Nach Diktat verblichen
überzeugt, daß sie mir eine Falle stellen will.«
»Und was soll ich tun?«
»Nur die Augen offenhalten. Beobachten Sie sie genau.«
Caroline hatte die Wohnungstür ein Stück offengelassen. Jetzt kehrte sie mit der Zeitung unter dem Arm zurück.
»Das ist die Abendzeitung«, verkündete sie. »Darin steht alles über den Mord an George.«
Sie warf Lois das Blatt zu.
»Möchtest du es nicht lesen?«
Lois verschwendete keinen Blick an die Zeitung in ihrem Schoß.
»Und?« fragte sie nur.
»Der Punkt, auf den es ankommt, ist die Tatsache, daß kein Raub vorliegt. Man fand eine ziemlich große Summe bei ihm, aber keine Schlüssel.«
»Keine Schlüssel?« wiederholte Lois.
»Die Schlüssel zum Wagen lagen auf der Kommode, aber alle anderen fehlten.«
Lois fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Du meinst, die Schlüssel, die man fand, waren nicht — war nicht...«
»Ich meine, daß man überhaupt keine Schlüssel fand.«
»Oh«, sagte Lois.
Carolines Blick richtete sich auf mich. »Sie waren in Vallejo, Donald Lam.«
»Ich? Wieso?«
»Tun Sie nicht so unschuldig«, fuhr sie mich an. »Sie waren heute morgen mit Ihrem hochgeschätzten Auftraggeber, Barclay Fisher, in Vallejo.«
»Sie wollen offenbar auf etwas Bestimmtes hinaus«, meinte ich. »Schießen Sie los.«
»Ich habe Ihnen beiden allerhand zu sagen. Neulich, als du George den Rat gabst, zu verschwinden, Lois, kam George bei mir vorbei. Er war völlig außer sich, wegen dieses Privatdetektivs, und erzählte mir zum erstenmal, daß er in dem Jahr, als Großvater starb, ein Tagebuch geführt hatte. Er hätte es immer in seiner Aktentasche bei sich getragen. Eines Tages war es dann verschwunden. Und seitdem fand er keine Ruhe mehr. Er erklärte mir, daß Verschiedenes darin völlig falsch ausgelegt werden könnte. Ich glaube, der Narr meinte, Großvater wäre ermordet worden. Sobald er mir das alles berichtete, wußte ich, wer das Tagebuch hatte. Du, Lois, hast das Tagebuch diesem Detektiv ausgehändigt, und er hat vor, es in Georges Wohnung oder sonst irgendwo zu hinterlegen, wo die Polizei es finden muß. Das liegt ja auf der Hand. Seit der Kerl im Spiel ist, benimmst du dich wie ein Flittchen. Jedesmal, wenn er auftaucht, ziehst du dein Kleid bis zum Hals hinauf, damit er ja deine Beine bewundern kann. Du hast ihm...«
»Halt den Mund!« schrie Lois Marlow. »Das ist alles Lüge!«
Caroline trat einen Schritt auf sie zu. »Wag ja nicht, mich eine Lügnerin zu nennen, du Luder! Ich bin nicht blind. Ich weiß, was in diesen vier Wänden vorgeht. Glaubst du vielleicht, daß dein heuchlerisches Getue mich auch nur einen Augenblick getäuscht hat?«
Lois Marlow sprang auf. »Ich brauche mir das nicht gefallen zu lassen! Du — du Mörderin!«
Einen Moment lang standen sie einander mit haßerfüllten Augen gegenüber. Dann fielen sie übereinander her. Dabei beachteten sie weder die Regeln des Anstands noch die Regeln eines fairen Kampfes. In wildem Zorn schlugen sie aufeinander ein, schrien sich Schimpfworte ins Gesicht, zogen einander an den Haaren und zerrissen sich gegenseitig die Kleider.
In einem günstigen Moment, als sie beide verschnaufen mußten, sagte ich ruhig: »Es reicht, Lois. Ich habe die Polizei angerufen, der Streifenwagen muß jeden Moment hier sein. «
Sie fuhren auseinander, als hätte man ihnen eine kalte Dusche gegeben.
»Was haben Sie?« rief Lois.
»Ich habe die Polizei angerufen«, erklärte ich.
Caroline sprang auf. Lois blieb auf dem Boden liegen und rang nach Atem.
»Zieh deinen Rock runter, Lois«, sagte Caroline.
»Ach, geh zum Teufel«, gab Lois zurück.
Caroline wandte sich an mich. »Sie stecken bis zum Hals in dieser Sache. Rufen Sie die Polizei nur an! Ich werde es Ihnen schon zeigen, warten Sie nur.«
Sie segelte hinaus.
Lois Marlow zog die Beine an, rappelte sich halb hoch und streckte mir die Hand entgegen.
Ich zog sie hoch.
Sie blickte an ihrem zerrissenen Kleid herunter und versuchte, ihre Blößen notdürftig zu verhüllen.
»Haben Sie wirklich die Polizei angerufen, Donald?«
»Nein.«
»Ich dachte es mir. Diese Mörderin, diese...«
Die angelehnte Tür wurde aufgestoßen. Bertha Cool stürmte herein, warf einen Blick auf Lois Marlow und fragte: »Was ist denn das?«
»Ein kleiner Zweikampf«, versetzte ich.
Lois Marlow, die noch immer vor Anstrengung keuchte und die Fetzen ihres Kleides über der Brust zusammenhielt, fragte: »Wer ist das?«
»Meine Partnerin, Bertha Cool«,
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