Nachbar mit Benefits (German Edition)
körperlich spüren, wie er sie von oben bis unten betrachtete, und sie fühlte sich wie ein erstarrtes Reh im nächtlichen Scheinwerferlicht eines Autos.
»Sie können es sich ja auch leisten, zu zeigen, was Sie haben!«
Inge wurde kalt und heiß zugleich. Es war unzählige Jahre her, dass sie ein solches Kompliment zu hören bekommen hatte. Elmar war in dieser Hinsicht eine Null. Für ihn stellte schon ein »Nicht schlecht« ein großes Lob dar.
»Finden Sie?«
»Aber ja doch!« Uwe nickte und betrachtete sie unverblümt weiter, als wollte er ihre Maße abschätzen. »Drehen Sie sich doch mal um, zeigen Sie sich von hinten!«
Mit klopfendem Herzen tat Inge, was er wollte und fragte sich, auf was sie sich da eigentlich gerade einließ. Gott im Himmel, sie war eine verheiratete Frau, die sich einem jungen Mann im Bademantel anbot wie eine Hure auf dem Strich.
»Toller Hintern«, lobte er, und sogar diese eigentlich eher unflätige Bemerkung fühlte sich wie ein charmantes Kompliment an. »Und Ihre Beine, also ich muss schon sagen, alle Achtung!«
Das Hochgefühl breitete sich in Inge immer weiter aus. Was ein Mann doch mit Worten alles bewirken konnte! Ihr Elmar hatte das bis heute nicht begriffen. Aber hier, auf dem Flur vor der Wohnungstür des neuen Mieters, schmolz sie allein durch ein solches Komplimentchen geradezu dahin.
»Danke sehr, ich weiß nicht …« Die Sache wurde ihr allmählich etwas zu heikel. Die Stimme ihres Gewissens erinnerte sie immer mahnender daran, dass sie schließlich verheiratet sei und dass sie auf ganz dünnem Eis Schlittschuh lief.
»Ach was, Sie sind doch eine Frau in den allerbesten Jahren, Sie müssen sich doch nicht genieren. Zeigen Sie ruhig, was Sie haben.«
»Also, ich …«
Inge spürte, wie ihre Stimme zitterte. Überhaupt: Sie zitterte gerade von Kopf bis Fuß in einer Mischung aus Nervosität und geiler Erregung.
»Kommen Sie erstmal herein, Sie sind ja ganz blass«, sagte er und nahm sie sanft bei der Hand. »Dieses Wetter macht dem Kreislauf zu schaffen.«
Sie folgte ihm beinahe willenlos, als er sie an der Hand in seine Wohnung führte und die Tür hinter ihnen beiden ins Schloss fallen ließ. Da war sie nun, und es gab kein Zurück. Es ging ihr zu schnell, und es lief nicht nach ihrem vage zurechtgelegten Plan. Aber sie wusste, sie hatte es gewollt und gewünscht, und manche Wünsche gingen eben in Erfüllung.
»Hübsch haben Sie es hier«, sagte sie mit unsicherer, wackeliger Stimme, um wenigstens irgendetwas zu sagen. Überall standen Kartons herum; einige waren offen und sorgten für das reinste Chaos. Inge biss sich auf die Lippen. Sie musste aufpassen, was sie sagte, denn lächerlich machen wollte sie sich auf keinen Fall.
»Sie sind zu charmant, Sie Schmeichlerin! Ich bin ja noch mittendrin im Einzug.«
»Also, ich heiße Inge«, sagte sie und reichte ihm die Hand, nur um sie sofort wieder zurückzuziehen, weil diese Geste ihr völlig unpassend erschien. Er jedoch lächelte sie an und ging über diese kleine Unsicherheit mit der Nonchalance eines echten Gentleman hinweg.
»Uwe!« Er verneigte sich sogar. »Tut mir leid, dass hier alles noch so fürchterlich unordentlich ist, aber Sie wissen ja …«
»Oh, ich kann Ihnen gerne ein wenig helfen, wenn Sie möchten.« Inge fluchte innerlich. Da bat ein solcher Mann sie herein, während sie aufgebrezelt war wie eine Diva, und sie hatte sofort nichts anderes im Sinn, als ihm den Haushalt machen zu wollen. Was hatten all die Ehejahren nur aus ihr gemacht?
»Jetzt machen Sie es sich erst einmal bequem, bevor Sie mir umkippen, Inge.«
Er führte sie ins Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin erhaschte Inge instinktiv einen Blick ins Schlafzimmer und erspähte auf Anhieb das zerwühlte Bett. Kein Zweifel, hier war mit dieser Vera einiges vorgegangen. Er hatte sicher nicht nur ein Kaffeechen mit ihr getrunken.
Sie nahm auf der bequemen Couch Platz. Noch immer schlug ihr Herz wie verrückt, und ihr Blutdruck musste vor lauter Aufregung in astronomischen Höhen sein. Wie dieser Mann duftete, wie er aussah, wie er sich bewegte! Schlagartig fielen Inge all ihre verruchten und verdorbenen Phantasien und Tragträume ein.
»Sie sind ja immer noch ganz blass, Inge. Ich hole Ihnen ein Glas Wasser. Oder möchten Sie lieber etwas Stärkeres?«
Wieder war da dieses Zwinkern auf seinem Gesicht, als wüsste er ganz genau, was in ihr vorging. Es schien ihm wirklich kein Geheimnis zu sein, weshalb sie hergekommen war und sich
Weitere Kostenlose Bücher