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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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anhatte. Das Benzin begann spürbar abzunehmen. Eine Tankstelle öffnete gerade und er hielt davor an. Aber der Mann, der öffnete, war nur ein Angestellter und hatte nicht das Recht, Benzin außer gegen bar abzugeben.
    »Hätten Sie nicht Interesse an diesem erstklassigen Wagen?« fragte Robin einschmeichelnd.
    Der Tankwart betrachtete diesen Vorschlag als einen schlechten Witz und wurde unwillig. Dann fragte er neugierig: »Haben sich verletzt, nicht wahr?«
    Er blickte auf Robins Hand.
    »Können Sie so einen Wagen fahren, ohne sich zu verletzen?« gab Robin zurück.
    Oktober rettete die Situation.
    »Mein Onkel hat seine Brieftasche vergessen, und wir müssen unbedingt nach Ogdensburg. Würden Sie uns etwas Benzin leihen, wenn ich Ihnen meine Uhr als Pfand hierließe - oder wollen Sie sie kaufen?«
    Der Mann nahm die Uhr und lächelte schlau. Das Lächeln sollte sagen, er sei nicht die Sorte Mensch, die auf falsches Zeug hereinfällt. Mit einem herablassenden Ausdruck auf seinem häßlichen Gesicht, auf dem die Spuren der gestrigen Arbeit noch sichtbar waren, wog er die kleine, goldene Uhr in seiner Hand ab.
    »Taxiere ’nen Dollar, was?« fragte er. »Ist wohl auch noch billiger zu kriegen, aber einen Dollar lasse ich mich ’s kosten.«
    Die Uhr hatte vor knapp einem Jahr einhundertfünfzig Dollar gekostet.
    »Sagen wir zehn«, schlug Oktober tapfer vor.
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. Er hatte ein Mädel, für dessen Geburtstag er die Absicht hatte, ein teures Geschenk zu kaufen - ein teures Geschenk ist eins, was ein ganz klein wenig mehr kostet, als man sich eigentlich leisten kann, und die Uhr war hübsch. Sie war getragen, doch sah sie nach Gold aus.
    »Fünf Dollar ist alles, was ich für die Uhr geben kann.«
    Oktober hatte eine brillante Idee.
    »Sie können die Uhr für drei Dollar und einen Anzug haben«, sagte sie mit feierlichem Ernst.
    Er war mehr als erstaunt, aber die Neigung zum Handeln war in dem Mann geweckt. Er hatte einen Anzug … einen sehr alten Anzug…
    »Gemacht«, sagte er.
    In der Nähe der Garage stand das kleinste Holzhaus, das sie je gesehen hatte. Es sah fast aus wie ein großer Schrank, und doch verschwand er dort hinein. Als er wieder hervorkam, hingen Kleidungsstücke über seinem Arm. Oktober nahm sie, eins nach dem anderen, und untersuchte sie kritisch.
    »Vom allerersten Schneider sind sie nicht«, meinte sie.
    Aber eine Minute später fuhren sie mit Benzin im Wert von einem Dollar im Tank, zwei öligen Banknoten in der Hand und dem Anzug, ordentlich auf dem Hintersitz gefaltet, ihren Weg weiter.
    »Der Kerl ist sehr schmal, um nicht zu sagen dürr«, murmelte Robin besorgt. »Ich werde herausquellen.«
    Jetzt waren sie in einer weniger dicht bevölkerten Gegend. Die Häuser wurden seltener, und überall wuchsen Gruppen von Bäumen. Es gab schnellfließende, kleine Bäche. Sie folgten einem von ihnen, bis sie in ein kleines Tal kamen.
    Decke und Proviant von dem ersten Autoraub hatte er liegen lassen, aber die Seife und das Handtuch hatte er behalten.
    »Geh du zuerst«, sagte er, und zog mit Schwung das Handtuch hervor.
    Sie kletterte den steilen Abhang zum Bach hinunter, machte eilig Toilette und brachte ihm demütig ein ziemlich feuchtes Handtuch zurück. Er besaß, so teilte er ihr feierlich mit, ein Hemd. Dies benutzte er, um sich abzutrocknen, wusch das Hemd im Bach und bearbeitete sein Gesicht stöhnend mit dem Rasierapparat. Ein Mann kehrte zu ihr zurück: elegant, ziemlich jung, mit einem Schnurrbart, dessen Enden mit Hilfe von Seife zu kleinen Spitzen aufgezwirbelt waren. Der gestreifte braune Anzug war ziemlich abgetragen, aber paßte ihm besser als der Smoking. Der steife Kragen war etwas geglättet worden, und die schwarze Smokingkrawatte verlieh ihm ein solides Aussehen.
    »Du siehst aus«, konstatierte Oktober, »wie ein Vertreter.«
    Das Hemd wurde zum Trocknen über den Motor gelegt, während sie eine schnelle Mahlzeit einnahmen und Kriegsrat hielten. Der Tod von ›O‹ hatte die Situation kompliziert, behauptete er. Die Verbreitung von Einzelheiten, die gewiß stattgefunden hatte, ferner das Bekanntwerden der Nummer des gefundenen Autos, das Erscheinen des Captain Sullivan im Birkenhof in einem geliehenen Smoking sowie das schnelle Erkanntwerden seitens Elmers, das war alles schon schlimm genug. Aber was auf die Entdeckung im Atelier folgen würde, konnte noch schlimmer sein.
    »Aber, man kann doch nicht behaupten, daß du diesen scheußlichen

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