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Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Titel: Nach zwei Tagen Regen folgt Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bojanowski
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Hasselmann. Er gab den Medien die Schuld an Dramatisierungen. »Viele Journalisten wollen von Unsicherheiten der Forschungsergebnisse nichts wissen«, klagt MPI -Forscher Martin Claußen. Tatsächlich hatten Soziologen »Überbietungsdiskurse« in den Medien identifiziert – die Katastrophen würden in immer finstereren Farben gemalt. Peter Weingart kritisiert dagegen auch die Wissenschaftler: »Ihre eigenen überzogenen Behauptungen lassen Klimatologen gern unerwähnt.«
    Während die Debatte in den USA immer wieder aufflammte, »waren die Skeptiker in Deutschland jedoch bald wieder marginalisiert«, konstatiert der Soziologe Hans Peter Peters vom Forschungszentrum Jülich, der die Klimaberichterstattung in Deutschland analysiert hat. Die Kommunikationsstrategie führender Forscher lasse sich über lange Zeit als Erfolg deuten: »Das propagierte Klimaproblem wurde von den Medien ernst genommen«, sagt Peters. Er sieht sogar eine »starke Co-Orientierung von Wissenschaft und Journalismus bei der Berichterstattung über den Klimawandel«.
    Allerdings versuchten Wissenschaftler mitunter auch, Druck auszuüben, wenn sie mit der medialen Berichterstattung nicht einverstanden waren. Nach Berichten, die die Dringlichkeit des Klimaalarms abzuschwächen schienen, gingen in deutschen Redaktionen regelmäßig Protestbriefe ein, die Forscher manchmal sogar vorher abgestimmt hatten. Auch die E-Mails belegen nun, dass Klimaforscher Proteste gezielt gegen einzelne Journalisten organisierten. Als beispielsweise im Oktober 2009 ein kritischer Artikel über die Ergebnisse der Klimaforschung auf BBC Online erschien, gelangten britische Forscher nach interner E-Mail-Debatte am 12. Oktober zu dem Ergebnis, einen ihnen gewogenen BBC -Redakteur zu fragen, »was da los ist«. Auch in Deutschland schrieben Klimaforscher zahlreiche Protestbriefe an die Medien. Das hat System, wissen Sozialforscher: Freundlich gesinnte Medien können der Karriere nützen. Der Kampf um die Aufmerksamkeit in den Massenmedien diene nicht nur der Mobilisierung öffentlicher Unterstützung, sondern könne auch eine erfolgreiche Strategie erhöhter Wahrnehmung innerhalb der Wissenschaft sein, hat etwa der Soziologe David Phillips von der Universität in San Diego, USA , herausgefunden.
    Innerhalb der Fachgemeinde wenden manche Forscher ähnlich rabiate Methoden an wie gegen Kritiker von außen, wie die E-Mails offenbaren. Unter dem Druck der Klimaskeptiker verschanzten sich die Wissenschaftler in einer Art Wagenburg. Sie ließen sich von den Kritikern regelrecht treiben: Aus Sorge, Unsicherheiten ihrer Ergebnisse könnten aufgebauscht werden, suchten sie die Zweifel zu verschleiern. »Gebt den Skeptikern nichts, woran sie sich hochziehen können«, schrieb der renommierte Klimatologe Phil Jones von der britischen Universität von East Anglia am 4. Oktober 2000 in einer E-Mail, die im Zentrum des Mail-Skandals steht.
    Bisweilen wurden Wissenschaftler von ihren Kollegen sogar darauf hingewiesen, dass sie der falschen Seite nützten: Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research in den USA etwa hatte 1995 bei den Verhandlungen zum zweiten UNO -Klimabericht unter der Einflussnahme der Erdölstaaten zu leiden. Im Januar 2001 beschwerte er sich in einer E-Mail bei seinem Kollegen John Christy von der Universität von Alabama, dass die Vertreter Saudi-Arabiens bei den Verhandlungen zum dritten UNO -Klimareport eine Studie Christys gefeiert hätten. Christy antwortete: »Wir unterliegen keiner Maulkorb-Verordnung.« Der Paläoklimatologe Michael Mann von der Pennsylvania State Universität versuchte, seine Kollegen in einer E-Mail am 17. September 1998 einzuschwören: Die Fachgemeinschaft müsse eine »einheitliche Front bilden«, um eine »effektive langfristige Strategie« entwickeln zu können. Paläoklimatologen rekonstruieren das Klima der Vergangenheit. Ihre Hauptdatenquelle sind alte Baumstämme, deren Jahresringe Aufschluss über das Wetter vergangener Zeiten geben können. Niemand weiß besser als die Forscher selbst, dass Baumdaten erheblichen Unsicherheiten unterliegen – in ihrem E-Mail-Austausch haben sie die Probleme ausführlich diskutiert. Gleichwohl lassen sich nach sorgfältiger Analyse der Daten brauchbare Klimarekonstruktionen erstellen. Das Problem: Es ergeben sich unterschiedliche Klimakurven, je nachdem, welche Daten einbezogen werden.
    Michael Mann und seine Kollegen waren Pioniere, sie schufen die erste Temperaturkurve für die

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