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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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und ins Bett gebracht hätte. Die Tablettenschachtel neben dem Wasserglas sprach Bände.
    Nervosität raute Saschas Stimme auf: »Morgen.«
    Er hatte Herzklopfen, wusste nicht, was ihn erwartete. Zwischen einem trägen Lächeln, das ihm verriet, dass Andreas mit den Ereignissen der vergangenen Nacht einverstanden war, bis zu einem Rauswurf musste er mit allem rechnen. Sogar damit, dass Andreas ihm die Freundschaft aufkündigte. Die Ungewissheit, was ihn erwartete, legte sich als eiserner Ring um seine Stirn und Schläfen.
    Nur langsam hob sich Andreas’ Kopf. Es sah nach einer Kraftanstrengung aus. Seine Augen waren verquollen, doch er zeigte ein dünnes Lächeln: »Morgen. Auch ’ne Tablette?«
    Freundlich schob er die Schmerztabletten über die Kücheninsel. Sascha fiel ein Stein vom Herzen. Zumindest sah es nicht danach aus, als würde er ohne Rückfahrkarte achtkantig aus der Wohnung fliegen. Dankbar nickte er und verbrachte die nächsten sechzig Sekunden damit, mühsam zwei Tabletten aus der Packung zu schälen. Seine Feinmotorik schlief noch. Bevor er Anstalten machen konnte, die Tabletten trocken hinunterzuwürgen, reichte Andreas ihm einladend sein Glas. Das zweite gute Zeichen. Sascha entspannte sich vorsichtig.
    »Gott, geht’s mir dreckig«, nuschelte Andreas schwachbrüstig. »Alles dreht sich. Was haben die da gestern geraucht? Chemiefasern?«
    »Gras«, antwortete Sascha mit einem schiefen Grinsen. »Dich hat’s ganz schön abgehoben.«
    »Hm-hm.« Andreas griff sich an den Magen und verzog angeekelt das Gesicht. Sein Blick schweifte durch die Küche, erfasste das Ei auf den Fliesen und die ungleichmäßig auf der Arbeitsfläche verteilten Teigkleckse. »Was ist hier eigentlich passiert? Haben wir gekocht?«
    »Du wolltest doch unbedingt Eierkuchen haben«, erinnerte Sascha ihn. Eine Ahnung quälte sich in sein von Restalkohol benebeltes Gehirn. »Weißt du das nicht mehr?«
    Abwehrend hob Andreas die Hand. »Fang bloß nicht vom Essen an. Ich habe schon genug gekotzt.«
    Er machte eine Pause und schielte zu den zerborstenen Schalen. »Eierkuchen. Das erklärt einiges. Ich esse nie wieder etwas.«
    Sascha trat näher. Er für seinen Teil erinnerte sich an jede Minute der vergangenen Nacht. Es fiel ihm schwer zu ignorieren, dass sie vor wenigen Stunden in den Armen des anderen eingeschlafen waren. Gerade weil Andreas müde und abgekämpft war, schrie alles in Sascha danach, ihn von seinem Hocker zu schieben und mit ihm ins Schlafzimmer zu gehen.
    »Hast du einen Filmriss?«, fragte er vorsichtig und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, falls seine Befürchtung zutraf.
    Andreas beugte sich nach vorn und legte die Stirn auf die kühle Arbeitsfläche. »Glaub schon. Ich weiß noch, wie wir von Brain weg sind. Und … hast du unterwegs versucht, auf einem Geländer zu balancieren?«
    Sascha nickte.
    Andreas stöhnte: »Danach wird es dunkel. Mann, ich weiß nicht mal mehr, wann wir hier waren.«
    Sascha schob die Hände in die Hosentaschen, um sich davon abzuhalten, durch den Wust welliger, brauner Haare zu streichen. Er musste Andreas sagen, was passiert war.
    Oder konnte er es sich leisten, hier und heute zu schweigen und ein anderes Mal darüber zu reden? Es war nichts Dramatisches vorgefallen. Sie hatten nur gemeinsam gewichst und sich später … ein bisschen geholfen.
    Fummeln, küssen und zusammen einschlafen nicht vergessen, erinnerte sein Gewissen ihn streng.
    Er brachte es nicht über sich. Was hätte er auch sagen sollen? »Hey, Andreas, ich weiß, wir wollten nur Freunde sein, aber ich hab’s nicht gepackt, mich daran zu halten, und wir haben rumgemacht. Tut mir leid, dass du dich nicht erinnern kannst. Es war richtig toll, und ich kann es nicht erwarten, es zu wiederholen.« Das konnte er nun wirklich nicht machen.
    Andreas unterbrach Saschas Gedanken, indem er mühsam auf die Füße kam. Mit einer Hand hielt er sich an der Arbeitsplatte fest, während er nach Gleichgewicht suchte.
    »Nimm’s mir nicht übel, aber ich muss ins Bett«, murmelte er. »Ich brauche mindestens sechs Stunden Schlaf, bevor ich wieder geradeaus schauen kann.«
    Angesichts der hässlichen Schatten unter seinen Augen und um den Mund konnte Sascha dem nur zustimmen. Unbehaglich musterte er Andreas, bevor er auf das sie umgebende Chaos deutete. »Was ist hiermit? Soll ich …?«
    »Bloß nicht. Mir platzt der Schädel. Wenn du hier mit Geschirr klapperst, gehe ich dir an die Gurgel«, unterbrach Andreas ihn

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