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Nach Hause schwimmen

Titel: Nach Hause schwimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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glutenfreie Speisen und die Schreibfehler in den Annoncen, die an einem schwarzen Brett neben der Kasse hingen. Heimlich schwärmte Alice auch für Trevor, war sich jedoch darüber im Klaren, dass er mit zweiundsiebzig zu alt für sie war. Trotzdem liebte sie es, mit ihm zu flirten und ihn zu verwirren, indem sie ihn bei der Arbeit im engen Laden mit der Hand streifte oder ihn mit einem Augenaufschlag anlächelte, wenn er ihr eine Packung braunen Reis aus einem Regal reichte oder sich für eine Schachtel Haferkekse bedankte, die sie aus dem Lagerraum geholt hatte.
     
    Harold hatte sich bei einem Aufenthalt in Seattle in eine Museumsangestellte verliebt, lud sie im Frühling nach London ein und heiratete sie im Sommer. Louise war vierzehn Jahre jünger als Harold, etwas pummelig und vernarrt in alles Englische. Nach kurzer Zeit sprach sie mit britischem Akzent und kannte die Regeln von Kricket. Weil siebeides unbedingt einem Kind beibringen wollte, wurde sie im Herbst schwanger. Harold, der sein Junggesellendasein bisher mit der Aussage verteidigt hatte, die Museen der Welt seien seine Familie und die Bilder seine Kinder, konnte vor Freude kaum noch arbeiten. Der Junge wurde im Juni des folgenden Jahres geboren, George getauft und zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach New York geflogen, wo die Eltern ihn seiner Tante präsentierten. Harold und Louise heulten vor Glück und Schlafmangel, als sie mit Alice neben dem Bett standen, auf dem das Baby lag, und Alice brach ebenfalls in Tränen aus.
    Nachdem sich alle drei umarmt hatten, hörten Harold und seine Frau auf zu weinen, aber Alice konnte nicht. Als sie nach fünf Minuten noch immer schluchzte, wusste Harold, dass etwas nicht stimmte, und weitere fünf Minuten später rief er einen Arzt, der bei Alice einen Nervenzusammenbruch feststellte und ihr eine Beruhigungsspritze gab.
    Alice schlief, und in ihrem Traum fuhr sie auf einem Rad durch eine sonnenhelle Landschaft. In einem Korb am Lenker saß ein Kind, dessen Gesicht sie nicht sehen konnte. Als sie aufwachte, saßen Harold und Louise an ihrem Bett und betrachteten sie voller Sorge. Das Baby schlief in ihrer Mitte in einem Reisekorb. Alice lächelte. Harold nahm ihre Hand und sagte, alles würde gut. Alice nickte, weil sie wusste, was zu tun war, damit wirklich alles gut würde.
     
    Alice hörte auf zu summen, und Wilbur ging in den Garten und legte sich auf einen Liegestuhl. Er hörte die Wellen, die sich am Strand brachen, und von weit her einen Rasenmäher. Es war März, die Tage wurden länger und wärmer. Der bedeckte Himmel hing tief, Möwen flogen darin keine, dafür konnte man im leichten Wind das Meer riechen.
    Vor vier Tagen war Wilbur achtzehn geworden. Alice hatte eine Torte und alkoholfreien Champagner besorgt und ein Geschenk, einen Discman und ein paar CDs mit Musik, von der sie glaubte, dass Wilbur sie mögen würde. Harold und Louise hatten aus London angerufen, und Wilbur musste mit ihnen sprechen und sich beglückwünschen lassen, obwohl er beide nur von Fotos kannte. Neben dem Geburtstag gab es noch die Tatsache zu feiern, dass Wilburs Antrag auf einen amerikanischen Pass bewilligt worden war. Alice hatte sich um alles gekümmert,und als es Probleme beim Finden der Geburtsurkunde gab, schaltete Harold einen befreundeten Anwalt ein, der die Dinge rasch regelte.
    Wilbur war jetzt volljährig und konnte tun und lassen, was er wollte, wusste mit seiner plötzlichen Freiheit allerdings nicht viel anzufangen. Er hätte nach Irland gehen und sein Erbe antreten können, fand jedoch, das habe keine Eile. Er war noch nicht bereit, den Verkauf von Orlas Haus in die Wege zu leiten, ebenso wenig den von Colms Farm, die er auch geerbt hatte. Auf einem Konto bei der Bank Of Ireland lag ein kleines Vermögen, das hatte ihm der Anwalt gesagt, der zu Orlas Beerdigung gekommen war. Aber von diesem Geld wollte Wilbur nichts. Er hatte den Brief des Matrosen gelesen, dessen Abschrift Conor ihm gegeben hatte. In diesem Brief stand, woher das Gold, das Eamon McDermotts Reichtum begründet hatte, gekommen war, und für Wilbur stand fest, dass er davon keinen Cent haben wollte.
    Er fühlte sich wohl in dem Haus, die ruhigen, zeitlosen Tage und der Umstand, dass niemand etwas von ihm verlangte, taten ihm gut. Alice war mit ihm nach Montauk gefahren, und sie hatten Sheltered Island besucht und waren in einem Restaurant gewesen, wo in riesigen Aquarien Meeresfische schwammen. Er war neu eingekleidet worden, hatte drei

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