Nach zwei Tagen Regen folgt Montag
Stechsonden haben geholfen, Brände im Untergrund zu orten. »Doch die Messungen nützen wenig, solange nicht verstanden ist, auf welche Weise die Feuer fortschreiten«, sagt Stefan Voigt vom DLR .
Die deutschen Forscher entwickeln Computermodelle, die das Ausbreiten von Kohlebränden simulieren sollen. Doch Erkundungen vor Ort sind unerlässlich. Jahrelang haben die DMT -Experten Jharia in Indien erforscht. »Unsere Aufgabe ist es zunächst, die Brände aufzuspüren« – im Auftrag der indischen Regierung. Im Gebiet von Jharia »brennt die ganze Region«, so Gielisch. 55 Feuer hätten er und seine Kollegen dort entdeckt. Dann ging es ans Löschen. Auch dabei ist Expertise dringend gefragt, wie fatale Löschversuche der letzten Jahre gezeigt haben: »Einwohner machten den Fehler, Brände mit Wasser löschen zu wollen – das war keine gute Idee«, sagt Gielisch. Säure aus der Kohle sickerte in den Boden und vergiftete das Grundwasser – auf die Feuerkatastrophe folgte das Giftdesaster. Außerdem scheint Wasser die unterirdischen Brände sogar zu beschleunigen, es wirkt offenbar ähnlich wie Fett in einer heißen Bratpfanne: Das Wasser verstärkt den Hitzestau im Boden.
Die Experten gehen mit Flugasche, einem Spezialschaum oder mit Zement gegen die Kohlebrände vor. Mancherorts räumen zunächst Sprengungen und Bagger Brandherde aus. Dann gießen Arbeiter Betonmauern in den Untergrund, die das Feuer stoppen sollen. Zuletzt entscheidet das Geld über das Löschmittel: Am besten funktioniere ein teurer Löschschaum, berichtet Gielisch. Die selbsthärtende Substanz legt sich wie ein Panzer um die Glut und erstickt sie. Die kostengünstigere Lösung ist Flugasche, die in Kohlekraftwerken massenhaft anfällt. Vielerorts werfen auch Bagger einfach massenhaft Sand und Erde auf offene Erdspalten, um dem Feuer die Sauerstoffzufuhr abzuschneiden.
Kohlefeuer gelten inzwischen als weltweite ökologische Katastrophe: Die Brände setzen erhebliche Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid ( CO 2 ) frei. Belastbare Zahlen gibt es aber nur für die USA : Dortige Kohlefeuer erzeugen Studien zufolge bis zu ein Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen durch den Menschen. Doch die Kohlebrände in China und Indien sind erheblich größer als in den USA . Nach Schätzungen von Forschern des East Georgia College in den USA würden drei Prozent des menschengemachten CO 2 -Ausstoßes von den chinesischen Kohlebränden freigesetzt. Doch all diese Emissionszahlen sind stark umstritten. Der CO 2 -Ausstoß der Brände hängt unter anderem davon ab, wie effizient die Kohle verbrennt. Vor Urzeiten scheinen Kohleflöze sehr effizient gebrannt zu haben – weltweit. Die Abgase sollen damals die Meere vergiftet und das Massenaussterben vor 250 Millionen Jahren mit verursacht haben, glauben Forscher. Es war der verheerendste Exitus aller Zeiten: 90 Prozent aller Meereslebewesen und 70 Prozent der Landbewohner starben damals aus. Derzeit jedoch meinen Ingenieure, die Brände in den Griff kriegen zu können. In Indien habe man jahrelang schwelende Brände binnen zwei Tagen löschen können, berichtet Gielisch. In zehn Jahren sollen in Jharia alle Kohlefeuer erstickt sein. Doch selbst wenn es gelingen sollte, ist das Problem nicht gelöst: In Indien und China werden nahezu täglich neue Brandherde entdeckt.
Auf andere Weise hitzig verläuft die Debatte um den Klimawandel. Sie beruht nicht allein auf wissenschaftlichen Daten, auch Emotionen und politische Einstellungen haben Einfluss. Forscher sind Menschen mit Schwächen und Interessen, sie verteidigen ihre Ergebnisse mitunter mit Methoden, die nicht mehr unbedingt der Wahrheitsfindung dienen. Das nächste Kapitel berichtet von einer beispiellosen Wissenschaftsfehde – dem sogenannten Climategate. Unbekannte hatten im November 2009 E-Mails britischer Klimaforscher gestohlen und im Internet veröffentlicht. Die Internet-Konversation dokumentiert, wie führende Klimaforscher sich unter teils heftigen Angriffen von außen in einen erbitterten und folgenschweren Grabenkrieg verstrickt haben, in den auch Medien, Umweltverbände und Politiker hineingezogen wurden.
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Climategate: Heißer Kampf ums Klima
Erwärmt sich unser Planet bis 2100 um ein Grad, zwei Grad oder sogar noch mehr? Ist der Mensch allein schuld am Klimawandel, und was kann gegen ihn unternommen werden? Obwohl selbst die meisten Skeptiker inzwischen einräumen, dass der Mensch, seine Fabriken und Autos die Luft aufheizen, sind das
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