Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
Charlies Nase blutete heftig. Die Pistole lag irgendwo, aber Cohen ging jetzt direkt auf Charlie los, packte ihn in dem ganzen Durcheinander an der Gurgel, legte beide Hände um seinen Hals und drückte zu. Charlies Arme wurden von Mariposas Körper blockiert, der auf ihm lag. Cohen wiederum lag auf ihr. Cohen drückte zu und versuchte, durchzuhalten, während die Kabine losgerissen wurde und abtrieb. Sie lief irgendwo auf, und alle wurden gegen die Windschutzscheibe und das Armaturenbrett geschleudert. Cohen musste Charlies Hals loslassen, aber Charlie war ernsthaft verletzt und spuckte und hustete. Der reißende Strom zerrte an der Fahrerkabine. Mariposa und Cohen versuchten, voneinander loszukommen, hoben die Köpfe, aber Charlie blieb gegen die Tür gedrückt liegen. Mariposa stellte sich auf ihn und beugte sich vor, um ihn zu packen, als die Pistole losging. Cohen prallte zurück und erwartete einen brennenden Schmerz irgendwo, aber da war nichts. Er zog Mariposa zu sich und erwartete, dass sie taumelte und hinfiel, aber das tat sie nicht. Cohen ging in die Knie und tastete nach Charlie, aber dessen Körper war schlaff geworden, er kämpfte nicht mehr. Er packte Charlies Gelenk, entdeckte die Pistole in seiner Hand und ein blutendes Loch unterhalb seines Kinns. Er nahm dem Toten die Waffe aus der Hand, während das Wasser unaufhörlich in die Kabine rauschte. Als er und Mariposa sich wieder halbwegs auf das besinnen konnten, was um sie herum vorging, war die Kabine schon zur Hälfte mit Wasser gefüllt.
Cohen stellte sich auf das Lenkrad und hielt Mariposa an der Hüfte fest. Sie schrie und weinte vor Panik, und er sagte, bleib ruhig, bleib ruhig, bleib einfach ruhig. Sie bewegten sich auf die Beifahrertür zu, und das Wasser reichte ihnen bis zum Gürtel und stieg weiter an. Cohen drückte gegen die Tür, aber sie bewegte sich nicht. Er forderte Mariposa auf, ihm zu helfen. Gemeinsam drückten sie dagegen, stöhnten, schrien, aber sie bekamen sie nicht auf, und nun reichte ihnen das Wasser schon bis zur Brust.
Er sagte ihr, sie solle aufhören, drückte ihren Kopf nach unten und schoss mit der Pistole zweimal gegen das Fenster. Das Glas zersplitterte und fiel um sie herum, und nun drang der Regen herein.
»Geh raus«, sagte er und hob sie an den Beinen nach oben. Sie kletterte aus dem Fenster. Der Wind fegte sie beinahe vom Dach, aber sie konnte sich festhalten. Cohen ließ die Waffe fallen und fasste nach unten. Er tastete Charlies Mantel ab, spürte seinen Gürtel und fand das Bowiemesser. Er zerrte es aus Charlies Gürtel, richtete sich auf, steckte es in seinen Mantel, zog sich hoch und kletterte raus. Sie legten sich flach auf die Tür, und Cohen sah, dass die Kabine gegen einen umgefallenen Baum getrieben war. Die Scheinwerfer waren immer noch an, und er konnte sehen, dass der Baumstamm bis zum Ufer reichte. Um den Lastwagen stieg das Wasser weiter an, und die Regentropfen fühlten sich an wie Kugeln. Mariposa rutschte ab und schrie auf. Beinahe wäre sie hinuntergefallen, aber er packte sie an ihren langen schwarzen Haaren. Er hielt sich an der Tür fest, da, wo die Scheibe zerbrochen war, zerrte an ihren Haaren, während ihre Beine schon im Fluss lagen. Er kämpfte um jeden Millimeter, und schließlich bekam sie die Hände hoch, packte ihn an den Gelenken, und es gelang ihnen mit vereinten Kräften, sie zurück auf die Kabinentür zu schaffen. Sie duckten sich, hakten sich am kaputten Fenster ein und hielten sich mit aller Kraft fest.
»Klettere auf den Baum! Kriech rüber!«, schrie Cohen.
Der Laster schwankte hin und her, konnte jeden Moment wegbrechen. Er half Mariposa beim Aufstehen, und sie fiel nach vorn auf den breiten Baumstamm. Cohen kniete sich hin, stand auf und folgte ihr.
»Dort lang!«, schrie er. Sie drehte sich um, schlang ihre Arme und Beine um den Stamm und schob sich voran. Cohen blieb dicht hinter ihr, und sie rutschten weiter, Zentimeter für Zentimeter, bis sie die Wurzeln des Baums sahen und den festen Boden dahinter.
»Spring!«, rief Cohen. Mariposa kroch weiter, kniete sich hin, kam auf die Füße, sprang über den Klumpen aus Wurzelwerk und Erde und verschwand. Cohen folgte ihr. Sie waren noch nicht aus dem Wasser heraus, aber immerhin aus dem reißenden Strom, halfen sich nun gegenseitig auf die Beine und stapften durch das knietiefe Wasser. Als sie festen Grund erreicht hatten, brachen sie zusammen, blieben bäuchlings liegen, die Gesichter auf die Arme gebettet, und
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