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Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Titel: Nach zwei Tagen Regen folgt Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bojanowski
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Goethes Zeiten eine Touristenattraktion. Auf der bewaldeten Anhöhe geriet im 16. oder 17. Jahrhundert ein Kohleflöz in Brand, das bis heute glimmt – aus Gesteinsspalten wabern warme Dämpfe.)
    Vor allem Indien, China, Indonesien, Südafrika und die USA sind betroffen. Dort haben sich Tausende Kohleflöze entzündet, das Feuer reicht weit unter die Erde. Aktuellen Studien zufolge werden weltweit jährlich bis zu 600 Millionen Tonnen Kohle unbrauchbar. Das Problem ist nicht neu: In Australien etwa lodert ein Kohlefeuer angeblich seit 6000 Jahren. Im US -Bundesstaat Pennsylvania musste die Stadt Centralia bereits aufgegeben werden, weil sie von einem Kohlebrand unterwandert wird, anderen Ortschaften in der Gegend droht das gleiche Schicksal. Die Bewohner von Uniontown etwa können ein unterirdisches Feuer, das näher kommt, bereits riechen. Die Wiesen im Ort wölben sich aufgrund der Hitze, und hinter manchen Gärten steigt Dampf empor. Doch vor allem in Indien und China weiten sich die unterirdischen Brände aus, dort stehen Kohleflöze auf Tausenden Kilometern Länge in Flammen. Regionen von der Größe deutscher Bundesländer werden von Feuer unterwandert, die Flammen bedrohen zahlreiche Städte. Manche Spalten, in denen das Gestein glüht, klaffen mehr als 100 Meter tief. Wälder und Wiesen fangen Feuer. Schwefelgeruch legt sich über Landschaften. Experten der Geologiefirma DMT , die beim Löschen helfen, berichten Alarmierendes: Im Gebiet von Jharia, Indien, etwa seien zahlreiche Häuser bereits eingestürzt, weil der verkokelte Boden ins Rutschen gerät. Menschen seien in den geruchlosen Kohlenmonoxid-Schwaden, die dort aus der Erde kriechen, im Schlaf erstickt. Der Boden in der Gegend ist zerrüttet, Kinder sollen in Erdspalten verschwunden sein. Mancherorts ist der Boden Hunderte Grad heiß, berichtet Hartwig Gielisch von DMT . »Normale Schuhe schmelzen«, sagt der Geoforscher. Man könne dort nur mit Spezialstiefeln gehen.
    Nur wenige Kohlefeuer sind natürlichen Ursprungs, die meisten haben Menschen entfacht – mit Schweißarbeiten, Zigarettenkippen oder durch Müllverbrennung. Am häufigsten entzünden sich die Feuer beim sogenannten Krabbel- und Wühlbergbau: In Indien und China graben viele Leute auf eigene Faust nach Kohle. Die Brandstifter merken meist nichts von ihrer Tat; das Feuer bricht erst aus, nachdem die Bergbauer die Voraussetzungen geschaffen haben. Die Kohlesammler öffnen Klüfte in der Erde, sodass Luft eindringen kann – dabei entzündet sich die Kohle: In Kontakt mit Sauerstoff vollziehen sich chemische Reaktionen, bei denen Wärme freigesetzt wird. Staut sich die Hitze auf über 80 Grad, bricht Feuer aus. Professionelle Kohleminen werden »bewettert«: Abluft sorgt dafür, dass sich die Grube nicht allzu stark aufheizt. In Indien und China jedoch heizen sich viele Minen extrem auf. Die Behörden kriegen das Problem nicht in den Griff, denn der private Bergbau bietet vielen Menschen eine Lebensgrundlage. Abnehmer gibt es genügend, die meisten Haushalte benötigen Kohle zum Heizen. Der Staat scheint machtlos gegen die Übermacht der Wühler, Kontrollen verpuffen. Dabei haben Indien und China großes Interesse daran, die Feuer einzudämmen. Nicht nur verpflichtet sie ihr hoher Energiebedarf zur Schonung der Ressourcen. Allein in China verbrennen jährlich rund 25 Millionen Tonnen Kohle, schätzen Fachleute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ( DLR ). Die Menge entspricht ungefähr der jährlichen Kohleförderung Deutschlands. Auch die Kohle in der Umgebung der Brände wird unbrauchbar. Jährlich gingen in China laut DLR rund 200 Millionen Tonnen für den Abbau verloren.
    Neben der Ressourcenverschwendung sind es besonders die unmittelbaren Gefahren, die die Behörden in Indien und China beschäftigen – die Kohlebrände bedrohen mittlerweile Hunderte Ortschaften. Doch die Bekämpfung der Katastrophe ist kompliziert, sie scheitert oft schon daran, dass die Brandherde unentdeckt bleiben – obgleich es überall raucht. Anders als im Krater bei Darvaza sind die meisten Bodenfeuer in Indien nicht sichtbar, berichtet Hartwig Gielisch. Lediglich Dämpfe und Bodenhitze zeugen von der schwelenden Gefahr. Klüfte im Boden leiten den Rauch oft weit entfernt vom Brandherd an die Oberfläche, sodass die Suchtrupps irregeleitet würden, erläutert Gielisch. Experten des DLR haben zwar anhand von Satellitendaten zahlreiche Hitzeareale identifizieren können. Auch Infrarotkameras und

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