Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
unbestimmt, es sei in Europa gewesen, denn er fand es überflüssig zu erklären, daß ein intensives Bombardement seines Schützengrabens der eigentliche Grund zu dieser Wachheit gewesen war.
    Als das erste blasse Licht im Osten erschien, hörten sie wieder einen Schrei. Ein Schrei, heiser und erschreckend. Darauf folgte nichts. Robin rührte sich unbehaglich. Er konnte jetzt die Ecke des anderen Gebäudes sehen - die hintere Seite des Büros. Dann stand er auf.
    »Ich muß wirklich hinübergehen«, sagte er. »Hast du was dagegen? Du bist hier ganz sicher.«
    »Soll ich mit dir kommen?«
    Er zögerte. »Ja … Vielleicht wäre es doch besser.«
    Der Morgen war kühl. Er half ihr in den Mantel, und sie schritten Seite an Seite hinaus. Im kalten Licht der Morgendämmerung sah er merkwürdig aus. Er hatte den steifen Kragen und die Krawatte ausgezogen, und sein Hemd war am Hals geöffnet. Gute acht Zentimeter des Hemdes waren zwischen der heraufgeschobenen Weste und der Hose sichtbar, die für einen weitaus kleineren Menschen gebaut war. Die Ärmel näherten sich dem Ellenbogen. Er fing ihren belustigten Blick auf und lachte.
    Sie bogen um die Ecke und blieben horchend vor der Tür stehen. Von innen kam kein Laut. Er deutete ihr an, stehenzubleiben, und drückte sanft gegen die Tür. Als sie spannweit offen war, horchte er wieder. So scharf auch seine Ohren waren, er konnte doch kein Atmen vernehmen. Die Luft war stickig, er verzog das Gesicht und öffnete die Tür ganz.
    Immer noch kein Geräusch. Er hätte seine Lampe anknipsen, können, aber er wollte die Leute nicht stören - sie mußten ziemlich tief schlafen, da die frische Luft sie nicht aufweckte. Das Zimmer war schwarz wie Tinte. Er machte einen vorsichtigen Schritt. Dann glitt er aus und verlor das Gleichgewicht.
    Er lag in etwas Weichem und Nassem. Seine Hände waren mit einer warmen, klebrigen Flüssigkeit bedeckt. In einer Sekunde stand er wieder auf den Füßen und beleuchtete mit seiner Lampe das Gesicht des Mannes, der ›O‹ genannt wurde. Er blickte vor Entsetzen erstarrt auf ihn nieder, suchte dann mit seiner Lampe nach Jesse, der einmal Professor der Anatomie gewesen war und Erscheinungen sah. Der alte Mann war nicht da.
    Robin bückte sich, wischte seine Hände am Rock des liegenden Mannes ab und ging dann rückwärts hinaus. Oktober wartete, die Umrisse ihrer Gestalt verschwammen in dem grauen Morgenlicht.
    »War er …?«
    Dann blickte sie auf seine Hemdbrust.
    »Blut!« flüsterte sie. »Ist dem Alten etwas geschehen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Der andere …?«
    »Tot!«
    Er suchte die Gegend mit seiner Lampe ab. Nirgends war eine Spur von dem alten Mann, der ein so gutes Englisch sprach. Vielleicht war er schon bei seiner Erscheinung, die in manchen Nächten zu ihm kam, ihn auslachte und ihm befahl, was er zu tun habe.
    Sie gingen zurück zu dem kleinen Verschlag und sammelten die Decken und Kissen.
    »Wir müssen von hier fort - aber schnell«, sagte er, während er die Sachen zum Wagen trug. »Der arme Teufel! Professor der Anatomie! Das glaube ich gern.«
    Als er den Wagen anließ, erschien ihm das Geräusch ohrenbetäubend. Es war ihm, als könne niemand auf Erden wohnen, ohne es zu hören.
    »Ich weiß nicht, wie weit wir mit einem Liter Benzin kommen«, sagte er, »aber wir wollen so weit fahren wie nur möglich.«
    Sie erreichten auf dem verwahrlosten Weg die Straße und fuhren in derselben Richtung wie gestern weiter. Der Morgen war sehr trüb - kaum von der Nacht zu unterscheiden. Weiße Nebelflecken lagen in den Vertiefungen, und als sie einen steilen Hügel hinunterfuhren, gerieten sie in dicken Nebel.
    Als der Wagen später einen kleinen Berg hinaufkeuchte, begann der Motor plötzlich zu spucken, und es ging nur noch ruckweise vorwärts. Knapp vor der Scheitelhöhe blieben sie endgültig stehen. Er zog die Bremsen an, kletterte heraus und ging zum Gipfel hinauf. Von hier aus lief die Straße wieder sanft bergab.
    Er kam zurück, und dann schoben sie mit großer Mühe gemeinsam den Wagen bis oben hin. Hier setzten sie sich nieder, um Atem zu schöpfen.
    »Kannst du nicht dein Hemd ausziehen?« fragte sie besorgt. »Es sieht einfach schrecklich aus! Und deine Hände …«
    Er blickte sich nach Wasser um, aber keine Quelle war zu sehen.
    »Könnte ich nicht etwas für dich kaufen gehen?« fragte sie plötzlich.
    Er steckte die Hand in die Tasche, und als er sie wieder hervorzog, lagen zwei Vierteldollar auf seiner Hand.
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher