Nach dir die Sintflut
restauriert, die Häuser, die er neu verkabelt, und die Haushaltsgeräte, deren Lebensdauer er bis über das übliche Maß hinaus verlängert hatte. Also stellte Stewart sein Talent nicht in Frage.
Er hatte die Aufgabe erledigt, noch bevor er kalte Hände bekam. Rebecca war bei ihm geblieben, um ihm über die Schulter zu sehen.
»Wollen Sie die Motorhaube öffnen?«, fragte er.
»Wozu?«
»Ich dachte, ich werfe einen kurzen Blick rein.«
»Der Motor ist hinten.«
»Ach so.«
Er beobachtete Rebecca. Sie hielt die Arme vor der Brust verschränkt und zog ein mürrisches Gesicht, gleichzeitig konnte er fühlen, wie sehr sie ihn mochte. In diesem Wissen öffnete er die Heckklappe, beugte sich über den Motor und drehte das Drosselventil gewaltsam zu, damit der Wagen bei einer Temperatur von minus zehn Grad und darunter zu stottern anfangen würde.
»Rufen Sie einfach an, wenn es irgendwelche Probleme gibt«, sagte er.
»Ich habe Ihre Karte.«
»Rufen Sie jederzeit an.«
Drei Wochen später kam ein Kälteeinbruch. Aber erst, nachdem er Rebecca drei Mal gerettet hatte, fand Stewart den Mut, sie zum Essen einzuladen.
»Rebecca? Warum bist du nicht bei der Beerdigung?«
»Bin ich doch. Stewart, hör mir zu. Etwas Schreckliches ist passiert. Ich habe meine Liebe zu Lisa verloren.«
»Was?«
»Zumindest bin ich dabei. Sie ist noch nicht restlos verschwunden. Aber zu einem Großteil.«
»Du hast was verloren?«
»Du hörst mir gar nicht zu!«
Stewart fühlte ihre Angst. Ihre Beziehung war bizarr gewesen, aber das Bizarrste war, dass er Rebeccas Gefühle sogar durchs Telefon nachempfinden konnte. Es passierte nie, wenn Rebecca mit anderen telefonierte. Es passierte nur mit Stewart.
»Rebecca, tut mir leid, aber ich verstehe nicht. Was ist passiert?«
»Es geht um damals, als sie auszog …«
»Darüber willst du bei ihrer Beerdigung reden?«
»Ja, hör einfach zu. Ich kann mich an alles erinnern. An die Umstände. Den Regen. Wie der Transporter aussah. Was Lisa an dem Tag trug. Das ist nicht das Problem.«
»Was dann?«
»Hör einfach zu. Bitte. Das Problem ist, dass ich bei der Erinnerung nichts fühle. Weder Freude noch Trauer oder wie sehr ich sie geliebt habe, mehr als je zuvor, als sie zurückkam. Alle Gefühle sind weg. Verschwunden. Einfach weg!«
»Das ist … das ist ja …«, sagte Stewart. »Warte kurz.«
Stewart schnitt eine besorgte Grimasse in Margarets Richtung, stieg aus dem Pick-up und lief in das Weizenfeld, neben dem er geparkt hatte. Die Halme wurden umso höher, je tiefer er in das Feld eindrang. Er ging immer weiter. Als die Halme ihm schon bis an die Hüfte reichten, wusste er immer noch nicht, was er sagen sollte.
Vier
Die Derrick-Miller-Erinnerung
Rebecca saß in einem Kellerraum der Kirche auf einem Kinderstuhl. Sie hatte sich hastig entschuldigt, sie müsse zur Toilette, stattdessen war sie hierhergekommen. Vermutlich suchte man sie bereits, und sie wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb. Sie hatte die Neonlampen an der Decke nicht eingeschaltet, ihr glimmendes Handy war die einzige Lichtquelle im Raum. Rebecca fühlte sich unverhältnismäßig groß. Sie nahm das Handy von der rechten in die linke Hand, drückte es sich ans Ohr und wartete ungeduldig darauf, den Rat ihres getrennt lebenden Ehemannes zu hören.
»In diesem Augenblick wäre es wohl das Beste zu vergessen, was passiert ist«, sagte Stewart schließlich. »Was passiert ist, ist passiert. Verstehst du? Gott weiß, warum. Manche Dinge passieren einfach. Okay?«
Diese Sicht auf die Dinge war genau das, was Rebecca jetzt brauchte. Die Tatsache, dass Stewart sich niemals über die zahlreichen merkwürdigen Vorfälle in Rebeccas Leben wunderte, war für sie der Hauptgrund gewesen, sich in ihn zu verlieben. Sie liebte ihn immer noch dafür. Stewart stellte sie nie in Frage, und niemals gab er ihr das Gefühl, nicht normal zu sein. Er hörte einfach zu und begann sofort damit, an einer Lösung zu basteln.
»Sind sämtliche Erinnerungen betroffen?«, fragte er.
»Nein. Nur diese eine. Na ja, wenigstens fallen mir keine anderen ein.«
»Und über genau diese Erinnerung willst du in deiner Trauerrede sprechen?«
»Ja«, sagte Rebecca.
»Und warum geht das nicht?«
»Weil ich nichts dabei fühle. Ich würde mir wie eine Heuchlerin vorkommen, und die Leute würden es merken.«
»Dann nimm einfach eine andere! Du hast genug davon.«
»Aber diese eine war perfekt.«
»Was ist mit der Party?«
»Welche
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