den Pick-up sehen, drehen wir um.
    Der Sturm war noch nicht vorüber, aber er hatte nachgelassen. Der Regen war bei Anbruch des Tages dünner geworden, der Wind blies nicht mehr so stark, dass er sie zu Boden werfen konnte. Sie stützten sich gegenseitig und schafften es eine Viertelmeile weiter. Cohen sagte, da ist er. Als Mariposa den Pick-up sah, brach sie zusammen. Cohen kniete sich neben sie und versuchte, ihr Mut zu machen. Er ist da, er steht da vorn. Sie nickte, sie wusste jetzt, dass der Wagen da war, aber sein Anblick bedeutete für sie einfach nur, dass sie sich noch ein Stück voranquälen mussten.
    »Ich kann nicht mehr«, sagte sie.
    Er konnte das gut verstehen, wollte aber nicht nachlassen. Er stand auf, trat hinter sie, packte sie unter den Armen und zog sie hoch. Sie ließ die Beine hängen, und Cohen schrie sie an: »Verdammt, los jetzt. Hör auf mit dem Scheiß!«
    Er schüttelte sie, und sie bemühte sich, zu stehen, und taumelte.
    Cohen deutete nach vorn und

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