Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
das nur so, oder ist es Ihnen Ernst damit?«
    »Es ist mir Ernst.«
    »Sie haben viel gesehen und viel erlebt, Donald. Was halten Sie von Frauen wie mir?«
    »Das habe ich Ihnen schon gesagt.«
    »Nein. Sie haben mir gesagt, was Sie von mir denken, aber nicht, was Sie von Frauen meiner Art halten.«
    »In welcher Beziehung?«
    »Warum soll ich Ihnen etwas vormachen? Ich möchte leben, nicht irgendwo auf einer verlassenen Insel sitzen und das Leben an mir vorüberziehen lassen, während ich jeden Tag älter werde. Man verbraucht sein Leben, ob man es merkt oder nicht. Es ist rationiert, und man kann es nicht aufheben. Ich habe Ihnen von mir erzählt. Ich liebe Fröhlichkeit und Gelächter, Helligkeit und Freundschaft. Ich habe eine Schwäche für gut aussehende Männer. Ich brauche Gesellschaft, Aufregung, Abwechslung. Allein der Gedanke, die brave Hausfrau zu spielen und mein Leben mit schmutzigem Geschirr zu verbringen, langweilt mich entsetzlich.«
    »Sie führen jetzt das Leben, das Sie sich wünschen?«
    »Ja, in gewisser Beziehung.«
    »Mit anderen Worten — Sie lieben niemanden?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Wenn Sie jemanden liebten, würden Sie ständig mit diesem Menschen Zusammensein wollen. Sie würden sich nicht für andere Männer interessieren. Es würde Ihnen Freude machen, für ihn zu sorgen, für ihn zu nähen und zu kochen, jeden Tag dieselben schmutzigen Teller und Töpfe abzuwaschen.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    »Nun«, meinte ich, »zumindest ist das die übliche Version.«
    Sie lachte.
    »Sie führen das Leben, das Sie sich gewünscht haben«, meinte ich. »Weshalb machen Sie sich Kopfzerbrechen?«
    »Ich denke an die Zukunft.«
    »Was ist daran so besorgniserregend?«
    »Der Mangel an Sicherheit. Die — Donald, stellen Sie sich mal vor, was geschieht, wenn ich nicht mehr so attraktiv bin, wenn ich Runzeln bekomme, wenn meine Figur aus der Fasson gerät und die Männer mich nicht mehr begehrenswert finden?«
    »Solange Sie begehrenswert bleiben, werden die Männer Sie auch begehrenswert finden.«
    »Ach, Sie mit Ihren rätselhaften Bemerkungen!«
    »Wie lautet Ihre Definition für Sicherheit?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ehe?«
    »Ich glaube nicht. Ich — ich mache mir eben manchmal Gedanken. Nein, auch eine Ehe bringt keine wirkliche Sicherheit. Man hat einen Mann, man bringt die besten Jahre seines Lebens damit zu, einen Haushalt zu führen, man wird älter und vielleicht ein wenig nachlässiger, und ehe man sich’s versieht, teilt einem der liebe Ehemann mit, daß er seine Freiheit wiederhaben möchte, weil er sich in ein junges unverbrauchtes Mädchen vergafft hat. Was bleibt einem dann?«
    »Weiter«, sagte ich. »Reden Sie es sich von der Seele.«
    »Donald, ich sitze wie auf Kohlen wegen dem, was ich getan habe. Ich versuche krampfhaft, nicht daran zu denken.«
    »Dann reden Sie ruhig weiter über die Männer und die Liebe«, meinte ich.
    Sie sah mich an und lachte. »Sie kennen die Menschen, nicht wahr, Donald?«
    »Das gehört zu meinem Beruf.«
    »Wie denken Sie über die Liebe, Donald?«
    »Ich finde sie angenehm.«
    »Donald Lam, Sie nehmen mich nicht ernst! Im Geist sind Sie meilenweit weg. Warum können Sie sich nicht so verhalten wie die anderen Männer — mich von mir ablenken?«
    »Was tun denn die anderen Männer so?«
    »Sie... Ach, Sie wissen schon.«
    »Also was?«
    »Nun, erstens ziehen sie mich natürlich im Geist aus.«
    »Und Ihnen macht das Spaß?«
    »Das kommt auf den Mann an.«
    »Und Sie finden also, daß ich meinen Geist nicht auf die richtigen Dinge konzentriere?«
    »Sie spielen geistiges Schach«, versetzte sie, »und ich bin nichts weiter als eine Figur. Sie überlegen sich nur noch, wo Sie mich hinschieben sollen. Ich habe das wenig erfreuliche Gefühl, daß ich durchaus entbehrlich wäre, wenn die Situation es verlangte.«
    »Habe ich das gesagt?«
    »Was?«
    »Daß Sie entbehrlich sind?«
    »Nein.«
    »Ich sagte, ich handle im Interesse meines Auftraggebers. Mein Auftraggeber ist Barclay Fisher.«
    »Und Sie müssen ihm die Stange halten?«
    »Ja.«
    »Was müßte ich tun — Ihnen bezahlen, damit Sie auch zu mir stehen?«
    »Diese Art der Loyalität zu einem Auftraggeber ist unteilbar. Ich muß die Interessen Barclay Fishers wahrnehmen.«
    Sie musterte mich einen Moment. »Donald, ich warne Sie.«
    »Wovor?«
    »Vor mir.«
    »Warum?«
    »Ich werde Sie an mich binden — irgendwie. Dann müssen Sie auch für mich arbeiten. Ich

Weitere Kostenlose Bücher